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Kochs NachschlagBerlin, Bamberg, Frankfurt und Göttingen: Für welches der vier Kellerteams wäre das TOP FOUR am wichtigsten?

07. Dezember 2024

Der Pokal hat seine eigenen Gesetze – eine Binsenweisheit, die mit fünf Euronen ins Phrasenschwein noch milde bestraft wäre. Aber trotzdem steht es außer Frage, dass dieser Wettbewerb besondere Chancen für Außenseiter bietet. Im Fußball schaffte der Drittligist Arminia Bielefeld am Dienstag den Einzug ins Viertelfinale. Im Basketball, wo an diesem Wochenende die Runde der letzten Acht ansteht, ist das Teilnehmerfeld nicht ganz so breit gefächert. Interessanterweise kommt es dabei zu zwei Begegnungen von Teams aus dem Keller des Klassements. Der Letzte empfängt den Vorletzten und der Drittletzte den Viertletzten. Trotz dieser Gemeinsamkeit der prekären Tabellensituation gibt es erhebliche Unterschiede bezüglich der vier Teams. 

Beim Duell zwischen den Bamberg Baskets und ALBA BERLIN kommt es am Sonntag zum Aufeinandertreffen zweier Mannschaften, die in der Vergangenheit jede Menge Titel gewinnen konnten. Die Hauptstädter erwartet trotz des schlechten Saisonstarts niemand am Ende im Keller, sondern wie seit 1986 immer: in den Playoffs! Die Teilnahme am TOP FOUR wäre angesichts der Ansprüche des Klubs dementsprechend aber auch keine Errungenschaft, die per se Jubelstürme auslösen würde. Für die Bamberger hingegen könnte sie im Falle einer verkorksten Saison, in der aber zumindest der Klassenerhalt gesichert würde, ein positiver Farbtupfer sein. 

Für die BG Göttingen und die SKYLINERS, die am Samstag aufeinandertreffen, wäre das Erreichen des Finalturniers auf jeden Fall ein großer Erfolg. Die Südniedersachsen und der Aufsteiger aus Frankfurt gelten als die größten Abstiegskandidaten. Gerade für diese beiden – mit einem überschaubaren Budget ausgestatteten – Klubs, wären die 50 000 Euro, die ein Viertelfinalsieger erhält, ein warmer Regen. Dieses Geld könnte man gut für einen neuen Spieler (Göttingen) oder zur Vertragsverlängerung der Zeitarbeiter Einaras Tubutis und Patrick Heckmann bis zum Saisonende (Frankfurt) verwenden.

Göttingen - Frankfurt

Am ersten Spieltag siegten die SKYLINERS mit 100:72 bei den Veilchen, die am Montag gegen Bamberg endlich ihren ersten Ligaerfolg feiern konnten. Bis dahin hatte Göttingen offensiv und defensiv ein fast schon desaströses Bild abgegeben. Nach dem Befreiungsschlag wollen die Göttinger nachlegen und bauen dabei auf das deutsche Trio um Zach Ensminger, Kostja Mushidi und Collin Welp, das gegen die Oberfranken 50 Punkte erzielte. Die Frankfurter reisen mit vier Liganiederlagen in Folge an, sollten sich aber im Vergleich zur Niederlage in Hamburg steigern können, da Heckmann mehr Bindung haben sollte und die Rückkehr von Tubutis möglich erscheint. Allerdings ist es nicht auszuschließen, dass die Gastgeber einen neuen Spieler präsentieren. Nach der Trennung von Jared Godfrey sondieren die Verantwortlichen den Markt, sind aber bislang noch nicht fündig geworden.

Bamberg - Berlin

Zu den Berliner Problemen habe ich mich hier schon vor einem Monat geäußert. Headcoach Israel Gonzalez muss(te) wochenlang punktuelles Krisenmanagement betreiben, anstatt die Entwicklung der Mannschaft vorantreiben zu können. Jetzt sehen die Hauptstädter aber Licht am Ende des Tunnels. Der für Khalifa Koumadje verpflichtete David McCormack nimmt bislang einen größeren Einfluss als von mir erwartet. Mit Martin Hermannsson und Matt Thomas sind zudem die erfahrensten Guards wieder mit dabei. Der dritte Euroleague-Erfolg am Mittwoch in Bologna dürfte das Selbstvertrauen extrem gestärkt haben. In Bamberg haben die Albatrosse noch etwas zurechtzurücken, weil sie vor fünf Wochen dort mit 82:87 unterlagen. Seitdem haben die Gavel-Schützlinge kein Spiel mehr gewonnen, mussten aber auch immer auswärts antreten. Um Berlin erneut zu schlagen, müssen sie mit deutlich mehr Biss als zuletzt auftreten, vor allem in der Verteidigung!

Kochs Nachschlag

Zum Abschluss möchte ich noch kurz auf die beiden anderen Begegnungen blicken. Mit dem SYNTAINICS MBC und den MLP Academics Heidelberg treffen zwei der positiven Überraschungen aufeinander. Für beide Klubs wäre es im Falle eines Sieges die erste TOP-FOUR-Teilnahme. Auch wenn sie auswärts antreten müssen, sind für mich die Heidelberger leichter Favorit, zumal sie auch schon das Ligaspiel in Weißenfels 108:93 gewonnen haben (Highlights). 

Die Partie zwischen den FC Bayern München Basketball und RASTA Vechta bezieht ihre besondere Brisanz aus dem Vechtaer 78:77-Sieg in der bayrischen Landeshauptstadt am vergangenen Wochenende, als die Gäste mit einem perfekt ausgeführten letzten Play die Punkte entführten. Mit vier BBL-Siegen in Folge und dem Auswärtssieg in der Champions League in Patras haben die Vechtaer mächtig Rückenwind, sind aber trotz all dieser Faktoren klare Außenseiter, denn die Bayern dürften nicht erneut auf Shabazz Napier und Devin Booker verzichten.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital, DAZN und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag".