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BIG - Basketball in Deutschland„Ich hatte andere Angebote“ – Münchens NBA-Profi Derrick Williams im BIG-Interview

06. Februar 2019
Derrick Williams hat über 400 NBA-Partien bestritten, spielte in den Finals – den großen Durchbruch schaffte er jedoch nicht. Diese Saison ist der 27-Jährige der Star beim FC Bayern Basketball. In BIG spricht der zweite Pick des NBA-Drafts 2011 über seinen Wechsel, hohe Erwartungen, den europäischen Basketball und seinen Ex-Mitspieler LeBron James.

– Interview: Robert Heusel

Derrick Williams hat über 400 NBA-Partien bestritten, spielte in den Finals – den großen Durchbruch schaffte er jedoch nicht. Diese Saison ist der 27-Jährige der Star beim FC Bayern Basketball. In BIG spricht der zweite Pick des NBA-Drafts 2011 über seinen Wechsel, hohe Erwartungen, den europäischen Basketball und seinen Ex-Mitspieler LeBron James.

Derrick, 2011 warst du der zweite Pick des NBA-Drafts. Im Herbst hast du beim FC Bayern Basketball unterschrieben. Kannst du kurz beschreiben, wie der Deal zustande kam?

Als im Sommer klar war, dass ich nicht in der NBA spielen würde, wollte ich unbedingt in die EuroLeague. Auf Basis dieser Entscheidung musste ich dann sehen, welche Teams in Europa für mich infrage kommen und vor allem zu mir passen würden. Bayern München ist eine Marke im Sport, weltweit, jeder kennt den FC Bayern. Das hat meine Entscheidung, nach München zu kommen, auch beeinflusst. Außerdem wollte ich zu einem Verein, bei dem ich eine tragende Rolle habe und dazu beitragen kann, Spiele zu gewinnen. So richtig hatte ich dieses Gefühl seit meiner Zeit am College nicht mehr. Endlich kann ich wieder frei aufspielen. Bei den Gesprächen mit Marko Pesic und Daniele Baiesi waren wir sofort auf einer Wellenlänge. Alles in allem hatte ich den Eindruck, dass Bayern das beste Gesamtpaket für mich geboten hat, weshalb ich mich dann auch für einen Wechsel entschieden habe.

Dennoch hättest du wohl auch andere Möglichkeiten in Europa gehabt.

Ich hatte ein paar Angebote von anderen EuroLeague-Teams vorliegen. Bei meiner Entscheidung ging es aber überhaupt nicht um Geld, wie bei vielen anderen Spielern, die aus der NBA nach Europa kommen. Die meisten unterschreiben dort, wo ihnen das meiste Geld geboten wird. So läuft das Business in den meisten Fällen. Wenn es mir um Geld gehen würde, hätte ich wieder nach China wechseln oder eines der Angebote aus der Türkei bzw. Russland annehmen müssen. Dort hätte ich wahrscheinlich ein Vielfaches verdienen können. Aber wie gesagt: Das spielt keine Rolle, ich wollte das nicht. In meinen Jahren in der NBA habe ich bereits gutes Geld verdient. Die sportliche Situation ist zum aktuellen Zeitpunkt in meiner Karriere viel wichtiger. Es geht darum, dass es einfach passt – für mich und für den Klub, damit wir gemeinsam das nächste Level erreichen. Jetzt möchte ich spielen, meine Spuren hier in Europa beim FC Bayern hinterlassen. In einem funktionierenden Team einfach Basketball spielen zu können, ist quasi unbezahlbar. Bayern ist ein junges, aber sehr ambitioniertes Projekt im europäischen Basketball. Mit dem Gewinn der Meisterschaft und des Pokals in der vergangenen Saison wurde der Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft gelegt. Wir sind derzeit das einzige deutsche Team in der EuroLeague, und ich möchte helfen, uns in dieser starken Liga zu etablieren. Der Wechsel nach München war also genau die richtige Entscheidung für mich.

Das klingt alles sehr reflektiert.

