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Home/Newscenter/„Spieler müssen Basketball denken und nicht wie ein Roboter spielen!“ – Berlins Aito Garcia Reneses im BIG-Interview

BIG - Basketball in Deutschland„Spieler müssen Basketball denken und nicht wie ein Roboter spielen!“ – Berlins Aito Garcia Reneses im BIG-Interview

08. November 2017
Aito Garcia Reneses soll ALBA BERLIN wieder in die Erfolgsspur bringen. Im BIG-Interview spricht die spanische Trainerlegende über ihre Philosophie, deutsche Talente, die ersten Erfahrungen in der deutschen Beletage und den Kontakt zu früheren Spielern.

– Frank Weiss

Aito Garcia Reneses soll ALBA BERLIN wieder in die Erfolgsspur bringen. Im BIG-Interview spricht die spanische Trainerlegende über ihre Philosophie, deutsche Talente, die ersten Erfahrungen in der deutschen Beletage und den Kontakt zu früheren Spielern.

Coach Aito, werden Sie eigentlich auch mal laut?

Manchmal. Aber es ist besser, das sehr dosiert zu machen. Sonst gewöhnen sich die Spieler daran und man dringt nicht mehr durch.

Also wenn Sie laut werden, wissen die Spieler: Jetzt wird es ernst.

Ich denke, für die Spieler sollte die Art nicht so wichtig sein. Ich hatte schon einige Spieler, die sich später über Trainer beschwert haben, die viel schreien. Ich habe ihnen gesagt: Das ist einfach sein Charakter. Finde heraus: Was will er dir mitteilen? Trenne das von den äußeren Umständen. Es geht nur darum, den Spielern klarzumachen, was man von ihnen erwartet.

Waren Sie als junger Trainer anders oder schon immer so?

Mehr oder weniger. Natürlich entwickelt man sich. Ich sage den Spielern einfach, was sie tun sollen, was ich von ihnen erwarte. Wenn sie das beim ersten Mal nicht tun, wiederhole ich es. Beim zweiten Mal landen sie auf der Bank. Ganz einfach. Das verstehen sie sehr schnell.

Wir sprechen hier nach dem Heimsieg gegen Bonn. Es war der fünfte Sieg im sechsten Spiel, aber was kann Ihr Team noch besser machen?

Alles muss besser werden. Vor allem unser Entscheidungsverhalten in Defense und Offense. Das ist nicht einfach. Denn viele Spieler sind noch nicht gewohnt, ein Spiel zu lesen, wie es z. B. Luka Sikma oder Marius Grigonis tun. Es ist nicht einfach, den Spielern das beizubringen, und es ist nicht einfach, das zu lernen. Es ist die eine Sache, es zu erklären, und eine andere, es auch gut umzusetzen. Es fängt damit an, dass die Spieler verstehen müssen, worum es uns geht. Dann müssen sie gewillt sein, den Weg mitzugehen. Schließlich müssen sie es immer wieder wiederholen. Das geht nur Schritt für Schritt.

Es heißt, im Training gehen Sie nicht nur stumpf immer wieder durch die Systeme, sondern lehren Basketball.

Das stimmt. Doch wie gesagt, in unserer Situation musste ich das etwas mehr tun, als mir lieb ist. Denn das freie Spiel zu lernen, ist sehr schwer. Es ist etwas anderes, wenn man das Nationalteam Spaniens mit Rudy, Ricky, Pau und Marc Gasol hat. Du erklärst eine Sache und sie setzen das um. Aber hier müssen die Spieler das erst lernen. Daher sind wir etwas anders vorgegangen, denn in der Vorbereitung haben zu viele Spieler gefehlt. Ein System hat aber viele Optionen. Es geht nicht einfach nur darum, vorzugeben: du stehst hier, du läufst hier, du blockst hier. Wichtig ist vielmehr: Wenn die Defense so reagiert, dann gehst du über die eine oder eben die andere Seite oder sogar einen dritten Weg. Das ist schwer zu lernen. Dafür muss man Basketball sehr gut verstehen. Doch am Ende kann man das lernen, wie man auch seinen Wurf oder seine Defense verbessern kann. Die Spieler werden lernen, Basketball besser zu denken.

Headcoach Aito und seine Co-Trainer Israel Gonzalez und Thomas Päch.

Das Team hatte gegen Tübingen 31 Assists, gegen Bonn 27. Wollen Sie Ihre Mannschaft so sehen, mit viel Ball Movement und Extrapässen?

