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Home/Newscenter/Der Test hat es bewiesen: Die USA sind für Deutschland schlagbar!

Kochs NachschlagDer Test hat es bewiesen: Die USA sind für Deutschland schlagbar!

23. Juli 2024

Ich habe eine Wette mit einem Arbeitskollegen laufen. Als er mir sagte, dass er glaube, dass die USA nicht die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen gewinnen würden, war ich sofort hellhörig. Letztendlich einigten wir uns auf den überschaubaren Betrag von 20 Euro, den ich ihm zahlen muss, wenn die Mannschaft von Steve Kerr nicht ganz oben auf dem Podest steht. Umgekehrt wandert das Geld in meine Tasche, wenn LeBron James und Co. ihrer Favoritenrolle gerecht werden. Als wir diese Vereinbarung vor ungefähr sechs Wochen trafen, hatte ich die Summe gedanklich schon bei mir verbucht. Mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher. Die USA entkamen bei 101:100-Sieg gegen Südsudan nur knapp einer riesigen Blamage, und am Montag hat die deutsche Mannschaft bei der 88:92-Niederlage in London einerseits die Verwundbarkeit der Amerikaner und andererseits ihre eigenen Ansprüche und Qualitäten unterstrichen. Dieser Nachschlag befasst sich ausschließlich mit diesen beiden Teams, letztendlich sind sie Titelverteidiger und Weltmeister. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Amerikanern, weil ich die Mannschaft von Bundestrainer Gordon Herbert hier schon genauer unter die Lupe genommen habe. Eine Vorschau, in der ich auf die anderen Teilnehmer eingehe, folgt im Laufe der Woche.

Eine neue Basketballwelt

Der in deutschen Medien gerne kolportierten Auffassung, diese amerikanische Topauswahl sei eine Reaktion auf die Halbfinalniederlage gegen Deutschland bei der WM 2023, kann ich nur bedingt zustimmen. Die Olympischen Spiele hatten für die NBA-Stars schon immer eine immense Anziehungskraft. Es begann 1992 in Barcelona mit dem originären Dreamteam, das damals eine der größten Attraktionen der Spiele war und den immensen Klassenunterschied zum Rest der Welt demonstrierte. Jetzt sind wir 32 Jahre weiter, und die Basketballwelt ist eine andere. Deutschland verfügt über seine beste Nationalmannschaft aller Zeiten und war dem US-Team am Montag gleichwertig. Die Amerikaner waren auf die Crunchtime-Heldentaten des fast 40-jährigen LeBron James angewiesen, um die DBB-Auswahl knapp zu besiegen. Nun kann man anführen, dass mit Kevin Durant und Tyrese Haliburton zwei wichtige Spieler fehlten. Ja, Durant ist einer der absoluten Superstars, aber es ist fraglich, inwieweit er mit seiner hartnäckigen Wadenverletzung überhaupt ein Faktor werden kann. Und ja, Haliburton ist ein hervorragender Passgeber, aber kein Spieler, der das Team auf ein anderes Level hebt. In diesem Zusammenhang muss auch die Frage erlaubt sein, ob die USA über einen herausragenden (klassischen) Point Guard verfügen.

 Athletik und 1-1 vs. Teamplay

Die US-Auswahl dominiert vor allem über Athletik. Deshalb muss man ihr Umschaltspiel kontrollieren, das am erfolgreichsten aussieht, wenn man es ihr erlaubt, lange Outlet-Pässe zu spielen. Defensiv ist das Shotblocking-Potenzial extrem hoch, weshalb die Kontrahenten den Ball viel und gut von außen werfen müssen. Deutschland versuchte am Montag zwar viele Dreier (45), traf aber nur 28,9 Prozent. Andi Obst warf 5/11, aber die Tatsache, dass der beste deutsche Werfer, der den USA schon im WM-Halbfinale kräftig eingeschenkt hatte, insgesamt elf Versuche bekam, spricht nicht für die Lernfähigkeit der Amerikaner. In besagter Partie in Manila zeigte sich Steve Kerr auch schon wenig anpassungsbereit und blieb bei seinen Switching-Mustern, die Deutschland damals konstant bestrafte. 

Während sich die USA in der Set-Offense traditionell vor allem auf ihre individuellen Qualitäten verlassen, zeigten sie sich in London defensiv anfällig gegen komplexere europäische Halbfeldstrategien, mit denen sie in der NBA nicht konfrontiert werden. Wie wichtig es dem Olympiafavoriten war, den Weltmeister zu besiegen, zeigten die Reaktionen nach dem Spiel. So gesehen mag das Ergebnis aus US-Sicht gestimmt haben, aber souverän war der Auftritt nicht.

Kochs Nachschlag

An dieser Stelle komme ich noch einmal zur deutschen Mannschaft, die mit ihrer starken Vorstellung ihre Medaillenambitionen unterstrichen hat. Darüber hinaus ist das Ergebnis für mich perfekt. Der Vorbereitungssieg gegen Deutschland könnte die USA wie im letzten Jahr in einer falschen Sicherheit wiegen. Die Herbert-Schützlinge ihrerseits wissen aber nach dieser Partie, dass sie auch dieses US-Team schlagen können. Mit mehr Teamplay und weniger 1-1 in der Schlussphase wäre es schon in London möglich gewesen. Dazu kommt die positive Erkenntnis, dass mit dem lange angeschlagenen Johannes Thiemann gerechnet werden darf. Entsprechend werte ich das Duell mit den USA als ein extrem mutmachendes Spiel. Wir dürfen uns auf die deutsche Mannschaft bei Olympia freuen!

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.