Ich hatte viele Höhen und Tiefen in meiner Karriere. Wie bereits angesprochen, war ich der zweite Draft-Pick 2011, habe am Dunking-Contest teilgenommen und die Finals gespielt. All diese Erfahrungen möchte ich hier weitergeben, um meinen Teamkollegen bestmöglich zu helfen. Ein gutes Miteinander ist entscheidend, um als Mannschaft erfolgreich zu sein. In der NBA habe ich in Teams gespielt, wo die Spieler nicht gut aufeinander zu sprechen waren. Die Stimmung war schlecht. Es kann schon mal vorkommen, dass bei manchen Allstars Gedanken wie „Der Typ bekommt keinen Pass von mir“ eine Rolle spielen. Persönliche, zwischenmenschliche Probleme. So kannst du nicht erfolgreich sein. Eifersucht und Neid spielen in der NBA eine große Rolle, vor allem wenn du Leute in der Mannschaft hast, die nur einen Kurzzeitvertrag haben. Meine letzte richtig feste Station war in Cleveland. Dort habe ich mit Allstars wie Kyrie Irving und Kevin Love, aber auch mit einem Superstar gespielt: LeBron James. Wie er sich um das Team kümmert, ist beeindruckend. Er gibt sich komplett dem Erfolg der Mannschaft hin. Auf dem Feld sowieso, aber auch beim Training, in der Kabine oder abseits der Halle. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb er so erfolgreich ist. Diesbezüglich versuche ich, mir ein paar Dinge von ihm abzuschauen, denn die Teamchemie ist der Aspekt, der die erfolgreichen Mannschaften von den anderen unterscheidet.

Was wusstest du vor deinem Wechsel vom deutschen Basketball?

Dass der Sport in Deutschland ziemlich im Kommen ist. Von einigen Amerikanern, wie Luke Sikma oder Tyrese Rice, hatte ich schon gehört oder kenne sie sogar aus meiner Zeit am College. Mit Kyle Fogg, der mittlerweile in China spielt, und Momo Jones aus Ludwigsburg habe ich selbst noch zusammengespielt. Mit Momo bin ich heute immer noch regelmäßig in Kontakt, er hatte schon zu Collegezeiten einen großen Einfluss auf mich. Er war immer selbstbewusst und hat mir gut zugesprochen. Er gab mir Selbstvertrauen, als er sagte, dass ich besser sei als viele andere. Das rechne ich ihm wirklich hoch an, denn er hat dazu beigetragen, dass ich der Spieler wurde, der ich heute bin. Dass wir nach all den Jahren bald wieder gegeneinander spielen können, ist eine tolle Sache. Seit den Trainings am College habe ich nicht mehr Fünf-gegen-fünf gegen ihn gespielt. Ich freue mich riesig.

Die ersten Monate der Saison sind absolviert. Wie ist dein Eindruck vom Basketball hier in Europa?

Großartig. Es spielen so viele tolle Spieler hier. Ich glaube, dass die Qualität des Basketballs in Europa langsam realisiert wird. Vor allem von der NBA. Ich meine, in der NBA spielen ungefähr 450 Spieler – und rund ein Viertel davon sind Europäer. Das sagt doch alles. Die Scouts richten ihren Blick immer mehr in Richtung Europa. Was die Spieler hier auszeichnet, ist das Skillset. Im Alter von 18 oder 19 Jahren haben Europäer meist die besseren technischen Fertigkeiten als gleichaltrige Amerikaner. In den USA ist die Athletik dafür eine ganz andere, darauf wird enorm viel Wert gelegt. Ein gutes Beispiel ist Kristaps Porzingis, mit dem ich bei den New York Knicks gespielt habe. Er war damals ein Rookie, aber sein Talent war sofort zu erkennen. Der größte Athlet war er nicht, eher ziemlich schmächtig. Heute sieht man ja, wie gut er geworden ist.

Wie wird die EuroLeague oder der europäische Basketball im Allgemeinen in den USA wahrgenommen?

Die Leute achten immer mehr darauf, die EuroLeague wird schon als zweitbeste Liga hinter der NBA wahrgenommen. Nichtsdestotrotz gibt es für viele Amerikaner nur die NBA. Sie blicken nicht über den Tellerrand hinaus und sind von „ihrer NBA“ total überzeugt. Sie wissen über die Qualität in anderen Ligen kaum Bescheid, bringen ihnen keinen Respekt entgegen. Luka Doncic, der viele Leute in den USA überrascht hat, ist ein gutes Beispiel. Er hat mit 19 Jahren schon unglaublich viel Erfahrung, weil er sehr früh auf hohem Niveau gegen absolute Profis gespielt hat. Luka war MVP der EuroLeague und hat eine Europameisterschaft gewonnen. Er ist in den entscheidenden Momenten des Spiels auf dem Feld und übernimmt Verantwortung. Welcher der anderen Rookies kann das von sich behaupten? Wohl keiner. Klar, er ist nicht der Überathlet, er ist nicht der Wahnsinnsschütze, aber er hat in jungen Jahren eine herausragende Technik, gepaart mit viel Talent und viel Erfahrung im Spiel gegen Profis. Diese Mischung macht ihn zu einem super Spieler, daher ist sein Erfolg in Dallas für mich nicht überraschend. Dass das College für junge Spieler keine gute Option ist, möchte ich nicht sagen, aber der Wettbewerb auf Profilevel in Europa ist definitiv ein großes Plus.

