Weltmeister-Trainer Golden, ähh, Gordon Herbert, die Weltmeister Andi Obst, Johannes Voigtmann und Niels Giffey und dazu mit Nick Weiler-Babb und Oscar da Silva zwei weitere DBB-Olympioniken. Mit dem vielleicht besten deutschen Kern, den je ein Team in der ersten Liga hatte, will der FC Bayern Basketball seine beiden nationalen Titel verteidigen und in der EuroLeague angreifen.
Saisonziel: Dass die Bayern wie schon im Vorjahr den Pokalsieg und die Meisterschaft anpeilen, steht außer Frage. „Ich habe die Vision vom Final Four in der EuroLeague ausgegeben“, sagte der neue Cheftrainer Gordon Herbert kürzlich, betonte aber zugleich, dass es sich mehr um eine Vision als um ein konkretes Saisonziel handle.
Spielweise: Man wird von den Bayern einen schnellen Basketball erwarten dürfen, vor allem, da Serge Ibaka als erste Option für Low-Post-Situationen den Klub verlassen hat. Der Kader erscheint sehr variabel zusammengestellt und verfügt besonders auf den großen Positionen über extrem spielintelligente Akteure. Allen voran ist hier natürlich Johannes Voigtmann zu nennen, der unter Herbert groß geworden ist und dessen System bestens kennt.
Was neu ist: Der SAP Garden! Der neuen Arena im Münchner Olympiapark eilt der Ruf voraus, eine der modernsten Sportarenen in ganz Europa zu sein. Mit einer Kapazität von 11.500 Plätzen bietet die neue Halle großartige Voraussetzungen, um den Basketball in München ein weiteres Stück nach vorne zu bringen. Zunächst werden die Bayern nur ihre internationalen Heimspiele im SAP Garden austragen, es ist aber nicht auszuschließen, dass es während der Playoffs auch BBL-Basketball dort geben wird. In der bisherigen Spielstätte, dem BMW Park, wartet auf die Zuschauer ein weiteres Highlight, denn die Verantwortlichen ließen einen LED-Videoboden fest installieren, der somit für sämtliche Spiele in der easycredit BBL zur Verfügung steht. Einen ersten Vorgeschmack gab es diesbezüglich bereits beim Auftaktspiel der vergangenen Saison als erstmals ein offizielles Ligaspiel auf dem neuartigen Untergrund ausgetragen wurde.
Zahlen, bitte: Die 30 DBB-Nationalspieler in der Liga haben bislang zusammengerechnet 722 Länderspiele absolviert. Bemerkenswert ist, dass die deutsche Rotation der Bayern dabei mit 387 Länderspielen auf mehr kommt als der Rest der Liga zusammen (335 Länderspiele): Joe Voigtmann (119), Niels Giffey (118), Andi Obst (77), Nick Weiler-Babb (22) und Oscar da Silva (15) sind die fünf aktuellen Nationalspieler sowie der frühere DBB-Akteur Elias Harris (36). Dazu kommen mit Kevin Yebo und Nikita Kharchenkov zwei weitere Bayern-Spieler, die interessant für den DBB sind.
Blick in die Historie: Ist dies die beste deutsche Rotation in der Geschichte der Basketball Bundesliga? Das lässt sich durchaus vertreten, allerdings werden einige Spieler aus vergangenen Zeiten das anders sehen. Zu nennen wären hier wohl vor allem Leverkusen in der Saison 1995/96 (vier Europameister + zwei weitere Nationalspieler), Berlin von 1996/97 (neun Nationalspieler) und das Münchener Team von 2013/14 (sieben Nationalspieler)*.
Zahlen, bitte, Part II: Sechs! Nur sechs Import-Profis stehen zum Saisonstart in München unter Vertrag. So wenige waren es seit langer Zeit nicht mehr. Bei der Qualität der eben genannten deutschen Spieler ist dies aber nicht verwunderlich.
