– Robert Heusel
Petteri Koponen schießt seine Dreier heute für die Bayern. Dabei hätte sein Leben schon vorbei sein können. Ein alkoholisierter Autofahrer rammte sein Taxi, der Finne wachte in der Klinik auf.
Petteri, weshalb hast du dich für einen Wechsel nach München entschieden?
Mir haben die Ambitionen des FC Bayern einfach gut gefallen. Als mir die Verantwortlichen ihre Pläne erklärt haben, war ich überzeugt und hatte eine leichte Entscheidung zu treffen. Der Klub will binnen der nächsten drei Jahre das nächste Level erreichen. Die Teilnahme an der EuroLeague ist hierfür ein wichtiger Baustein. Ich freue mich, die kommenden Jahre mitgestalten zu dürfen.
Du stammst ursprünglich aus der Nähe von Helsinki. Wie kommt man als finnischer Jugendlicher mit dem Basketball in Berührung? Man sollte meinen, dass der Wintersport dort die Nummer eins ist.
Meine Mutter war dafür verantwortlich, dass ich zum Basketball kam. Ballsport hat mich schon immer fasziniert. Als Kind habe ich zunächst Fußball gespielt und immer gesagt: Mama, wenn ich groß bin, werde ich mal Fußballprofi! Meine Mutter hat aber selbst Basketball gespielt und mich regelmäßig zu ihren Trainings mitgenommen, obwohl ich Basketball als kleines Kind wirklich nicht gemocht habe. Irgendwann habe ich es dann doch versucht, es blieb mir ja fast nichts anderes übrig. Kurzzeitig habe ich dann Basketball und Fußball parallel gespielt. Mit 13 entschloss ich mich schließlich, mit dem Fußball aufzuhören, um mich nur noch dem Basketball zu widmen. Heute kann ich sagen, dass es wohl die richtige Entscheidung war.
Nur drei Jahre später hast du für Honka in der finnischen 1. Liga debütiert.
Stimmt. Ich glaube, ich war 16, als ich mein erstes Spiel in der finnischen 1. Liga machen durfte. Kurz darauf haben wir sogar zweimal die Meisterschaft gewonnen. Wahnsinn, wie schnell das alles damals ging.
2007 wurdest du an 30. Stelle von den Philadelphia 76ers gedraftet. Doch statt für einen garantierten Vertrag in der NBA hast du dich für einen Verbleib in Finnland entschieden. Wieso bist du nicht in die NBA gewechselt?
Ich wollte nicht nach Amerika gehen, ohne dafür bereit zu sein und vielleicht nur auf der Bank zu sitzen oder in der D-League herumzutingeln. Bei Honka wusste ich, dass ich Spielzeit bekommen und mich als Spieler weiterentwickeln konnte. Gleichzeitig hatte ich mehrere Angebote aus Europa auf dem Tisch, doch mein Gefühl sagte mir, dass ein weiteres Jahr in Finnland das Beste für mich sein würde. Außerdem musste ich, wie jeder finnische Jugendliche, ein Jahr lang Wehrdienst leisten, was sich mit dem Engagement bei Honka gut vereinbaren ließ. Danach war mir klar, dass ich viele Möglichkeiten haben würde.
Hat dein längerer Verbleib bei Honka dazu beigetragen, dass du in Finnland extrem populär, wahrscheinlich sogar ein Basketballstar bist? Vor deinem Wechsel zu den Bayern gab es in Finnland beispielsweise extra eine Pressekonferenz.
Na ja, ich bin bestimmt kein Superstar, aber mittlerweile spiele ich seit zwölf Jahren für die Nationalmannschaft. Als ich als 18-Jähriger dort anfing, spielten wir in der B-Division und mussten darum kämpfen, zumindest die Qualifikation für die Europameisterschaft zu schaffen. Mittlerweile haben wir an den letzten vier EMs und an einer WM teilgenommen. Letzten September fand die EuroBasket-Vorrunde ja in Helsinki statt, was der Entwicklung und dem Standing des Basketballs in Finnland extrem zuträglich war. Für uns als Spieler war das natürlich der Wahnsinn: Eine Woche jedes Spiel vor 12 000 Zuschauern, die einen frenetisch nach vorn peitschen. Ein unvergessliches Erlebnis.
Generell scheint der finnische Basketball eine gute Entwicklung zu nehmen.
Ja, die Nationalmannschaft war und ist der Motor für die Entwicklung des Basketballs. Dass wir jetzt mit Lauri Markkanen einen künftigen NBA-Allstar haben, ist umso besser. Dennoch ist Eishockey in Finnland die beliebteste Sportart, gefolgt vom Fußball. Jetzt versuchen wir, dort eine gewisse Basketballkultur zu etablieren, mit Streetball-Courts in den Städten und Aktionen für Kinder. Immer mehr Jugendliche spielen nun Basketball, was sich auch in den Junioren-Nationalteams widerspiegelt. Ich bin sehr gespannt, wie sich der finnische Basketball in den nächsten Jahren präsentiert.
Über Bologna und Khimki Moskau kamst Du nach Barcelona, wo dein Start aber nicht optimal verlief.
Aus gesundheitlicher Sicht war meine Zeit bei Barca nicht unbedingt glücklich. Es fing mit einem schweren Autounfall an. Wir kamen von einer Reise nach Athen zurück, um an einem Medientermin der EuroLeague teilzunehmen. Ich habe mich mit einigen bekannten Gesichtern unterhalten und wollte dann mit dem Taxi nach Hause fahren. Das Nächste, was ich weiß, ist, dass ich im Krankenhaus aufgewacht bin und mir die Ärzte sagten, ich sei in einen Autounfall verwickelt gewesen. Das war wirklich gruselig, vor allem als mir mitgeteilt wurde, dass ich ernsthaft verletzt sei. Diagnose: Schädel-Hirn-Trauma. An den Tagen nach dem Unfall war ich ungefähr eine Stunde wach, habe sonst nur geschlafen. Erst später habe ich erfahren, was wirklich passiert ist. Ein Mann unter Drogen- und Alkoholeinfluss hat erst ein anderes Auto, dann mein Taxi gerammt. Wäre ich nicht angeschnallt gewesen, wäre ich vielleicht nicht mehr am Leben. Nach so einem Erlebnis lernt man, die Dinge mit anderen Augen zu sehen. Basketball ist bestimmt nicht das Wichtigste im Leben.
Dennoch bist du schnell aufs Parkett zurückgekehrt.
Wir hatten große Verletzungssorgen, sodass ich mit Erlaubnis der Ärzte schon nach fünf Wochen wieder ein paar Minuten gespielt habe.
In der vergangenen Saison hast du 51 Prozent deiner Dreier getroffen. Generell gab es kaum eine Saison, in der du von außen weniger als 45 Prozent getroffen hast.
Der Wurf von außen liegt mir einfach. Schon als Jugendlicher habe ich im Training sehr viel geworfen. Damals habe ich die Grundlagen gelegt. Auch jetzt versuche ich noch Extraschichten einzulegen, um meinen Touch beim Wurf zu behalten. Das Training mit vielen Wiederholungen ist meiner Ansicht nach der Schlüssel zu einem sicheren Wurf. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Spieler zu einem guten Werfer werden kann, wenn er denn will.
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Inhalt:
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