Hier kommen die Fundamentals - in aller Kürze das Wichtigste zum elften Spieltag ... an dem Heidelberg das Spitzenspiel gegen Ulm gewinnt, sich dadurch die Tabellenführung schnappt und dem Meister von 2023 die erste Heimniederlage der Saison zufügt. Während sich Bamberg dank eines 17:0-Laufs gegen Bonn durchsetzt, gewinnt Ludwigsburg dank 21 forcierter Ballverluste den Intensitätsgipfel gegen Chemnitz. Derweil zeigt Brae Ivey wieder mal, wie wertvoll er für Hamburg ist, und Johann Grünloh schlüpft wieder mal in die Rolle des Blockmonsters.
Tabellenführung geschnappt: Heidelberg gewinnt Spitzenspiel in Ulm
Zahlen, bitte: Bei 5-0 stand die Heimbilanz von ratiopharm ulm vor dem elften Spieltag – damit war der Tabellenführer das beste Heimteam der Liga. Bei 4-1 stand die Auswärtsbilanz der MLP Academics Heidelberg – damit war das Überraschungsteam der Liga das beste Auswärtsteam. Nur ein Status würde Bestand haben – der von Heidelberg. Durch einen 69:67-Auswärtserfolg fügte die Truppe von Danny Jansson Ulm die erste Heimniederlage zu, gewann zudem im siebten Anlauf das erste Duell mit den Schwaben in der Beletage und schnappte sich von Ulm die Tabellenführung.
Spiel der Läufe: Danach sah es in der zweite Hälfte aber lange nicht aus. 17 Minuten vor Spielende lagen die Ulmer mit 19 Punkten Differenz in Führung – aber ab Ende des dritten Durchgangs ließen die Heidelberger 8:19 Minuten lang keine Punkte, 10:59 Minuten lang keinen Feldtreffer zu. Durch einen 14:0-Lauf drehten die Gäste die Partie, DJ Horne (14 PTS) besorgte fünf Minuten vor Spielende nicht nur die erste Heidelberger Führung seit Anfang des zweiten Durchgangs, bei sieben Sekunden auf der Uhr netzte der Rookie-Guard ganz abgezockt den Dagger-Dreier zur 69:64-Führung ein. Vergessen waren die null von fünf von Downtown, bei denen Horne vor der Crunchtime gestanden war.
Nach Einzug ins TOP FOUR: Bamberg nutzt Befreiungsschlag gegen Bonn
Zahlen, bitte: Sechs Niederlagen nacheinander hatten die Bamberg Baskets gegen die Telekom Baskets Bonn einstecken müssen, der letzte Sieg der Oberfranken gegen die Rheinländer datierte vom 13. März 2021. Nun stoppten die Bamberger nicht nur diese Negativserie, mit einem 92:73-Heimerfolg dominierte die Truppe von Anton Gavel sogar, einen höheren Sieg gegen Bonn hatte ein Bamberger Team zuletzt am 10. November 2019 eingefahren. Nach dem Einzug ins TOP FOUR scheint der Befreiungsschlag im Ligabetrieb geklappt zu haben.
Spiel der Läufe: Knapp fünf Minuten vor Ende des dritten Viertels lagen die Bamberger „nur“ mit 58:53 vorne, dann hielten sie Bonn 7:08 Minuten lang ohne Punkte und 8:45 Minuten lang ohne Feldtreffer. Durch einen 17:0-Lauf entschied die Gavel-Truppe die Partie. KeyShawn Feazell (14 PTS, 9 REB, 3 BLK) war während dieser Drangphase am auffälligsten, über die gesamte Partie stach Ibrahim Watson-Boye mit 22 Punkten (6/10 Dreier) heraus.
21 Ballverluste forciert: Ludwigsburg gewinnt Intensitätsgipfel gegen Chemnitz
Zahlen, bitte: Diese Zahlen dürften ganz nach dem Geschmack von John Patrick sein. Seine MHP RIESEN Ludwigsburg forcierten im Intensitätsgipfel gegen die NINERS Chemnitz 21 Ballverluste, verloren aber selbst nur zehnmal den Ball. 21 Offensiv-Rebounds schnappten sich die Ludwigsburger, dadurch warfen sie 15 Mal öfter auf den Korb – da gewinnt man auch mal ein Spiel, bei dem man nur 32,4 Prozent seiner Würfe trifft ... Durch den 69:65-Heimerfolg schob sich die Patrick-Truppe an Chemnitz vorbei auf den fünften Platz in der Tabelle.
Spiel der Läufe: Mit einem 19:3-Lauf starteten die Ludwigsburger in die zweite Hälfte, ließen erst nach 7:59 Minuten den ersten Feldtreffer zu und setzten sich auf 53:38 ab. Doch die Chemnitzer kamen zurück und gingen sogar in Führung – dann packten die Schwaben den nächsten Lauf aus, mit einem 12:3-Lauf in der Crunchtime zog die Patrick-Truppe entscheidend davon. Diese Drangphase ging mit Hunter Maldonado (16 PTS), Ezra Manjon (12 PTS, 6 AST), Joel Scott (12 PTS, 6 REB) und Yorman Polas Bartolo (11 PTS, 7 REB) auf jene vier Ludwigsburger Spieler zurück, die auch zweistellig punkteten.
