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Home/Newscenter/Paul beschert die Overtime, Caboclo den Sweep: Ulm zieht mit 104:102-Krimisieg ins Finale ein

NachberichtePaul beschert die Overtime, Caboclo den Sweep: Ulm zieht mit 104:102-Krimisieg ins Finale ein

02. Juni 2023
Drama pur! ratiopahrm ulm schlägt den FC Bayern München im dritten Halbfinalspiel mit 104:102 nach Verlängerung. Die Schwaben haben erneut große Probleme mit der aggressiven Münchener Presse, doch Brandon Paul rettet die Hausherren kurz vor Schluss in die Overtime. Dort bleibt es bis zum letzten Wurf spannend, am Ende zieht Ulm zum vierten Mal ins Finale ein - das dritte Mal als siebtplatziertes Team.

Drama pur! ratiopharm ulm schlägt den FC Bayern München im dritten Halbfinale mit 104:102 nach Verlängerung. Die Schwaben haben erneut große Probleme mit der aggressiven Münchener Presse, doch Brandon Paul rettet die Hausherren mit einem Dreier kurz vor Schluss in die Overtime. Dort bleibt es bis zum letzten Wurf spannend, am Ende zieht Ulm zum vierten Mal ins Finale ein - das dritte Mal als siebtplatziertes Team. Andrea Trinchieri verkündet nach dem Ausscheiden, dass dies sein letztes Spiel als Münchener Headcoach gewesen sei.

Stand: ratiopharm ulm (7) - FC Bayern München (3) 3-0

Spielverlauf und Wendepunkte: Drei Dreier und ein Poster-Dunk im Fast Break zündete die ausverkaufte ratiopharm arena gleich an (11:2) - Andrea Trinchieri versuchte den Brand durch eine frühe Auszeit zu löschen. Die Bayern nahmen anschließend mehr Rhythmus auf, wodurch die heiße Ulmer Anfangsphase bis zur Viertelpause wieder eingedämmt werden konnte (29:22). München traf in den ersten zehn Minuten vier der sechs Würfe von „Downtown“ und hätte den Rückstand noch weiter verkürzen können, wären da nicht die sieben Ballverluste gewesen.

Die Gäste passten in der Folge besser auf den Ball auf und schalteten gleichzeitig in der Verteidigung einen Gang höher. Durch einen 9:2-Start ins zweite Viertel rückte die Trinchieri-Truppe auf einen Zähler heran (32:31). Das Spiel verlor jetzt an Zug, die Bayern verpassten es in dieser Phase - ähnlich wie am Ende der letzten Partie -, das Momentum komplett zu kippen. Philipp Herkenhoff streute kurz vor der Pause einen Dreier ein, die Schwaben hielten sich aber vor allem an der Freiwurflinie in Führung (46:43).

Die Teams nahmen zu Beginn der zweiten Hälfte wieder mehr Fahrt auf. Jallow brachte die Halle mit zwei weiteren spektakulären Aktionen zum Kochen. Die Bayern blieben dran, verpassten es jedoch, erneut die Führung zu übernehmen (57:56). München verteidigte das über die Serie bislang dominante Ulmer Pick-and-Roll besser, worauf Anton Gavel reagierte und mit Bruno Caboclo und Josh Hawley zwei Big Men gleichzeitig aufs Parkett stellte. Hawley dankte es seinem Coach und kurbelte die Münsterstädter mit sieben Zählern im dritten Durchgang zur zweiten zweistelligen Führung der Partie an (74:62).

Ulm legte viertelübergreifend einen 14:2-Run hin und baute den Vorsprung in den ersten drei Minuten des Schlussabschnittes auf 80:64 aus. Die Bajuwaren pressten nun wie schon im letzten Viertel der vorigen Partie an, diesmal allerdings in Form einer Zonen-Presse. Der Druck stellte die junge Ulmer Mannschaft abermalig vor große Probleme. Die Bayern stürmten in der Crunchtime durch einen 13:0-Lauf zurück - Cassius Winston besorgte die erste Münchener Führung und stellte kurz später auf 92:89, woraufhin Brandon Paul die Hausherren acht Sekunden vor Schluss per Stepback-Dreier über Freddie Gillespie doch noch in die Verlängerung rettete (92:92). 

