– Horst Schneider
In dieser Woche gibt es auf europäischer Ebene nur ein Spiel mit deutscher Beteiligung, aber das hat es in sich. In München kommt es in der Turkish Airlines EuroLeague zum Duell der beiden deutschen Vertreter:
Diese Woche in Europa:
Freitag, 20:30: München - Berlin (EL)
Das deutsche Derby ist selbstredend ein Saison-Highlight, das allerdings bessere Umstände verdient hätte, denn Berlin und München schleppen sich nach einem beispiellosen Marathon unübersehbar mit letzter Kraft in dieses Spiel. Für die Münchener ist es am 5. Februar schon das dreizehnte, für die Berliner sogar das fünfzehnte Spiel seit dem Jahreswechsel. Bereits im Dezember hatten ALBA und die Bayern jeweils elf Spiele absolviert. Sich häufende Verletzungen zwingen die Trainer bei dieser Belastung, jenseits aller taktischen Überlegungen vor allem auf die Spielzeitverteilung im Team zu achten.
Status quo: Die beiden Auswärtssiege in Moskau haben die Bayern in der vergangenen Woche ihrem Playoff-Traum sehr viel näher gebracht. Gleichwohl sind sie als Fünfter (14:9 Siege) noch nicht auf der sicheren Seite, denn das Verfolgerfeld ist tief gestaffelt. Gleich sechs Verfolger lauern auf Münchener Ausrutscher. Für ALBA, das mit 8:15 Siegen die Playoff-Ränge nicht mehr im Blick hat, geht es in München „nur noch“ um die Ehre, aber die ist bekanntlich gegen die Bayern doppelt groß.
Duell im Fokus: Maodo Lo steht am Freitag nicht nur als Rückkehrer ganz besonders im Rampenlicht des Audi Domes. Nachdem bei ALBA nun auch Jayson Granger mit einer in Göttingen erlittenen Handverletzung ausgefallen ist, wird er die Hauptlast im Spielaufbau tragen müssen. In der vergangenen Saison stand Lo – noch im Bayern-Trikot – nach dem Ausfall von T. J. Bray lange vor einer ähnlichen Herausforderung und wuchs in dieser Phase über sich hinaus. Das wird der Nationalspieler am Freitag im Duell mit Wade Baldwin, Nick Weiler-Babb (MVP der vergangenen EuroLeague-Woche) und D.J. Seeley auch tun müssen.
Im Auge des Bundestrainers: An der Seite von Maodo Lo ist bei ALBA ist bis zur Rückkehr von Peyton Siva und Jason Granger auch Jonas Mattisseck ganz besonders gefordert. Seinen Durchbruch schaffte der erst 21-jährige Berliner vor zwei Jahren, als der die Bayern im Pokal-Viertelfinale in München mit 5/7 Dreiern abschoss. Einige Wochen später wurde der Combo Guard, noch bevor er 2019 mit der U20 EM-Bronze gewann, von Bundestrainer Henrik Rödl erstmals für das A-Nationalteam nominiert.
Historie: Seit dem Aufstieg der Bayern vor zehn Jahren haben sich die beiden „dicken Bs“ schon 53 Mal duelliert. Wettbewerbsübergreifend hatten die Bayern dabei 32 Mal die Nase vorne, ALBA zwanzigmal. 2016 im EuroCup-Achtelfinale gab es sogar ein seltenes Unentschieden (82:82 in München). Auch in der aktuellen Saison steht es 1:1. Im EuroLeague-Hinspiel, dem am 9.Oktober in der Mercedes-Benz Arena sogar noch 700 Zuschauer beiwohnten, erwischten die Bayern ALBA mit ihrer switchenden Defense total auf dem falschen Fuß und triumphierten 90:72. Drei Monate später hatte ALBA im Bundesliga-Hinspiel das Überraschungsmoment auf seiner Seite, als die ohne Siva, Eriksson, Giffey und Sikma stark dezimierten Berliner mit 17 Punkten von Louis Olinde 85:72 siegten.
Alte Bekannte: Nihad Djedovic (2012/13) und Leon Radosevic (2013 – 2015) lernten die easyCredit BBL im ALBA-Trikot kennen. Beide spielten damals in Berlin noch als Ausländer in der Bundesliga.
Livestream / TV: Hier auf MAGENTA SPORT werden alle EuroLeague-Partien live und auf Abruf übertragen (die Spiele von Berlin und München mit deutschem, alle anderen mit englischem Kommentar). Das Spiel aus Berlin wird ab 20:15 Uhr von Michael Körner kommentiert. Jan Lüdeke führt die Interviews und Alex Vogel ist der Experte.