Ja, sogar noch mehr. Manchmal dribbeln wir noch zu viel. Das habe ich natürlich schon gesagt. Doch wie gesagt, wir brauchen mehr Zeit zum Training. Dafür setzen sie die Dinge schon gut um und ich hoffe, wir können die Fehler mehr und mehr abstellen.

In der BBL gibt es viele schnelle, athletische Spieler. Auch unter dem Korb. Sie bevorzugen große, klassische Center. Warum?

Ja, aber groß zu sein, reicht nicht aus. Man muss auch wissen, wie man diesen Vorteil nutzt. Wenn man als Team wirklich gut sein will, ist es nicht möglich, immer nur mit kleinen Spielern zu agieren. Früher in Spanien zum Beispiel haben wir guten Basketball gespielt, doch wir waren klein. Die Großen haben nicht gespielt. Doch als die großen Spieler gelernt haben und auch zum Einsatz kamen, sind wir stark geworden und hatten Erfolg mit dem Nationalteam.

Wie kam dieser Umbruch in Spanien?

Ich kann für mich sprechen. Ich habe große Spieler ausgewählt, die bei anderen Klubs nicht spielten. Sie sind dann besser geworden, haben gespielt. Andere Coaches haben das ähnlich gemacht. Jetzt spielen die Großen auch im Nachwuchsbereich. Als ich in Barcelona Trainer geworden bin, habe ich mit den Jugendtrainern gesprochen, die die Großen meist nicht spielen ließen. Ich habe gesagt: Lasst sie spielen. Bringt ihnen zunächst die einfachen Dinge bei. Einige haben so gelernt, viel besser Basketball zu spielen. In Deutschland gibt es viele große Spieler. Jetzt müssen sie lernen, Basketball zu denken und nicht wie ein Roboter zu spielen. Ich weiß, es ist nicht einfach, so clever wie Pau oder Marc Gasol zu spielen. Doch man kann sich dem annähern. Es reicht nicht, nur physisch stark zu sein.

Wer ist für Sie der aktuell der beste Big Guy? Ist es Pau Gasol?

Pau Gasol begann bei mir als Dreier. Er war körperlich damals nicht sehr stark. Als Spanien im Nachwuchs Weltmeister wurde, spielte er nicht viel. Er war kein wichtiger Spieler. Für die Fünf war er einfach nicht stark genug. In der Saison darauf kam er nach Barcelona und ich packte ihn auf die Drei und er spielte. Auch wenn er noch kein guter Shooter war. Er hatte aber die Skills. So entwickelte sich das. Er wurde kräftiger und spielte bald die Vier. Heute ist die Fünf für ihn vielleicht am bequemsten. Er ist der beste Spieler in Spanien der letzten Jahre. Er ist sehr clever und hat so viel gewonnen. Pau ist für mich aber eigentlich eher ein Vierer und Marc ein Fünfer.

Sie haben schon den 17-jährigen Hendrik Drescher und auch Bennet Hundt eingesetzt. Wann ist ein junger Spieler bereit, eingesetzt zu werden?

Das hängt immer von der Situation ab. In der Vorbereitung haben zum Beispiel viele Spieler gefehlt. Da mussten sie ran. Sie sind aber noch nicht so weit, in der Bundesliga konstant viele Minuten zu sehen. Doch wenn ich einige Minuten von ihnen brauche, bekommen sie die. Sie werden nicht gleich 25 Minuten spielen. Doch wenn sie sich verbessern, lernen, wird sich das steigern.

Was müssen sie dafür tun?

Sie müssen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten verbessern. Jeder Spieler ist anders. Hundt zum Beispiel ist clever, aber klein. Er muss seinen Wurf verbessern. In einem Spiel hat er bei Lok Bernau vier von sechs Dreiern getroffen. Er steigert sich. Er muss aggressiv sein, auch weil er körperlich Nachteile hat. Doch er versucht das mit jedem Tag mehr. Oder Hendrik. Er ist ein guter Schütze und physisch stark. Er muss in seinen Fundamentals aber besser werden. Er kann mit der linken Hand zum Beispiel nicht so gut passen. Nikic wiederum ist ein cleverer Spieler, muss aber physisch stärker werden. Sie wissen alle, was sie tun müssen. Wenn sie in den jeweiligen Bereichen besser werden, dann spielen sie auch.

Mit Tim Schneider ist ein junger deutscher Spieler Back-up auf der Vier. Was halten Sie von ihm?

Tim muss das Spiel noch besser verstehen. Er verteidigt mit Intensität und reboundet ordentlich. Sein Drive und sein Wurf sind auch okay. Er muss jetzt nur wissen, wann er was zu tun hat. Doch er ist lernwillig und ich bin sicher, Schritt für Schritt wird er das schaffen.

