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Home/Newscenter/Auf dem Weg nach oben: Der Neunte Ulm ist „the best of the rest“

Kochs NachschlagAuf dem Weg nach oben: Der Neunte Ulm ist „the best of the rest“

10. Februar 2023
Hinter Berlin, Bonn und Bayern als den neuen drei großen B ist bezüglich der Playoffs noch viel, wenn nicht sogar alles offen. Ich schätze dabei ratiopharm ulm als das stärkste Team ein. Hier die Gründe:

Hinter Berlin, Bonn und Bayern als den neuen drei großen B ist bezüglich der Playoffs noch viel, wenn nicht sogar alles offen. Ich schätze dabei ratiopharm ulm als das stärkste Team ein. Hier die Gründe:

Derzeit erleben wir in der easyCredit BBL eine noch nie dagewesene Zweiklassengesellschaft. Das aus Berlin, Bonn und München bestehende Spitzentrio bewegt sich in deutlich höheren Sphären als die anderen 15 Teams. Doch wer ist „the best of the rest“? Ich lande bei einer Mannschaft, die derzeit nicht einmal einen Playoff-Platz einnimmt: ratiopharm ulm! 

Bevor ich mich näher mit dem Tabellenneunten befasse, will ich kurz erläutern, warum ich die vor den „Uuulmern“ rangierenden Teams schwächer einschätze. Exemplarisch wurde das am letzten Vorrundenspieltag Ende Januar deutlich. Die NINERS Chemnitz hätten mit einem Sieg beim Tabellenvorletzten in Braunschweig den Sprung unter die ersten Vier schaffen können. Aber sie unterlagen mit 71:78 und gestatteten den Löwen mit nur drei Ausländern den ersten Heimsieg. Oldenburg und Ludwigsburg gehörten in den letzten Jahren zumeist zum erweiterten Favoritenkreis. Ihr direktes Duell fand aber auf einem sehr überschaubaren Niveau statt. Die früheren Erwartungen, dass sie einem Favoriten gefährlich werden können, wenn alles super läuft, wecken diese Mannschaften derzeit einfach nicht. Darüber hinaus stehen mit Göttingen und Würzburg noch zwei Teams vor Ulm, die bislang positiv überraschten und denen ich aufgrund ihrer erfrischenden Auftritte die Playoffs gönnen würde.

Die Probleme zum Saisonstart…

…kamen in Ulm nicht unerwartet. Das Gesicht der Mannschaft hatte sich im Vergleich zur Vorsaison entscheidend verändert. Viele neue Spieler, viele Nationalitäten und Altersgruppen – das waren keine kleinen Herausforderungen beim Prozess, ein Team zu formen. Dazu stiegen viele Akteure aufgrund ihrer Verpflichtungen für ihre Nationalmannschaft erst spät in die Vorbereitung ein. 

Ausgerechnet der neue Starter auf der Spielmacherposition, Yago dos Santos, kam als Letzter. Der 23-Jährige verließ erstmals seine brasilianische Heimat und es war zu erwarten, dass er Probleme haben würde, sich umzustellen. Zu allem Überfluss war die Ulmer Preseason von Verletzungsproblemen geprägt. Nicht zuletzt stand mit Anton Gavel ein neuer Head Coach an der Seitenlinie, der bislang noch keine Verantwortung auf diesem Niveau getragen hatte. So war der Saisonstart mit sieben Niederlagen in den ersten acht Pflichtspielen zwar bitter, aber durchaus erklärbar.

Die Nachverpflichtungen

Dass Matt Mobley in Ulm nicht funktionieren würde, zeichnete sich relativ schnell ab. Deshalb handelten die Verantwortlichen und verpflichteten Mitte Dezember Brandon Paul, einen Veteranen mit NBA- und Euroleague-Erfahrung, der auch in der Defensive seine Arbeit verrichtet. Auch wenn er sich für meinen Geschmack offensiv zu sehr auf seinen Dreier verlässt, hat er die Mannschaft stabilisiert. 

Die noch größere Baustelle lag unter den Körben. Philipp Herkenhoff hat aufgrund seines Kreuzbandrisses aus dem April 2022 in dieser Saison noch kein Spiel bestritten. Sagaba Konate stand verletzungsbedingt in nur vier BBL-Spielen auf dem Parkett, so dass Nico Bretzel viel Last schultern musste. Als auch der sich verletzte, zogen die Ulmer einen Trumpf aus dem Ärmel: Anfang Januar unterschrieb Bruno Caboclo bis 2024! Der Brasilianer, dessen Konzentrationslevel manchmal zu wünschen übrig lässt, wurde 2014 in der ersten Runde von den Toronto Raptors gedraftet. Er ist aufgrund seiner ellenlangen Arme in der Verteidigung ein Faktor und im Angriff innen und außen gefährlich. Beim 91:87-Sieg in Weißenfels, seinem zweiten Ligaspiel, kam er auf 24 Punkte, traf elf seiner 16 Würfe und griff elf Rebounds ab:

Die Steigerung…

...ist aber nicht ausschließlich auf die Nachverpflichtungen zurückzuführen. Vielmehr haben sich parallel zum Prozess des Zusammenwachsens die meisten Spieler auch individuell verbessert. Seit sein Landsmann Caboclo im Team steht, ist beispielsweise dos Santos aufgeblüht. Der nur 1,75 Meter große Point Guard erinnert mich an meinen früheren Spieler David Holston in Quakenbrück. Yago hat Speed, findet seine Mitspieler und kann den tiefen Dreier treffen. Er ist einer der aufregendsten Basketballer der Liga - als Beispiel sei hier auf seine 33 Punkte und acht Assists beim 107:87-Sieg gegen Bamberg verwiesen:

Der noch 18-jährige Juan Nunez hat sich ebenfalls gesteigert. Zu Saisonbeginn hatte mir seine Körpersprache überhaupt nicht gefallen. Der Spanier blieb nach Ballverlusten stehen und zeigte kaum etwas von dem Einsatz, den man gerade von einem jungen Spieler erwartet. Mittlerweile ist das besser geworden. Zudem zeigt er seine großen Qualitäten als Passgeber (bei reduzierter Fehlerquote) und attackiert immer häufiger über seine rechte Hand. Der aus Rumänien gekommene Josh Hawley versteht mittlerweile seine Rolle als Energizer von der Bank.

Kochs Nachschlag

Mit Thomas Klepeisz, Karim Jallow, Robin Christen und den hoffentlich zurückkehrenden Big Men Philipp Herkenhoff und Nicolas Bretzel verfügt Ulm über ein breites und hochwertiges deutsches Fundament, das in Zusammenarbeit mit den Ausländern dafür sorgen wird, dass die Mannschaft in der Tabelle weiter nach oben klettert. Das würde mich natürlich freuen, denn mit Thorsten Leibenath, Tono Gavel und Tyron McCoy arbeiten drei ehemalige enge Weggefährten von mir an der Donau. Und danke der Nachfrage, aber nein: die Freundschaft zu diesem „Triple T“ hat nichts mit meiner positiven Prognose zu tun. Zweifellos muss Ulm noch konstanter werden, aber der Richtungspfeil zeigt klar gen Norden.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.