Wichtigster Zugang: Aus den namhaften Zugängen einen herauszuheben, erscheint schwierig. Vielleicht kommt der letzten Neuverpflichtung aber eine Schlüsselrolle zu, denn Spielmacher Shabazz Napier wechselt aus Mailand an die Isar und soll gemeinsam mit dem ebenfalls neu zum Team gestoßenen Israeli Yam Madar den Spielaufbau lenken. Das Duo ersetzt die abgewanderten Leandro Bolmaro (Mailand) und Sylvain Francisco (Kaunas) und wird dabei wie gehabt von Routinier Nick Weiler-Babb unterstützt.
Alte Bekannte: …gibt es einige. Das halbe Team hat eine gemeinsame Vergangenheit in der Nationalmannschaft. Coach Gordon Herbert formte Johannes Voigtmann damals in Frankfurt zum EuroLeague-Spieler und feierte gemeinsam mit „Jo“ den Titel im FIBA Europe Cup. Niels Giffey war 2014 Teamkollege von Shabazz Napier an der Uni bei den UConn Huskies als man den prestigeträchtigen NCAA-Titel gewann.
Der Trainer: Der Weltmeister-Trainer ist zurück in der easycredit BBL! Gordon Herbert wollte unbedingt wieder regelmäßig coachen und dass der das jetzt in der deutschen Beletage tun wird, ist ein riesiger Gewinn für die Liga, die nach Stationen in Würzburg, Frankfurt, Berlin und nun München schon als Herberts Heimat bezeichnet werden kann.
Der Anführer: Anführer und Kapitän der Bayern-Mannschaft ist weiterhin Vladimir Lucic. Der Serbe hat den Sommer zur Regeneration genutzt und wirkt während der Vorbereitung austrainiert und fit. Der mittlerweile 35-jährige Serbe geht in seine neunte Saison im roten Trikot und möchte es nochmal wissen.
Jung und talentiert: Ivan Kharchenkov zählt zu den größten deutschen Talenten des Jahrgangs 2006. Der junge Guard spielte eine herausragende U18-Europameisterschaft, schrammte im Finale nur knapp an einem Triple-Double vorbei und zählt nun fix zum Kader der ersten Mannschaft. Coach Herbert, der Kharchenkov bereits einmal zu einem Nationalmannschafts-Lehrgang eingeladen hatte, hält große Stücke auf seinen Youngster. „Ich hoffe, dass der den nächsten Schritt machen wird“, so der Kanadier. „Ivan muss sich seine Minuten aber - wie jeder andere Spieler auch – verdienen. Wir werden ihm nichts schenken.“
Vermisstenanzeige: In Serge Ibaka hat eine der Attraktionen der abgelaufenen Saison die Liga wieder verlassen. Der ehemalige NBA-Champion mit der Erfahrung von mehr 1000 Spielen in der besten Liga der Welt wechselte zu Real Madrid und möchte dort um die Krone in der EuroLeague kämpfen.
*Hier die deutschen Rotationen der genannten Teams (mehr Details und noch mehr zu den besten Teams der Ligageschichte gibt es hier).
- Leverkusen hatte 1995/96 am Brett das Center-Trio Chris Welp, Hansi Gnad und Sascha Hupmann sowie im Backcourt Mike Koch, Denis Wucherer und Henning Harnisch.
- Berlins Rotation von 1997/98 glänzte durch neun Nationalspieler: Vladi Bogojevic und Mithat Demirel auf der Eins, Henrik Rödl, Marko Pesic, Jörg Lütcke und Henning Harnisch auf dem Flügel, Stephen Arigbabu, Chris Welp und Stipo Papic auf den großen Positionen.
- Bei München standen 2013/14 mit Heiko Schaffartzik, Steffen Hamann, Lucca Staiger, Demond Greene, Paul Zipser, Robin Benzing und Yassin Idbihi sieben Nationalspieler im Kader.