Coach Aito und Jüngling Tim Schneider.

Gibt es einen Unterschied zwischen jungen Spielern in Spanien und denen in Deutschland?

Ich spreche jetzt generell. Spieler in Deutschland sind größer, physischer und disziplinierter, haben aber vielleicht etwas weniger Talent. In Spanien sind die Spieler körperlich nicht so stark, verstehen das Spiel aber oft bereits besser. Es ist aber schwer, dies zu verallgemeinern.

Warum hat Spanien mehr gute Basketballspieler und mehr Erfolg als das größere Deutschland?

Eine ganz entscheidende Sache ist die Basketballtradition. Die ist in Spanien einfach größer. Ich will die Möglichkeiten an einer Geschichte erklären. Ich habe vor vielen Jahren mal den damaligen spanischen Nationaltrainer, der in den USA hospitierte, gefragt: Was könnte der für seine Disziplin bekannte Indiana-Coach Bobby Knight mit einem Team in Frankreich erreichen? Damals hatten die Franzosen Talent, waren aber noch nicht so stark und wenig diszipliniert. Er antwortete: Bobby Knight wird kein französisches Team trainieren. Aber ich wollte auf etwas anderes hinaus: Was kann man tun, um die Dynamik eines Teams zu verändern, wenn die Disziplin fehlt? Das kann man ändern. Das braucht Zeit und Geduld. Vielleicht sind ein, zwei oder drei Jahre nötig. Aber das ist der Weg, um sich zu verbessern.

Die BBL will in drei Jahren so stark wie die ACB sein. Wie sehen Sie beide Ligen?

Ich denke, in Deutschland gibt es seit einigen Jahren Teams, die auf hohem Niveau wettbewerbsfähig sind. Die haben wir natürlich auch in Spanien. Doch es gibt ein Problem: die NBA. Gute Spieler gehen früh in die NBA. Wie die Hernangomez-Brüder. Das schwächt die nationalen Teams. Die NBA-Teams haben viel Geld, können Spieler locken. Manchmal ist so ein Wechsel aber ein Fehler. Sie gehen in die NBA, spielen aber nicht. Das zweite Problem ist der enge Spielplan. Viele Leute denken, wichtig ist Wettbewerb, Wettbewerb, spielen, spielen, spielen. Das ist falsch. Wir hatten zum Beispiel zum Saisonstart sehr viele Spiele. Um sich wirklich zu verbessern, ist es aber wichtig, zu trainieren und dann zu spielen. Nicht reisen, spielen, reisen, spielen.  Zwischen den Spielen braucht ein Team Zeit zum Lernen. Das Problem ist durch die FIBA-Fenster jetzt sogar noch größer. Da müssen wir eine Lösung finden. Wir müssen uns die Situation genau anschauen. Genau wie die Spieler nicht zu früh in die NBA gehen sollten, sondern erst mit Mitte 20.

Wie es Daniel Theis getan hat?

Ja. Es gibt natürlich immer individuelle Ausnahmen. Doch für mich ist das beste Beispiel Manu Ginobili. Er war in Argentinien, dann in Italien. Mit Bologna gewann er den Europapokal, mit Argentinien die Olympischen Spiele. Mit 25 ist er dann in die NBA gewechselt. Er war zunächst der sechste Spieler, dann war er Starter. Er ist im richtigen Moment gegangen. Manchmal gehen Spieler auch zu einem schlechten Team. Denn NBA ist ja nicht gleich NBA. Vielleicht können sie dort auch diese Entwicklung machen. Wenn nicht, ist es besser, zunächst in Europa zu bleiben, sich zu verbessern und dann zu wechseln.

Das komplette Interview gibt es in der neuen BIG, die es ab sofort im Handel gibt! Abonnenten haben sie bereits eine Woche früher im Briefkasten! Außerdem gibt es im Heft noch folgende Themen:

FIBA vs. EuroLeague. Thema des Monats: Der Streit um die Nationalmannschaftsfenster. Das fordert Bambergs Rolf Beyer, das sagen die Bosse der FIBA Europe und der EuroLeague

Robin Benzing. Der DBB-Kapitän spricht im BIG-Interview über sein starkes BBL-Comeback in Würzburg

Hallen-Pläne in Würzburg. Das Team von Dirk Bauermann könnte bald 
in einer 6000-Mann-Arena spielen

Robin Amaize. Warum der Shooting Guard für medi bayreuth 
so wichtig ist

Aito Garcia Reneses. ALBAs neuer Coach über seine Idee vom Spiel, 
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seiner Rolle sucht

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