Mit dem fünften Sieg im fünften Playoff-Auswärtsspiel untermauert ratiopharm ulm auch zum Start in die Finalserie seine Titelambitionen. Während Bonn erstmals wieder nach zuvor 25 Erfolgen in Serie verliert, liegt Ulm mit 1:0 in Führung. Bereits an diesem Sonntag steht die zweite Partie auf dem Programm.
Stand: Telekom Baskets Bonn (1) – ratiopharm ulm (7) 0-1
Spielverlauf und Wendepunkt: Mit großer Spannung und einer Menge Vorfreude war das erste Spiel der Finalserie erwartet worden. Während Hauptrunden-Primus Telekom Baskets Bonn zuvor Chemnitz (3:0) und Ludwigsburg (3:0) aus dem Wettbewerb befördert hatte, setzten sich die Ulmer gegen die beiden deutschen Euroleague-Teams aus Berlin (3:1) und München (3:0) durch.
6.000 Fans im ausverkauften Telekom Dome erlebten zum Start in die Partie hohen Einsatz, viel Kampf und wenig Punkte. Den Hausherren war es in Person von Jeremy Morgan vorbehalten, per Dreier die ersten Zähler zu erzielen. Was zu diesem Zeitpunkt keiner ahnen konnte: Es sollte einer der wenigen Momente sein, in denen die Gastgeber vorne lagen (am Ende gab es nur fünf Führungswechsel in einer Begegnung, in der die Gäste fast durchgehend die Nase knapp vorne hatten).
Die Ulmer kamen früh in Foulprobleme; auf dem Weg zum 20:20 nach den ersten zehn Minuten kassierten gleich drei Spieler jeweils zwei Fouls, Karim Jallow und Bruno Caboclo hatten in der 13. Minute bereits drei auf dem Bogen. Davon ließen sie sich allerdings nicht beirren und zogen in der 19. Minute bis auf zehn Punkte davon (41:31). Bis zur Pause verkürzten die Schützlinge von Trainer Tuomas Iisalo bis auf sieben Zähler (35:42).
Die Begegnung blieb auch in der zweiten Halbzeit umkämpft. Kein Team konnte sich entscheidend absetzen, da die Telekom Baskets einen 37:48-Rückstand mit großem Aufwand Punkt für Punkt abbauten (46:48, 26.). Vor dem letzten Viertel war klar: Es würde eine knappe Angelegenheit bleiben (52:55).
Zu Beginn des finalen Abschnitts hatten gleich vier Ulmer vier Fouls gesammelt – in der Folge sollte es ihnen allerdings gelingen, damit überaus vorsichtig umzugehen. Kein Spieler der Gäste musste vorzeitig vom Parkett, was in einer heißen Schlussphase ein großer Vorteil werden sollte. Die Entscheidung brachten schließlich ein erfolgreicher Freiwurf von Yago Dos Santos (20:7 Sekunden vor dem Ende, 73:77) und ein technisches Foul gegen Bonns Morgan mit nur noch 11:9 Sekunden auf der Uhr.
Ulm bleibt in den Playoffs auswärts unbesiegt, Bonn hingegen verlor erstmals in dieser Saison ein Heimspiel in der easyCredit BBL und muss sich von seiner imposanten Siegesserie verabschieden.
Duell im Fokus: Ulm wollte Bonns Schaltzentrale, Liga-MVP TJ Shorts, durch intensive Verteidigung aus dem Takt bringen. Da Karim Jallow allerdings früh Foulpfiffe kassierte, ging der Plan personell nicht ganz auf. Der Vergleich der beiden Point Guards förderte schließlich beiderseits bemerkenswerte Zahlen zutage: Shorts kam auf 20 Punkte, sieben Assists und fünf Rebounds, während Ulms Yago Dos Santos mit 19 Punkten, neun Assists und sieben Rebounds konterte.
Zahlen, bitte: Beide Mannschaften zeigten Schwächen von der Freiwurflinie. Bonn kam auf 63 Prozent (23/35), Ulm war in diesem Bereich sogar noch ein bisschen wackeliger (56 Prozent, 15/27). Mitentscheidend war letztlich auch, dass die Bonner nur 24 Prozent ihrer Versuche von der Dreierlinie trafen (9/37); Ulm war mit 39 Prozent erfolgreicher (14/36). Diese Nachteile konnten die Hausherren auch nicht durch ihre Rebound-Überlegenheit wettmachen (47:36).
Meilensteine: Tyson Ward sammelte den 150. Steal seiner Karriere in der easyCredit BBL ein, während Robin Christen seinen 150. Einsatz feierte.
Rekordverdächtig: Die Jagd auf den Liga-Rekord ist beendet. Bonn kassierte nach 25 Erfolgen am Stück erstmals wieder eine Niederlage – und das ausgerechnet gegen die Ulmer, die diese Bestmarke nun noch eine ganze Weile länger für sich beanspruchen dürfen (27 Siege in der Saison 2016/2017). Damals als Spieler an dieser Serie beteiligt war übrigens der heutige Bonner Kapitän Karsten Tadda …
Spieler der Partie: Ulms Yago Dos Santos kratzte mit seinen Werten (siehe oben) an diesem Abend am Triple Double und ebnete seinen Ulmern den Weg zum Sieg im ersten Spiel der Finalserie.
Die Deutschen: Bei den Bonnern war Sebastian Herrera bester Spieler mit deutschem Pass (acht Punkte), bei den Gästen aus Ulm war das Tommy Klepeisz (neun Zähler).
Am Rande der Bande: Bei Bonn waren Karsten Tadda und Collin Malcolm nicht mit dabei. Tadda steht nach einer Rücken-OP für die Finals nicht mehr zur Verfügung.
Sonstiges: Zum dritten Mal in Folge starteten die Ulmer mit einem Auswärtssieg in eine Serie, nachdem ihnen das zuvor schon in Berlin und in München geglückt war.
Was wir bisher gelernt haben: Es war nur das erste Spiel der Finalserie, entsprechend vorsichtig muss man mit Rückschlüssen sein. Was sich allerdings gezeigt hat: Bonn kann doch verlieren – und das sogar zuhause. Der Champions-League-Sieger kämpfte sich gegen Ulm zwar immer wieder nach zwischenzeitlich höheren Rückständen zurück in die Partie, konnte diese aber nicht mehr entscheidend drehen.
Die Ulmer wiederum kamen zwar wie zuvor schon gegen München phasenweise ins Wackeln, doch überstanden sie erneut brenzlige Situationen. Souverän gingen sie auch mit der enormen Foulproblematik um; sechs Spieler hatten am Ende vier Fouls auf dem Konto, keiner kassierte ein fünftes. Lohn der Mühen: Der Heimvorteil liegt nach dem Auftaktsieg nun in den Händen von ratiopharm ulm.
Wie geht’s weiter: Schon am Sonntag steigt die zweite Partie im Finale. Tipoff im Telekom Dome ist um 18 Uhr, MAGENTA SPORT ist live dabei.
Video: Highlights zu dieser Partie gibt es hier oben rechts unter dem Punkt „Video“ oder hier bei MAGENTA SPORT.