Die Finalserie der Telekom Baskets Bonn gegen ratiopharm ulm ist eine besondere, zum einen, weil bis jetzt in der 56-jährigen Geschichte der Bundesliga erst drei Mal gleich zwei Teams im Finale standen, die noch nie Meister waren, zum anderen, weil Bonn und Ulm zusammen schon acht Mal im Finale standen, aber immer verloren. Ein Blick zurück:
1997 - Aufsteiger fordert aufstrebende Hauptstädter
Es ist eine Geschichte, wie sie nur der Sport schreiben kann. Der eine Finalist rennt mit EM-Held Svetislav Pesic als Headcoach seit Jahren vergeblich an, um den Serien- und Rekordmeister Bayer 04 Leverkusen zu entthronen, der andere Finalist ist bis heute der einzige sportliche Aufsteiger, der es ins Finale geschafft hat. Die Telekom Baskets Bonn, im Sommer zuvor gerade erst aufgestiegen, gewinnen fünf ihrer letzten sechs Hauptrundenspiele und landen damit auf Rang sieben. In der ersten Playoff-Runde (best of seven) geht es ausgerechnet gegen den Lokalrivalen aus Rhöndorf. Nach sechs Partien, von denen nur eines mit einer zweistelligen Differenz endet, stehen die Bundesstädter im Halbfinale. Dort fegen sie Bamberg aus dem Weg und machen den Finaleinzug perfekt.
Dort wartet ALBA BERLIN - der aufstrebende Hauptstadtklub, der zuvor in sechs Jahren fünf Mal an Leverkusen verzweifelte, den Serienmeister nach dem Bosman-Urteil diesmal aber im Halbfinale mit 3-1 besiegen konnte. In ganz Basketball-Deutschland herrscht Aufregung, dass es nach sieben Jahren und sieben Titeln für Coach Dirk Bauermann endlich einen neuen und erstmaligen Deutschen Meister geben wird. Die Albatrosse lassen in den ersten zwei Spielen nichts anbrennen (94:88, 109:78), so dass in Berlin vor der dritten Partie bereits alles für die große erste Meister-Party vorbereitet wird. Doch die Luftballons bleiben unter der Hallendecke, nachdem Bonns Eric Taylor mit seinem berühmten „Dreier vom Parkplatz“ das Bonner 78:77 bestellt und die Serie zurück an den Rhein bringt. Am 17.5.1997 setzen sich die Pesic-Schützlinge auf dem Hardtberg mit 98:81 durch und feiern die erste von insgesamt sieben Meisterschaften in Folge.
2004 - Eine neue Zeitrechnung beginnt
Nach zwei Mal sieben Meisterschaften in Serie für zuerst Leverkusen und dann für Berlin beginnt 2004 eine neue Zeitrechnung. Im Viertelfinale ist es erst ein ehrgeiziges Bamberger Programm um - welche Ironie der Geschichte - Headcoach Dirk Bauermann, das im Viertelfinale mit einem 3:2 gegen Berlin für die Wachablösung sorgt. Der 93:68-Auswärtssieg der Bamberger um Steffen Hamann im fünften Spiel in Berlin ist einer der großen BBL-Momente des neuen Jahrtausends (Video unten). Im Finale bekommen es die Franken mit den SKYLINERS aus Frankfurt um den aktuellen Bundestrainer Gordon Herbert und Pascal Roller zu tun, die sich zuvor in rassigen A3-Duellen erst gegen Köln (Viertelfinale), dann gegen Bonn (Halbfinale) durchsetzen - nach jeweils fünf Partien. So kommt es wenig überraschend, dass auch das Finale über die volle Distanz geht, wobei sich in den ersten vier Begegnungen jeweils die Gastmannschaft durchsetzt. Am 13.6.2004 markiert Robert Garrett auf dem Weg zum Frankfurter 84:78-Erfolg starke 22 Punkte, die Hessen feiern ihre erste und bis heute einzige Meisterschaft. Fun Fact: Nur ein Jahr später gibt es das Finals-Rematch. Wieder geht es über fünf Spiele - diesmal mit dem besseren Ende für Bamberg.
2009 - 23 Sekunden, die bis heute nachhallen
Es ist das gerade einmal zweite Jahr von Rickey Paulding in unserer Liga, da schaffen es seine EWE Baskets Oldenburg unter Predrag Krunic vorbei an Frankfurt (Viertelfinale, 3:1) und Bamberg (Halbfinale, 3:0) bis in die Finalserie. Dort prallen die „Donnervögel“ mit den Telekom Baskets zusammen, die unter Mike Koch 2008 das Finale und dazu in der Saison 2008/09 das Pokalfinale gegen die Albatrosse verloren hatten. Nun endlich aber haben sie im Halbfinale der Playoffs ihren Erzrivalen aus Berlin in fünf Spielen niedergerungen. Das Momentum ist voll und ganz auf der Seite der Rheinländer, die nach drei Partien 2-1 führen und in eigener Halle Matchball haben - den Oldenburg souverän mit 82:66 (Paulding 21 PTS) abwehrt und damit die Serie zurück an die Hunte schickt. Dort kommt es entscheidenden fünften Spiel zu der verrücktesten Schlussphase, welche sich der liebe Basketballgott nur ausspinnen konnte. Mit nur noch 23 Sekunden zu spielen und einer 70:67-Führung geht Bonns EJ Rowland an die Linie. Der Guard setzt beide Freiwürfe daneben, im Gegenzug gleich Oldenburgs Jason Gardner per Dreipunktspiel zum 70:70 aus. Die Magentafarbenen haben noch zwei Chancen, endlich Hardware für den Trophäenschrank zu erringen, leisten sich jedoch zwei katastrophale Ballverluste, während Je’kel Foster an der Linie den 71:70-Endstand dingfest macht. Oldenburg ist damit 2009 der bislang letzte Meister, der nicht Bamberg (2010-2013, 2015-2017), München (2014, 2018, 2019) oder Berlin (2020-2022) heißt.
Die Unvollendeten
Bonn gegen Ulm. Rheinland gegen Schwaben. Magenta gegen Orange. Oder nach bisherigen Bilanzen in den Finals: 0-5 gegen 0-3. Entweder die Baskets oder die #Uuulmer werden spätestens am 18. Juni ihren Briefkopf generalüberholen müssen - und das ist gut so. Grund genug, einen kurzen Blick auf die bisherigen Finalserien mit Bonner und Ulmer Beteiligung zu werfen (da über 1997 und 2009 oben bereits berichtet wurde, lassen wir die beiden Jahre im Sinne von Salz und Wunde raus):
1998 - Ulm vs. Berlin (0:3)
Im Viertelfinale treffen die damals noch als „Spatzen“ betitelten Schwaben mit den Leistungsträgern Jarvis Walker und Mike Knörr erstmals in den Playoffs auf Bonn, geht in der Rolle des Außenseiters aber auf, schaltet die Rheinländer und anschließend Bamberg (Halbfinale, 3:2) aus, hat im Finale gegen Berlin jedoch wenig zu melden. Fun Fact: Ulm startet damals als Tabellensiebter in die Postseason. wsas uns irgendwie bekannt vorkommt.
1999 - Bonn vs. Berlin (2:3)
„Vom Virus zum Vize“, so will es die Bonner Legendenschreibung. Nachdem ein Großteil der Mannschaft zu Saisonbeginn mit Pfeifferschem Drüsenfieber ausfällt und Bonn erst mit Verspätung in die Hauptrunde startet, haben die Rheinländer auf der Zielgeraden umso mehr Schwung. Erst werden Ulm (Viertelfinale, 3:0) und abermals Rhöndorf (Halbfinale, 3:1) ausgeschaltet, ehe sich die „Albatrosse“ abermals - wenn auch nur knapp - als eine Nummer zu groß erweisen.
2001 - Bonn vs. Berlin (0:3)
Auch die dritte Bonner Finalteilnahme in den ersten fünf Jahren der Bundesliga-Zugehörigkeit endet mit einer Niederlage gegen Berlin. Für die Hauptstädter ist es der fünfte von sieben Titeln in Serie, zu dem vor allem eine breite Phalanx an Nationalspielern wie Marko Pesic, Henrik Rödl, Nino Garris und Sven Schultze beitragen.
2008 - Bonn vs. Berlin (1:3)
Am 11.6.2008 weihen die Baskets zum zweiten Spiel der Finalserie den vereinseigenen Telekom Dome ein. Der 81:71-Sieg vor 6.000 Zuschauern bleibt der einzige Bonner Erfolg in der Serie.
2012 - Ulm vs. Bamberg (0:3)
Die #Uuulmer pflügen sich im Eilverfahren ins Finale vor. Sowohl Braunschweig (Viertelfinale) als auch Würzburg (Halbfinale) werden per „Sweep“ in die Sommerpause geschickt. Dann ist jedoch gegen eines der bestbesetzten Teams der Bundesliga-Geschichte (Mit Aufbau Brian Roberts, Komplettpaket P.J. Tucker auf der Vier und Center Tibor Pleiß gingen drei Spieler später in der NBA) kein Kraut gewachsen. Fun Fact: Bei Bamberg liefen Karsten Tadda und Anton Gavel als defensivorientierte Flügelzange auf.
2016 - Ulm vs. Bamberg (0:3)
Geschichte wiederholt sich. Mit Per Günther (14,4 PTS, 5,3 AS) und Co. startet erneut eine Ulmer Truppe als Siebter in den Playoffs durch, trifft im Finale allerdings auf eine wohlgeölte Bamberger Offensivmaschine, die nicht aufzuhalten ist. Dennoch: Die Saison 2015/2016 ist der Auftakt zu den illustren internationalen Karrieren von Raymar Morgan, Chris Babb oder auch Augustine Rubit.