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Home/Newscenter/Mittlerweile fast im Dutzend: Ehemalige NBA-Profis in Deutschland und ihre Rolle für ihre Teams

Kochs NachschlagMittlerweile fast im Dutzend: Ehemalige NBA-Profis in Deutschland und ihre Rolle für ihre Teams

26. Oktober 2023

Kennt ihr Leon Wood? Der Mann hat 27 Jahre als Schiedsrichter in der NBA auf dem Buckel. Aber der heute 61-Jährige war zuvor auch ein großartiger Spieler. 1984 stand er als Point Guard neben Michael Jordan in der Startaufstellung des US-Olympiateams und absolvierte anschließend insgesamt 274 NBA-Spiele. Warum ich das alles erwähne? Nun, Leon Wood wechselte 1991 für die Playoffs zum MTV 1846 Gießen und erzielte in drei Partien insgesamt 77 Punkte. Bereits elf Jahre zuvor hatte der BSC Saturn Köln Johnny Neumann verpflichtet, der zuvor unter anderem für die Lakers und Pacers in der NBA aktiv gewesen war. Was vor 30 oder 40 Jahren noch ein absolutes Novum war, gibt es jetzt fast schon im Dutzend. Aktuell spielen elf ehemalige NBA-Akteure in der Liga, und da die nordamerikanische Profiliga in dieser Woche in ihre Saison gestartet ist, möchte ich einmal einen genaueren Blick auf die BBL-Profis werfen, die dort eine Vergangenheit haben. Dazu zählen immerhin auch drei deutsche Spieler.

Das halbe Dutzend der Bayern

Für mich repräsentiert kein anderer Spieler der Liga so sehr NBA-Qualität wie Serge Ibaka. Das gilt sowohl für die vergangenen Erfolge als auch für die gegenwärtige Klasse. Der 34-Jährige glänzte zwei Mal als bester Shotblocker der Liga und wurde drei Mal ins All Defensive First Team berufen. Zugegeben, das alles liegt zehn Jahre zurück, aber der Kongolese, dem der Ruf des harten Arbeiters vorauseilt, hat mich bislang überzeugt. Er macht einen physisch und spielerisch starken Eindruck. Ibaka zeigt Präsenz unter beiden Körben und tritt dabei mit der Aura eines Champions (NBA-Titel 2019 mit den Toronto Raptors) auf. Allerdings dürfte er im nationalen Wettbewerb häufiger geschont werden, weil die Bayern ihn der Euroleague deutlich dringender benötigen. 

Freddie Gillespie (29 Spiele für Toronto und Orlando) bestreitet seine zweite Saison bei den Münchnern. Der 26-Jährige muss sich vor allem technisch verbessern. Seine Rolle dürfte aber angesichts des riesigen Angebots an klassischen Innenspielern eher kleiner werden. Zu denen zählt auch Elias Harris, dessen zwei NBA-Auftritte für die Lakers schon ein Jahrzehnt zurückliegen. Weltmeister Isaac Bonga hat bereits in der vergangenen Spielzeit seine Nische als effektiver Allrounder in Europa gefunden. Diesen Schritt sollten Leandro Bolmaro und Carsen Edwards in dieser Saison gehen. Der argentinische Point Guard muss nach überschaubaren Einsätzen in den letzten beiden Jahren in der NBA die Spielpraxis sammeln, die für einen 23-Jährigen so wichtig ist. Edwards muss in seiner zweiten europäischen Saison zeigen, dass er seinen Scoreranspruch gerecht werden kann, ohne zu überdrehen. Mit seiner Größe von 1,80 Meter und wenig Spielmachermentalität ist eine Rückkehr in die NBA eher unwahrscheinlich.

Ein Quintett bei vier Vereinen

Beim Berliner Duo mit Matt Thomas (Shooting Guard) und Sterling Brown (Small Forward) sieht man, welche Rolle Europaerfahrung spielt. Für Brown ist es seine erste Saison in der Alten Welt, und er kämpfte zunächst mit Anpassungsproblemen in doppelter Hinsicht. Zum einen musste er sich grundsätzlich an den europäischen Basketball gewöhnen, zum anderen musste er den Schritt vom Spezialisten (Three and De) hin zum kreativen Führungsspieler gehen. Wie gut das dem 28-Jährigen gelungen ist, zeigt seine Leistung beim ersten Euroleague-Sieg am Donnerstag gegen Mailand (18 Punkte, fünf Rebounds und fünf Assists). Thomas, der aus meiner Sicht einfach nicht über NBA-Athletik verfügt, trifft seinen Dreier bislang sehr hochprozentig. Er weiß aufgrund seiner zwei Jahre in Spanien und seiner zehn Euroleague-Spiele in der letzten Saison für Panathinaikos, wie man sich in Europa ohne Ball bewegen muss, um seinen Wurf zu bekommen.

Dakota Mathias von ratiopharm ulm ist ein ähnlicher Spielertyp. Sein Gesamtpaket reicht aber nicht aus, um sich in der NBA zu etablieren. In Europa liegt aber eine erfolgreiche Karriere vor ihm. Wes Iwundu hat immerhin 236 Spiele in der nordamerikanischen Profiliga absolviert. Starallüren sind dem 28-Jährigen völlig fremd, so dass er in Vechta auch seine Rolle von der Bank akzeptiert. Aber als Scorer kann und sollte er sich schon noch stärker einbringen als bislang. Eigentlich ist Paul Zipser der siebte Ex-NBA-Spieler der Bayern, denn der ehemalige Profi der Chicago Bulls ist von den Münchnern nach Heidelberg ausgeliehen, wo er Schritte in Richtung alter (europäischer) Stärke gehen möchte.

Kochs Nachschlag

In der NBA tummeln sich die besten Spieler der Welt. Aber der Abstand zu Europa ist in den letzten Jahren immer kleiner geworden. Spätestens der Sieg der Nationalmannschaft im WM-Halbfinale gegen die USA hat dies auch der breiten Öffentlichkeit bewusst gemacht. Elias Harris, Paul Zipser und Isaac Bonga haben schon in der NBA gespielt, aber ein Andreas Obst oder Johannes Thiemann könnten das aus meiner Sicht auch.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.