Während Münchens Offensive in den ersten Angriffen der Overtime ins Stocken geriet, brachte die Mannschaft von Anton Gavel den Ball zu Bruno Caboclo in die Zone, der dort acht Punkte in Serie erzielte. Natürlich hatten die Bayern noch eine letzte Antwort parat und pirschten sich vier Sekunden vor Schluss auf drei Zähler heran. Ulm entschied sich, zum Foul zu greifen und schickte Nick Weiler-Babb an die Freiwurflinie. Der Nationalspieler verwarf den zweiten Wurf, holte seinen eigenen Rebound, den er direkt zum draußen wartenden Obst weiterleitete, der den Buzzer Beater allerdings nur auf den Ring setzte. Ulm atmete kurz durch und bejubelte anschließend den dramatischen Finaleinzug.

Robin Christen jubelt über den Einzug ins Endspiel. (Foto: Harry Langer)

Duell im Fokus: Der im zweiten Halbfinalspiel mit 34 Punkten überragende Andi Obst (im dritten Spiel kam er auf 5/14 Dreier) tat sich lange schwer, taute im letzten Viertel aber auf und beendete die Partie mit 19 Punkten. Auf der anderen Seite verwandelte Edelschütze Tommy Klepeisz vier von fünf Dreiern für zwölf Zähler.

Zahlen, bitte: Der Rebound gehörte in dieser Saison noch nicht zu den Ulmer Stärken. Die Münsterstädter konnten das Duell unter den Brettern (42:35) erst zum zweiten Mal in diesen Playoffs für sich entscheiden.

Spieler der Partie: Bruno Caboclo saß in der ersten Hälfte mit zwei Fouls lange auf der Bank, danach trumpfte der Brasilianer aber auf, wurde mit 22 Punkten sowie sieben Rebounds nicht nur Topscorer, sondern avancierte in der Overtime auch noch zum Matchwinner. Nicht zu vergessen: Ohne Brandon Pauls (8 PTS) Wahnsinns-Dreier hätte Caboclo aber zum Schluss gar nicht brillieren können … 

Die Deutschen: Karim Jallow legte zwölf Punkte und fünf Rebounds auf und bestach vor allem durch mehrere spektakuläre Dunks - MagentaSport-Experte Denis Wucherer taufte ihn prompt als den deutschen Julius Erving. DBB-Kollege Nick Weiler-Babb steuerte zehn Zähler und acht Boards bei.

Am Rande der Bande … feierte die große Mehrzahl der 6.000 Fans (ausverkauft) den sensationellen Finaleinzug.

Was wir gelernt haben: Anton Gavel hat bislang noch keine Lösungen gegen Press-Verteidigungen des Gegners gefunden. Da müssen sich die Schwaben - gerade mit Blick auf die möglichen Finalgegner - etwas einfallen lassen. München hat die wenigen Ulmer Angebote, zurück in die Serie zu kommen, nicht nutzen können und steht nach dem Sweep wohl vor einem Umbruch.

Wie geht’s weiter: Die Ulmer stehen nach 1998, 2012 und 2016 zum vierten Mal im Finale und können sich nun anschauen, wer aus der Serie zwischen Bonn und Ludwigsburg nachzieht. Bei den Bayern verkündete Andrea Trinchieri nach dem Ausscheiden beim Interview bei MagentaSport, dass dies sein letztes Spiel als Münchener Headcoach gewesen sei (was der FC Bayern inzwischen auch offiziell bestätigt hat). Der 54-Jährige gewann in seinen drei Jahren mit den Bayern zwei Mal den Pokal (2021 und 2023), erreichte zwei Mal die Playoffs in der Euroleague (2021 und 2022), konnte den Klub aber nicht zur Deutschen Meisterschaft führen.

Video: Highlights zu dieser Partie gibt es hier oben rechts unter dem Punkt „Video“ oder hier bei Magenta Sport.