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Kochs NachschlagUnberechenbar, seltsam, verrückt – Die Liga schlägt Kapriolen

09. Januar 2025

Bei der Suche nach einem Adjektiv, das die easyCredit-BBL in dieser Spielzeit umschreibt, kommen mir unberechenbar, unkonventionell, seltsam oder verrückt in den Sinn. Zuallererst ist es natürlich eine außergewöhnliche Saison, denn mit nur 17 Mannschaften spielt die Kapelle nicht in voller Stärke. Das hat zur Folge, dass am Ende nur ein Team in den sauren Abstiegsapfel beißen muss. Zudem ist es das zweite Jahr, in dem die Play-Ins ausgetragen werden. Dieses Format hat sich aus meiner Sicht bewährt, ist aber für die breite Masse immer noch neu und damit auch gewöhnungsbedürftig. Aber warum schwirren mir die Adjektive aus dem Eröffnungssatz durch den Kopf? Ich blicke zunächst einmal auf zwei Guards, die sich an diesem Spieltag duellieren und deren Gegensätze einen ersten Anhaltspunkt liefern. Brae Ivey ist der effektivste Spieler der Liga und hat in jeder Begegnung zweistellig gepunktet. Trotz dieser Konstanz ihres Schlüsselspielers stehen die Veolia Towers Hamburg aber derzeit nur auf dem 14. Platz. Darius McGhee dagegen kann wie kein anderer Spieler als Scorer eskalieren. Bereits zwei Mal gelang es ihm in dieser Saison, die 40-Punkte-Marke zu knacken (beides Siege). Andererseits gab es aber auch nur sieben und fünf Punkte gegen Vechta und Würzburg sowie null Zähler gegen München (alles Niederlagen). Und seine Telekom Baskets Bonn sind ähnlich inkonstant wie ihr Star (Details dazu hier im Vorbericht), aber immerhin Sechster.

Neue Trainer aus dem Osten für den Osten

Unkonventionell – so haben die ROSTOCK SEAWOLVES und der SYNTAINICS MBC ihre Trainerstellen besetzt. Zum einen sind Przemyslaw Frasunkiewicz und Janis Gailitis die einzigen BBL-Cheftrainer, die vorher noch nicht in der deutschen Liga aktiv waren, und andererseits sind die Beiden auch erstmals außerhalb ihrer Heimatländer tätig. Unter dem Polen Frasunkiewicz (Rostock) und dem Letten Gailitis (MBC) spielen beide Vereine bislang eine gute Rolle. Die Rostocker sind mit drei Siegen in Serie das derzeit „heißeste“ Team der Liga, und die Weißenfelser konnten zwischenzeitlich sieben von neun Begegnungen für sich entscheiden. Ihre erstmalige Teilnahme am TOP FOUR, das sie ausrichten werden, unterstreicht, wie volatil die Kräfteverhältnisse geworden sind. Die in den letzten Jahren immer zu den Abstiegskandidaten zählenden Wölfe werden beim Pokalendturnier neben dem Favoriten FC Bayern München vom Aufsteiger SKYLINERS und dem seit einigen Jahren um Stabilität ringenden Ex-Meister Bamberg Baskets flankiert. Auch diese Konstellation ist nicht alltäglich und spricht für die Ausgeglichenheit der Liga.

Das punkgleiche Spitzenquartett

Okay, die Bayern als der große Favorit grüßen als Tabellenführer. Aber wer hätte erwartet, dass sie zu diesem Zeitpunkt schon vier Niederlagen auf dem Konto haben würden? Ich jedenfalls nicht. Diese Bilanz ist auch der Doppelbelastung mit der Euroleague geschuldet, unterstreicht aber gleichzeitig die Qualität der Liga, zumal die Bayern gegen Würzburg und Hamburg nur hauchdünn weiteren Pleiten entgingen. Und wer bitte hat die MLP Academics Heidelberg so weit oben erwartet? Nach dem in letzter Sekunde verhinderten Abstieg hat man am Neckar durch kluge Personalentscheidungen im Sommer die Weichen für eine deutlich bessere Saison gestellt und zelebriert mit einem Trainer, der zuletzt mit Tübingen abgestiegen war, dieses Wochenende als Zweiter das Spitzenspiel gegen den Ersten München. Der Tabellendritte ratiopharm ulm ist mittlerweile seit vielen Jahren ein stabiler Player auf hohem Niveau, und die FIT/ONE Würzburg Baskets, aktuell Vierter, schicken sich an, dies auch zu werden. Die größte Negativüberraschung liefert bislang ALBA BERLIN. Trotz des riesigen Verletzungspechs muss der 15. Platz als herbe Enttäuschung gewertet werden. In Abstiegsgefahr werden die Albatrosse nicht geraten, aber hin zu einer konstanten Besserung ist es trotz des Erfolges im Prestigeduell gegen die Bayern noch ein weiter Weg. Die Playoffs sind auf jeden Fall noch möglich.

Kochs Nachschlag

Unberechenbare, verrückte, komische Saison – wer von euch erinnert sich noch an die Spielzeit 2009/2010? Damals trennte nur ein einziger Sieg den Hauptrundenersten vom Tabellenvierten. Diese Ausgeglichenheit an der Spitze ist eine Parallele zur laufenden Saison, in der aktuell vier Teams punktgleich oben rangieren. 2010 kam es aber dann dazu, dass alle schlechter platzierten Teams im Viertelfinale gewannen! Das ist bis heute in der Geschichte der BBL-Playoffs einmalig geblieben. Unter anderem eliminierten die Braunschweiger, die sich als Achter noch gerade so qualifiziert hatten, den Titelverteidiger Oldenburg, und am Ende gewann Bamberg als Hauptrundenfünfter die Meisterschaft. Aber eine Wiederholung dieser wunderlichen Playoff-Geschichte kann ich beim besten Willen nicht prognostizieren. Dafür wirken die Bayern einfach zu stark.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital, DAZN und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag".