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Home/Newscenter/"Giving you the best that I got" - Der Bonner Kapitän Josh Mayo im Portrait

Gesichter der Liga"Giving you the best that I got" - Der Bonner Kapitän Josh Mayo im Portrait

16. Dezember 2018
Auf der Suche nach musikalischer Inspiration für eine Geschichte über Josh Mayo ist es beinahe unumgänglich über den Dr. Dre-Klassiker “The Next Episode” zu stolpern. Immerhin soll es inhaltlich darum gehen, wie sich die Rolle des mittlerweile zweifachen Familienvaters im Konstrukt der Telekom Baskets seit 2016 gewandelt, verändert hat.

– Telekom Baskets Bonn

Auf der Suche nach musikalischer Inspiration für eine Geschichte über Josh Mayo ist es beinahe unumgänglich über den Dr. Dre-Klassiker “The Next Episode” zu stolpern. Immerhin soll es inhaltlich darum gehen, wie sich die Rolle des mittlerweile zweifachen Familienvaters im Konstrukt der Telekom Baskets seit 2016 gewandelt, verändert hat.

Eine kurze Textnachricht später ist jedoch klar, dass der zeitlose Hit von Anita Baker ungleich besser passt, um die generelle Einstellung des Bonner Kapitäns auf den Punkt zu bringen – unabhängig von saisonal wechselnden Herausforderungen.

Seither ist die Position des Point Guards bei den Rheinländern in der Regel prominent. Sei es mit Aufstiegsheld Eric Taylor, der sich mit dem berühmten “Schuss vom Parkplatz” gegen Berlin in die Club-Annalen ballerte. Sei es NCAA-Champ Derrick Phelps oder die New Yorker Streetball-Legende Terrence Rencher. Sei es der am Ende in Ungnade gefallene Assist-König Jared Jordan oder der abgebrühte Geno “The Tank” Lawrence. Was im Sommer 2016 folgte, war auf den ersten Blick ein harter Schnitt, denn mit Josh Mayo kam ein zuvor in der zweiten italienischen Liga aktiver Strippenzieher auf den Hardtberg. Ein unbekannter Name, der sich schnell als einer der besten Einser der gesamten Bundesliga entpuppen sollte – und immer noch im magentafarbenen Amt ist. Im nun dritten Jahr in Folge bei den Baskets, hat der 31-Jährige längst sein eigenes Kapitel Vereinsgeschichte geschrieben.

Some folks feel it’s just a superficial thrill

Eine Geschichte, deren Weg mit reichlich Stolpersteinen versehen war. Die dazu führten, dass Mayo sich nie ausruhen konnte, sondern vielmehr sein Spiel oftmals ungewollt an die Gegebenheiten anpassen musste. Durch den verletzungsbedingten Ausfall von Konstantin Klein musste er 2016/2017 mehr Minuten als geplant auf dem Feld abreißen, bekam im Verlauf der Spielzeit allerdings durch den immer besser in die Rolle des ballführenden Spielers hineinwachsenden TJ DiLeo Hilfe. Mit einem wieder genesenen Klein an seiner Seite, dafür einem nach seinem Platz im Baskets-Konstrukt suchenden Ron Curry war er 2017/20018 mehr denn je als Scorer gefragt. Dieser Tage läuft Mayo mit Ra’Shad James erstmals neben einem offensiv dominanten Guard auf, was erneut eine Veränderung mit sich bringt.

Umso erstaunlicher, dass trotz der sich stetig ändernden Konstellationen der Output des Amerikaners nur geringfügig geschwankt ist. In der BBL gehört Mayo zu den alljährlichen Kandidaten, die mit eine Aufnahme in den exklusiven 50/40/90-Club flirten. In seinem ersten Jahr bei den Baskets 2016/2017 nahm der Guard die statistischen Hürden von der Dreier- (40,9 Prozent) und Freiwurflinie (92,4 Prozent), kam jedoch nur auf eine Feldwurfquote von 46,5 Prozent).  Anno 2017/2018 war es erneut eine Winzigkeit, die ihm von der magischen “50” trennte (47,5 Prozent Feldwurfquote). In der laufenden Spielzeit legt der Amerikaner aktuell glatt 50,0 Prozent aus dem Feld und nahezu wahnwitzige 57,1 Prozent von „Downtown“ aus, doch ausgerechnet an der Linie patzt Mayo in bis dato unbekanntem Maße (84,6 Prozent).

Together we can calm a stormy sea

“Für mich fühlt es sich gar nicht so an, als ob sich meine Rolle innerhalb der Mannschaft großartig geändert hat”, beteuert Mayo. „Ich würde eher sagen, dass ich nun erfahren genug bin, um der Mannschaft das zu geben was gerade gebraucht wird. Ob das nun auf der Eins oder auf der Zwei ist, macht für mich dabei keinen Unterschied.“ Das Stichwort fällt beim Blick auf das Geburtsdatum (15.7.1987) des zweifachen ALLSTARS. „Erfahrung ist ein großartiger Lehrmeister. Wenn du einmal erkannt hast, dass gewisse Dinge nur selten gleich beim ersten Mal richtig funktionieren, kannst du auch mit natürlich auftretenden Rückschlagen besser umgehen.“ Dazu gehört, ein Gefühl dafür zu entwickeln, in welchem Bereich die Vorlieben, aber auch die Schwächen der Mitspieler liegen. „Bei Ra’Shad war es beispielsweise so, dass wir früh wussten was wir in Transition tun müssen, um mit dem Ball in der Hand Gefahr auszustrahlen und gleichzeitig ein Auge für den Laufweg des jeweils anderen zu haben.“ Das offensichtliche Ergebnis: Mayo (14,4 PpS) und James (15,9 PpS) bilden eines der potentesten Guard-Duos der easyCredit BBL.

Josh Mayo im Huddle mit seinem Team.

Die Fähigkeit, sich anzupassen, hat Mayo bereits an der University of Illinois-Chicago seinem basketballerischen Werkzeugkoffer hinzugefügt. „Vor allem in meinem Abschlussjahr musste ich immer wieder zwischen Point und Shooting Guard wechseln, musste den Ball bringen, aber auch aus dem Pick-and-Roll heraus selbst abschließen“, entsinnt er sich. „Schon damals ging es darum, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie ich dem Team in bestimmten Situationen helfen kann. Wenn dies einerseits von dir erwartet wird, du auf der anderen Seite als Guard ohnehin viel den Ball in der Hand hast, wächst du automatisch in eine Führungsrolle hinein.“ Dies belegt ein tiefer Gang in den Zahlenwald, der in vollem Umfang ans Tageslicht bringt, warum sich ein Großteil der gegnerischen Vorbereitung auf den 1,81 Meter-Mann konzentriert.

Wenn du langfristig Erfolg haben willst, geht das nur über ein funktionierendes Teamgefüge.

Josh Mayo

We love so strong and unselfishly

Die bereits genannte Treffsicherheit aus der Distanz ist beileibe nur die statistische Spitze des Eisberges, der ganze Defensiv-Konzepte der BBL-Konkurrenz sinken lässt. Zwar steht der Wahl-Texaner mit durchschnittlich 26:09 Minuten pro Partie kürzer auf dem Feld als in den Jahren zuvor (17/18: 26:41min; 16/17: 32:11min), agiert dabei jedoch deutlich effizienter und seziert gegnerische Defensivreihen mit chirurgischer Präzision. In 60,9 Prozent aller bei Bonn gelaufenen Pick-and-Rolls hört der ballführende Akteur auf den Namen Josh Mayo. Bei bloß rund einem Drittel dieser Szenarios wählt er den eigenen Abschluss und kommt dabei auf einen starken Wert von 1,22 Zählern pro Ballbesitz – in der Vorsaison waren es signifikant weniger (0,96 PPP). Doch ist Mayo wichtig zu erwähnen, „dass meine Glückseligkeit nicht über das Scoring kommt.“ Auch das ist eine Qualität als Führungspersönlichkeit: Er macht seine Nebenleute besser. „Wenn du langfristig Erfolg haben willst, geht das nur über ein funktionierendes Teamgefüge.“ In diesem trägt er mit punktgenauen Pässen dazu bei, dass – thematisch zurück beim Pick-and-Roll – der Blocksteller einen hochprozentigen Abschluss serviert bekommt. Findet Mayo den großen, zum Korb abrollenden Spieler, kommen dabei im Schnitt nahezu abstruse 1,35 Zähler pro Ballbesitz heraus (17/18: 1,00 PPP). „Jetzt müssen wir nur noch defensiv stabiler stehen“, lacht Mayo. „Doch das gehört zu den Dingen, die sich im Kollektiv nur über harte Arbeit sowie ehrliche Kommunikation mit- und untereinander einstellen lassen.“