Die Telekom Baskets Bonn gewinnen das zweite Finalspiel der easycredit BBL mit 104:75 gegen ratiopharm ulm und gleichen die Serie somit aus. Mit einem 17:2-Lauf im zweiten Viertel legt das Team von Tuomas Iisalo den Grundstein für einen ungefährdeten Heimerfolg. Bester Werfer des Abends ist Finn Delany mit 23 Punkten. Das dritte Final-Duell steigt am kommenden Mittwoch in der Ulmer ratiopharm Arena.
Stand: Telekom Baskets Bonn (1) – ratiopharm ulm (7) 1-1
Spielverlauf und Wendepunkt: Wer erste Anpassungen beim spielenden Personal erwartet hatte, sah sich getäuscht, denn beide Coaches schickten die gleichen Startformationen wie im ersten Spiel aufs Parkett. Und die etablierten Kräfte waren es auch, die dem intensiven Spiel von Beginn an ihren Stempel aufdrückten. Tommy Klepeisz netzte zwei Dreier und hielt sein Team so gegen hochprozentig treffende Bonner in Schlagdistanz (15:12; 6. Minute). Sebastian Herrera brachte von der Bank kommend nochmal eine Extra-Portion Energie ins Spiel und zwang Anton Gavel nach einem verwandelten Dreier zur ersten Auszeit.
Den zweistelligen Rückstand zur ersten Viertelpause (16:26) konterte Ulm mit einem 10:0-Start in Spielabschnitt Nummer zwei. Es dauerte fast fünf Minuten bis Jeremy Morgan Bonn per Layup und zwei verwandelten Freiwürfen auf das Scoreboard brachte. Erneut angetrieben von einem starken Herrera und Finn Delany startete Bonn einen 17:2-Lauf und setzte sich bis zur Halbzeit wieder auf 16 Punkte ab (45:29) - die Vorentscheidung. Eine kurze Schrecksekunde gab es kurz vor der Pause, als Javontae Hawkins nach einem Zusammenprall mit Robin Christen auf dem Parkett aufschlug und in die Kabine begleitet werden musste.
Nach Wiederbeginn verstrickte sich Ulm zu häufig in Einzelaktionen, und Bonn fand offensiv immer besser zu seinem Rhythmus. Vor allem Delany und der bärenstarke Herrera waren von Ulms Verteidigung nicht zu bremsen, und so wuchs der Vorsprung kontinuierlich an. Beim Stand von 69:38 lag man erstmals sogar mit mehr als 30 Zählern Differenz in Front. Nach einem Gerangel am Ulmer Korb bekam Tommy Klepeisz ein unsportliches und Bonns Michael Kessens ein disqualifizierendes Foul.
Ulm hatte nichts mehr entgegenzusetzen und versuchte im Schlussviertel die Niederlage im erträglichen Rahmen zu halten. Dass die Schwaben diesen Spielabschnitt mit 31:29 für sich entscheiden konnten, war nurmehr Ergebniskosmetik.
Duell im Fokus: Wie schon im ersten Spiel hatten Leon Kratzer und Bruno Caboclo auch im zweiten Duell mit Foulproblemen zu kämpfen. Der Bonner Center nutzte seine Minuten aber durchaus effizient und kam am Ende auf sechs Punkte und sieben Rebounds. Sein brasilianisches Pendant auf Ulmer Seite kam offensiv kaum zur Geltung und blieb mit fünf Zählern bei nur vier Würfen aus dem Feld erneut blass.
Noch größer war allerdings der Unterschied im Duell der beiden Spielmacher. MVP TJ Shorts stellte Yago dos Santos, der einen gebrauchten Abend erlebte, deutlich in den Schatten. Bonns Wirbelwind kam am Ende auf 16 Punkte und neun Assists, während dos Santos nur neun Punkte erzielte und sich fünf Ballverluste leistete.
Zahlen, bitte: Bonn war in allen Belangen überlegen und sicherte sich durch starkes Rebounding und 16 provozierte Ballverluste insgesamt 14 Wurfversuche aus dem Feld mehr. Da die Dreierquote im Gegensatz zum ersten Spiel auf ganz anderem Niveau lag (45,7 Prozent) und auch die Ausbeute aus dem Zweierbereich deutlich überdurchschnittlich war (60,6 Prozent), war der Bonner Sieg auch in dieser Höhe absolut verdient.
Meilensteine: Michael Kessens braucht weiterhin einen Offensiv-Rebound , um die Marke von 300 zu erreichen. Karim Jallow steht nun bei 595 Karriere-Rebounds und könnte in heimischer Halle die 600er-Marke durchbrechen.
Spieler der Partie: Finn Delany und Sebastian Herrera! Das Bonner Duo sprühte nur so vor Energie und lenkte sein Team bereits in der ersten Halbzeit auf die Siegerstraße. Zusammen kamen die beiden auf 40 Punkte, sieben Rebounds und sechs Assists.
Besonders bemerkenswert war der Leistungsaufschwung Delanys: Im ersten Spiel noch ohne jeglichen Zähler, avancierte der Neuseeländer nun mit 23 Punkten und persönlicher Karriere-Bestleistung zum Topscorer des Abends.
Weise Worte: „Wir haben eine Abreibung bekommen, richtig auf den Deckel“, sagte Ulms Headcoach direkt nach dem Spiel bei Magenta Sport. „Wir dürfen den Glauben nicht verlieren. In den nächsten beiden Spielen wird uns das nicht passieren.“
Am Rande der Bande: Bonn spielte wie auch schon am Freitag ohne Collin Malcolm. Kapitän Karsten Tadda unterstützte sein Team ebenfalls vom Spielfeldrand, denn für den Routinier ist die Saison nach einer Rücken-Operation vorzeitig beendet.
Was wir bisher gelernt haben: Alles wieder auf Anfang, aber mit umgekehrten Vorzeichen. Beim Stand von 1-1 haben wir nun quasi eine "Best-of-three"-Serie vor uns, bei der ratiopharm ulm allerdings Heimrecht genießt. Um diesen Vorteil auch nutzen zu können, braucht Ulm in jedem Fall wieder eine brasilianische Achse in absoluter Topform.
Bonn hat bewiesen, dass sie sich auch durch eine Niederlage in heimischer Halle nicht aus der Bahn wirft und wird nun alles daran setzen, sich den Heimvorteil wieder zurückzuholen. Gavel bringt es aber auf den Punkt: „ Im Endeffekt ist es egal, wie hoch man gewinnt oder verliert. Es steht 1-1, und am Mittwoch geht es mit dem dritten Spiel weiter.“
Wie geht’s weiter: Die Finalserie hat bereits richtig Fahrt aufgenommen und wechselt nun nach Ulm, wo bereits am Mittwochabend das dritte Spiel auf dem Plan steht. Tipoff in der ratiopharm Arena ist um 20.30 Uhr. Das vierte Spiel, das es in jedem Fall geben wird, steigt dann am Freitag erneut in Ulm
Video: Highlights zu dieser Partie gibt es hier oben rechts unter dem Punkt „Video“ oder hier bei MAGENTA SPORT.