Auch in Bezug auf den Trainerstab bist du auf eine neue Kultur getroffen. Nachdem du in der NBA unter Coaches wie Rick Adelman gespielt hast, ist Dejan Radonjic nun dein erster nicht amerikanischer Coach.

Während meiner Zeit in China hatten wir einen chinesischen Coach, aber Coach Radonjic ist der erste Europäer, unter dem ich spiele. Mit ihm und seinem gesamten Trainerstab komme ich sehr gut zurecht. Vor allem ihre Einstellung zum Basketball gefällt mir sehr gut. In jedem Training wird höchste Intensität eingefordert. So kannte ich das bisher noch nicht. Der Fokus liegt dabei vor allem auf der Verteidigungsarbeit. Auf Basis guter Defense entwickelt sich schließlich unsere Offense. In der NBA ist das meistens anders: Vor allem in der regulären Saison will man den Gegner outscoren, eine Defense, wie wir sie hier spielen, ist dort eher selten. Es fasziniert mich immer wieder, wenn ich sehe, dass 90 Prozent der Jungs in der NBA teilweise nicht richtig Defense spielen. Aber wenn Spieler wie James Harden am Ende 40 Punkte, zehn Rebounds und 15 Assists auflegen, können sie es sich wahrscheinlich leisten, so zu verteidigen. (lacht)

In der NBA gibt es viele scorende Guards wie den angesprochenen James Harden. Passende Aufbauspieler wie Stefan Jovic dürften den großen Jungs wie dir das Leben deutlich leichter machen.

Auf jeden Fall. Aber da sind wir wieder bei der grundlegenden Ausrichtung des Spiels. In der NBA dominiert die Athletik, sodass Guards wie Russell Westbrook überragend scoren können. Sie haben den Ball oft in den Händen. Für mich als Power Forward ist es natürlich einfacher, mit Aufbauspielern wie Stefan zu spielen, da er einen immer im Blick hat. Er liebt es, die Bälle zu verteilen und jeden im Team in die Offense zu involvieren. Auch Braydon Hobbs ist ein ganz spezieller Typ. Er spielt Pässe und sieht Dinge, die kaum ein anderer sieht. Zusammen mit Maodo Lo haben wir drei verschiedene Typen von Aufbauspielern, die unserem Spiel eine ganz andere Dimension geben.

Das komplette Interview gibt es in der neuen BIG. Die neue Ausgabe ist ab sofort im Handel erhältlich! Abonnenten haben sie bereits eine Woche früher im Briefkasten! Außerdem gibt es im Heft noch folgende Themen:

Inhalt:

Reform der BBL. Thema des Monats: Die Liga erhöht die Hürden für Wildcards. Kommt die 16er-Liga? Das sagt Geschäftsführer Stefan Holz

Derrick Williams. Bayerns Forward über das Niveau des Spiels in Europa und den Vergleich mit der NBA

Landry Nnoko. Warum der neue Center von ALBA BERLIN dem Team im Titelkampf hilft

Patrick Heckmann. Der Forward spricht über die Trainerentlassung in Bamberg und erklärt, was sich nun ändern muss

Raoul Korner. Wie Bayreuths Trainer seine Mannschaft mit einer Wutrede auf Kurs brachte

Philipp Schwethelm. Oldenburgs Forward hat ein Buch über die Karriere nach der Karriere geschrieben

Pedro Calles. Der junge spanische Coach ist mit Aufsteiger RASTA Vechta auf Playoff-Kurs

MagentaSport BBL Pokal. Alle Fakten zum Finale Brose Bamberg gegen ALBA BERLIN

Florian Koch. Der Forward ist in Würzburg zum Leistungsträger geworden

Konstantin Klein. Ludwigsburgs Guard spricht im Interview über sein ewiges Verletzungspech

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Talente auf dem Sprung. Deutsche Nachwuchsspieler und ihre Perspektiven in der BBL

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Jill und Loyce Bettonvil. DBBL: Die Schwestern vom Herner TC sprechen im Interview über die Titelchancen

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