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Home/Newscenter/Ulms vielleicht einmalige Chance: Die überraschendste Meisterschaft in der Geschichte der Liga

Kochs NachschlagUlms vielleicht einmalige Chance: Die überraschendste Meisterschaft in der Geschichte der Liga

19. Juni 2023
Mit fünf Niederlagen in die Spielzeit gestolpert, vom siebten Platz in die Playoffs gestartet und am Ende Deutscher Meister – das ist in 56 Jahren Ligahistorie noch keinem Team gelungen! Herzlichen Glückwunsch an alle Mitarbeiter von ratiopharm ulm zum Gewinn der ersten Deutschen Meisterschaft! Ein besonderer Glückwunsch, der mit riesiger Anerkennung verbunden ist, geht an Anton Gavel, Tyron McCoy und die Spieler für eine phänomenale Entwicklung im Laufe der Saison, die mit einem unvergleichlichen Playoff-Run ihre Krönung erfuhr. Wer die drei besten Teams der Hauptrunde besiegt und dabei neun von elf Begegnungen gewinnt, hat sich diesen Titel absolut verdient.

Mit fünf Niederlagen in die Spielzeit gestolpert, vom siebten Platz in die Playoffs gestartet und am Ende Deutscher Meister – das ist in 56 Jahren Ligahistorie noch keinem Team gelungen! Herzlichen Glückwunsch an alle Mitarbeiter von ratiopharm ulm zum Gewinn der ersten Deutschen Meisterschaft! Ein besonderer Glückwunsch, der mit riesiger Anerkennung verbunden ist, geht an Anton Gavel, Tyron McCoy und die Spieler für eine phänomenale Entwicklung im Laufe der Saison, die mit einem unvergleichlichen Playoff-Run ihre Krönung erfuhr. Wer die drei besten Teams der Hauptrunde besiegt und dabei neun von elf Begegnungen gewinnt, hat sich diesen Titel absolut verdient.

Vergnügungssteuerpflichtiger Basketball

Das Potenzial der Uuulmer wurde spätestens nach der Verpflichtung Bruno Caboclos Anfang Januar offensichtlich. Kurz zuvor hatte der Verein bereits mit Brandon Paul nachjustiert. Damit hatte Sportdirektor Thorsten Leibenath die Puzzleteile auf den Tisch gelegt, die Head Coach Anton Gavel nun zusammenfügen musste. Manchmal wirkten die Stücke fest miteinander verbunden, ein anderes Mal so locker, dass das Bild verschwamm. Im Klartext: Die Spanne der Leistungen war groß, es fehlte an Konstanz. Genau dieser Faktor hielt mich davon ab, den Schwaben vor dem Playoff-Start diesen Titel zuzutrauen. Aber letztendlich verbesserte sich die Mannschaft kontinuierlich und trat in der Post-Season unfassbar vehement und selbstbewusst auf. Das Ergebnis war nicht nur der beste, sondern auch der spektakulärste Basketball aller Teams. Tempo, Dreier, Dunkings – ratiopharm ulm lieferte auf dem Weg zum Titel vergnügungssteuerpflichtige Unterhaltung.

Das Traumtriumvirat

Thorsten Leibenath verfügt offensichtlich nicht nur über ein feines Näschen für Spieler, sondern auch für Coaches. So holte er sich 2018 vor seinem letzten Jahr als Cheftrainer Tyron McCoy an seine Seite, den er zurecht als den „besten Assistant Coach der Liga“ bezeichnet. Nach seinem Wechsel auf den Posten des Sportdirektors präsentierte er 2019 Jaka Lakovic als seinen Nachfolger. Der Slowene blieb drei Jahre und wechselte vor dieser Saison nach Gran Canaria, wo er den Eurocup gewann. Der Meistercoach „Tono“ Gavel war genauso wie Lakovic ein sehr erfolgreicher Spieler, aber als Trainer ebenfalls ein eher unbeschriebenes Blatt. Doch der 38-Jährige, der als Spieler fünf Deutsche Meisterschaften errang, ist der personifizierte Siegertyp. Er ist extrem ehrgeizig und vermittelt in genau der richtigen Dosierung sowohl Selbstvertrauen als auch Demut. Tyron, Thorsten, „Tono“ – ich durfte mit allen drei „T’s“ zusammenarbeiten und weiß um ihren fantastischen Charakter, ihr riesiges Basketballwissen und ihre unerreichte Arbeitseinstellung. Die geschäftsführenden Gesellschafter Dr. Thomas Stoll und Andreas Oettel, unter deren Führung das Ulmer Projekt die aktuelle Stufe erklommen hat, verfügen bei den sportlich Verantwortlichen über ein Traumtriumvirat.

Individuelle Entwicklung und Resilienz

Entscheidend für den Ulmer Erfolg war neben der Entwicklung der Mannschaft die Entwicklung einzelner Spieler. Dafür gibt es viele Beispiele. Klar, Brandon Paul spielte seinen besten Basketball in den Playoffs, und Karim Jallow explodierte ebenfalls zum genau richtigen Zeitpunkt. Aber noch deutlicher kann man es an Joshua Hawley und Yago dos Santos ablesen. Hawley kam aus der schwächeren rumänischen Liga und fremdelte zu Beginn mit seiner Rolle. Beim Playoff-Run zur Meisterschaft war er für mich so etwas wie der „Unsung Hero“, weil er offensiv ein deutlich breiteres Repertoire zeigte und defensiv wichtige Arbeit verrichtete. Yago erzielte in den ersten sieben Pflichtspielen 4,7 Punkte und traf dabei nur einen von 21 Dreiern. Jetzt ist er der Finals-MVP, der uns mit akrobatischen Drives, atemberaubenden Assists und Dreiern vom Parkplatz verzauberte. Alle Mitglieder dieser Mannschaft funktionierten und vertrauten einander. Das zeigte sich auch in den Reaktionen auf die 75:104-Klatsche im zweiten Spiel und den 51:59-Rückstand zum Start des Schlussviertels in der vierten Begegnung. Dieses Team war resilient und besaß Nehmerqualitäten. 

Kochs Nachschlag

Diese Meisterschaft ist die überraschendste in der Geschichte der Basketball-Bundesliga, aber nicht nur deshalb wird man sich lange an diese Playoffs erinnern. Auch die herausragende Qualität des Ulmer Spiels wird im Gedächtnis bleiben. Wie geht es weiter? Gavel ist unter Vertrag und wird noch besser werden. Yago hat im vergangenen Sommer zumindest für zwei Jahre unterschrieben, die Arbeitspapiere von Karim Jallow und Philipp Herkenhoff wurden bereits um zwei Jahre verlängert. Dazu sind die Ulmer mit dem Orange Campus mittel- und langfristig bestens positioniert. Aber die Bayern werden mit ihrem neuen Coach Pablo Laso beim Kader kräftig aufrüsten. Unter diesem Aspekt könnte die Chance, die man jetzt genutzt hat, eine einmalige gewesen sein, was den Erfolg noch wertvoller macht.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.