Kaum eine Serie in der easyCredit Basketball Bundesliga ist verrückter als die Heim- und Auswärtsbilanz der EWE Baskets Oldenburg (11:11). In der Ferne will so gar nichts gelingen, zu Hause nahezu alles. So auch im für das im Kampf um die Play-ins enorm wichtigen Nordduell gegen die Veolia Towers Hamburg (10:12), das die Mannschaft von Trainer Mladen Drijencic mit 99:81 gewinnt.
Spielverlauf und Wendepunkte: Hamburg begann zwar direkt spektakulär per Dunk von Kur Kuath und Dreier von Jordan Barnett, gab die Führung jedoch schnell wieder ab. Auch, weil Ex-Tower Max DiLeo zweimal aus der Distanz erfolgreich war. Die Gastgeber trafen weiter hochprozentig von der Dreierlinie und konnten somit immer wieder Auswege aus der aggressiven Verteidigung der Hansestädter finden. Ein Hauptgrund, weswegen der Außenseiter zur Halbzeit zum 48:48 dran blieb, war aber die Aggressivität im Angriff. Allein in der ersten Halbzeit zog das Team von Trainer Benka Barloschky 22 Freiwürfe, verwandelte jedoch nur 13. Daran änderte sich nach dem Seitenwechsel zwar nichts, dafür setzten sich die Gäste dank eines überragend Regie führenden Brae Ivey auf 72:65 vor dem Schlussviertel ab. Die zahlreichen Ballverluste der Oldenburger hatten ihren Anteil daran. Nach einem Dreier von Osaro Jürgen Rich stand es sogar 77:67 (31.). Es sah gut aus für die Hamburger. Bis Justin Jaworski endlich Feuer fing und mit seinem Dreier zum 77:77 (34.) auch die EWE Arena belebte. Wenig später bebte sie. Da hatte Alen Pjanic gerade einen 17:0-Lauf zum 84:77 (36.) per Dunk vollendet. Auszeit Towers; Schluss, Aus und vorbei. Auch die nächsten sechs Punkte gingen an die Niedersachsen, der Sieg und direkte Vergleich ebenso.
Duell im Fokus: In Jaworski und Ivey standen sich zwei der auf ihre jeweilige Art spektakuläreren Point Guards gegenüber, die Scoring fehlerfrei buchstabieren können. Bis die Spielmacher heiß liefen, verging jedoch etwas Zeit, erst im zweiten Viertel war in Ivey einer der beiden erstmals erfolgreich. Die Hausherren hatten sich ebenso auf den US-Amerikaner eingestellt, wie die Towers auf dessen Landsmann, den sie immer wieder zu Pässen zwangen. In der Konsequenz kamen beide auf ein Double Double mit Punkten und Assists. Jaworski hatte am Ende 20 und zehn, Ivey 15 und 13.
Zahlen, bitte: Wer weiß, was drin gewesen wäre, hätte Hamburg mehr als 18 von 32 Freiwürfen (56,3 Prozent) getroffen. Wie es besser geht, zeigten die Gewinner, die 32 von 36 (88,9 Prozent) verwandelten.
Rekordverdächtig: Die bisherige Bestleistung von DiLeo von der Dreierlinie stand bei vier Treffern – erzielt noch als Turm am 11. Februar 2022 gegen Würzburg. Seinem Ex-Club schenkte der Deutsch-Amerikaner nun ebenfalls ein Quartett von Tripletts ein, bei perfekter Quote.

Spieler der Partie: Sechs Punkte hatte Jaworski nach dem dritten Viertel. Ein mikroskopischer Wert für seine Verhältnisse. Dann brannte er den Towers 14 Zähler im finalen Abschnitt auf den Pelz und gewann damit auch das direkte Scoringduell Mann gegen Team in diesem Viertel mit 14:9. Zehn Assists gab es obendrauf. Auch erwähnenswert ist die starke Allroundleistung des ehemaligen Hamburgers Seth Hinrichs, der zwölf Punkte, sechs Rebounds und fünf Assists auflegte.
Die Deutschen: Waren richtig stark. DiLeo erzielte mit 14 Punkten eine Saisonbestleistung, Len Schoormann kam auf 13 Zähler, Norris Agbakoko ebenso, er holte dazu sechs Rebounds. Über Hinrichs wurde bereits gesprochen. Pjanic hatte immerhin noch neun Zähler. Auf der Gegenseite kam Benedikt Turudic auf acht Punkte, die Ex-Oldenburger Kenneth Ogbe und Niklas Wimberg jeweils auf sechs, Rich auf fünf.
Award-Anwärter: Für den MVP- und Coach-of-the-Year-Award kommt angesichts der tabellarischen Situation kein Spieler oder Trainer der beteiligen Teams infrage. Als Verteidiger des Jahres hat Kuath Außenseiterchancen. Jaworski und Ivey mischen aber sehr wohl mit im Rennen um den besten Offensivspieler der easyCredit Basketball Bundesliga. Das wiesen beide im direkten Aufeinandertreffen nach.
Am Rande der Bande: Oldenburg spielte abermals ohne Geno Crandall und Eli Brooks. Bei den Gästen fehlt weiterhin Zsombor Maronka (Fuß), außerdem musste Jaizec Lottie wegen Kniebeschwerden aussetzen.
Sonstiges: Von Down Under gekommen, von Downtown treffsicher. Oldenburgs australischer Neuzugang Ben Ayre traf bei seinem Debüt direkt den ersten Dreier. Dabei blieb es.
Wie geht's weiter: Die EWE Baskets treten am kommenden Samstag (20 Uhr) bei den MHP RIESEN Ludwigsburg an. Die Veolia Towers empfangen zur gleichen Zeit RASTA Vechta.
Video: Highlights zu dieser Partie gibt es in Kürze hier bei Dyn oder auch auf dem YouTube-Kanal von Dyn und der Liga.