Statline des Spieltag: +17 mit 27 PTS
Nein, mit +17 meinen wir nicht den „Plus/Minus“-Wert eines Spielers bei der Partie zwischen RASTA Vechta und den Veolia Towers Hamburg, sondern den Abstand zwischen dem besten und zweitbesten Scorer: Brae Ivey bewies mit seinen 27 Zählern (Kur Kuath folgte mit zehn Punkten) beim Hamburger 79:69-Auswärtserfolg wieder einmal, wie wertvoll er für die Towers ist. Denn auch im gesamten Saisonverlauf ist bei keinem Team der Abstand zwischen Topscorer und zweitbestem Punktesammler so groß wie bei den Towers, Ivey legt 19,3, Johnathan Stove 13,0 Punkte pro Spiel auf. Gegen Vechta netzte Ivey sieben seiner neun Dreier ein, holte sich drei Rebounds und verzeichnete vier Ballgewinne. Besonders heiß lief Ivey im dritten Durchgang, in dem er elf Punkte erzielte und drei Dreier versenkte.
Im Blick des Bundestrainers
Johann Grünloh: 11 PTS, 7 REB, 6 BLK
Vor nicht einmal zwei Wochen stellte Johann Grünloh mit sieben Blocks den Rekord in der Champions League ein, nun legte das 19-jährige Center-Talent von RASTA Vechta in der Beletage nach: Bei der Heimniederlage gegen Hamburg stellte Grünloh mit sechs Blocks einen persönlichen Karrierebestwert auf. So viele Blocks in unserer Liga hatte zuletzt Daniel Keppeler am 29. Oktober 2023 markiert, mehr Blocks hatte zuletzt Hassan Martin am 11. November 2018 (acht Blocks) verzeichnet. Nimmt man Grünlohs elf Punkte und sieben Rebounds hinzu, darf man sich doch zumindest mal Gedanken machen, wie realistisch eigentlich ein Triple-Double mit Blocks ist...
Till Pape: 22 PTS, 3/4 3P, 8 REB, 2 AST
Nicht nur Grünloh muss man in dieser Saison von außen respektieren, das trifft noch mehr auf Till Pape zu: Der Power Forward der Telekom Baskets Bonn hat sich auf satte 57,1 Prozent von Downtown gesteigert und ist damit sogar bester Distanzschütze seines Teams. Das bewies Pape auch bei der Auswärtsniederlage in Bamberg, als er zum dritten Mal in dieser Saison drei Dreier versenkte (bei vier Versuchen). Mit 22 Punkten verfehlte der 27-Jährige nur um einen Zähler seinen Karrierebestwert, acht Rebounds und zwei Assists runden eine individuell starke Vorstellung ab.
Kostja Mushidi: 19 PTS, 4 REB
Wir bleiben bei Spielern, die mit ihren Teams zwar verloren haben, aber dennoch persönlich stark aufspielten: Kostja Mushidi verzeichnete bei der 94:111-Auswärtsniederlage seiner BG Göttingen gegen die EWE Baskets Oldenburg mit 19 Punkten seine dritthöchste Ausbeute der Saison, dabei traf der Flügelspieler drei Dreier und holte sich zudem vier Rebounds.
Andi Obst: 14 PTS, 4/8 3P, 3 REB, 3 AST
Die Wurfkrise ist längst vergessen: Nachdem Andi Obst in seinen ersten 14 Pflichtspielen der Saison nur 23,1 Prozent (15/65 Dreier) seiner Distanzwürfe versenkt hatte, steht er in den vergangenen 13 Pflichtspielen bei stattlichen 52,4 Prozent (54/103). Auf diesem hohen Niveau agierte der Shooting Guard des FC Bayern München Basketball auch beim 80:70-Auswärtserfolg gegen die ROSTOCK SEAWOLVES, bei dem er vier seiner acht Distanzwürfen versenkte – zwei davon im dritten Viertel, in dem die Gäste die Partie drehten. Mit 14 Punkten, drei Rebounds und drei Assists war Obst ein Erfolgsgarant.
Kevin Yebo: 13 PTS, 7 REB
Der Knoten scheint auch bei Kevin Yebo geplatzt zu sein, zumindest stand der Big Man zuletzt häufiger in der Rotation der Bayern. Mit 13 Punkten und sieben Rebounds stellte Yebo beim Sieg in Rostock zwei persönliche Saisonbestwerte im Ligabetrieb auf, die nur von seinen 19 Punkten beim Pokalerfolg gegen Vechta übertroffen werden. In den letzten zwölf Spielminuten markierte Yebo elf Zähler und half seinem Team damit, sich leicht abzusetzen.
Must Watch: ZDF-Doku über Franz und Moritz Wagner
Ein öffentlich-rechtlicher Sender begleitet zwei deutsche Basketballer über gut zwei Jahre bei uns, in den USA und in Asien mit Kameras und produziert daraus eine gut dreistündige Doku über vier Folgen, die sowohl im linearen Fernsehen als auch in der Mediathek des Senders gezeigt wird und so nah dran und so gut ist, dass schwer vorstellbar ist, dass es keine Auszeichnungen hagelt? Vor einigen Jahren hätten wir alle gesagt, dass so etwas niemals möglich sein wird. Aber jetzt ist Deutschland halt Weltmeister, es gibt Franz und Moritz Wagner und … German Basketball is mad sexy!
Hier geht es zur vierteiligen ZDF-Doku „The Wagner Brothers“, bei der Thomas Pletzinger und Timon Modersohn Regie geführt haben. Wer sich die nicht anschaut, ist kein Basketballer!