– Europameisterschaft
Dennis Schröder ist der Kopf des deutschen Teams. Er ist inzwischen der Chef der Atlanta Hawks. In BIG spricht er über die Chancen bei der EM, seinen eigenen Auftrag, die Erwartungen an seinen Kumpel Daniel Theis und die Absagen der NBA-Kollegen.
Ein Interview von Kai Zimmermann
Pass Schröder, Dunk Theis. Läuft das bei der EM genauso?
Das wäre sehr schön. Daniel ist eine Waffe, er war es immer. Es ist schön, dass er sich bereit erklärt hat, Natio zu spielen – obwohl er in die NBA gegangen ist. Das macht nicht jeder.
Also können sich die deutschen Fans auf eine Flugshow und EM-Spaß freuen?
Grundsätzlich nehme ich immer, was das Spiel mir gibt. Wenn es möglich ist, so zu finishen, wollen wir es machen. Wir haben unser Leben lang so gespielt, und am besten wäre es, genau so weiterzumachen. Mir wäre allerdings wichtiger, Spiele zu gewinnen.
Wie lange musstest du Daniel bearbeiten, bis er zugesagt hat?
Ich habe ihn nicht gezwungen – höchstens ein bisschen gut zugeredet. Ich habe ihm gesagt: Wenn du nicht spielen willst, deine Entscheidung. Wir haben viel darüber gesprochen. Er meinte, er hofft, es passiert nichts zwischen uns, wenn er nicht spielen würde. Solche Gedanken macht er sich immer, das zeigt seine Loyalität. Aber darum ging es gar nicht. Ich freue mich einfach, dass er jetzt dabei ist.
Theis spielt die Euro, Kleber und Zipser passen. Unser Gefühl ist: Die NBA macht, was sie will. Sie diktiert, welcher Spieler dabei sein darf und welcher nicht. Welchen Einfluss hat ein Spieler wirklich darauf, ob er zu einer EM fährt oder nicht?
Ich glaube, so krass ist es nicht. Aber es ist von Klub zu Klub unterschiedlich. Der Coach in Atlanta setzt sehr auf europäische Spieler. Er unterstützt mich. Er will, dass seine Spieler besser werden. Er hat mir schon immer gesagt: Wenn es richtig große Turniere gibt, gehst du im Sommer rüber: Europameisterschaft, Olympia, Weltmeisterschaft. In einer Quali spielst du aber nicht gegen die besten Teams. Wenn du dich dort aber nicht verbessern kannst, dann lass es lieber. Das Risiko einer Verletzung ist einfach zu groß.
Zipser und Kleber haben nun aber eine EM-Endrunde abgesagt. Ärgert dich das?
Es ist schade. Paul hat aber Anteil daran, dass wir überhaupt bei der Endrunde sind. Das darf man nicht vergessen. Er wäre aber sicher wichtig gewesen. Er hat sich in der NBA schon eine Saison bewiesen, das zeigt, wie gut er ist. Wir wären mit ihm ein tieferes Team. Für den deutschen Basketball ist es schade. Wir hätten mit voller Mannschaft dieses Jahr sehr viel erreichen können.
Jetzt nicht mehr?
Das will ich damit nicht sagen. Wir haben immer noch eine schlagkräftige Mannschaft. Ich werde mich total reinhängen, weil ich Ziele habe. Es gibt Daniel, Joe Voigtmann, Danilo Barthel und viele andere Spieler, die in den Playoffs gut gespielt haben, auch in Deutschland. Von Voigtmann weiß ich, dass auch einige NBA-Teams interessiert waren – unter anderem mein eigenes.
Also: Was ist drin bei dieser EM?
Das erste Ziel ist es, die Gruppenphase zu überstehen. Vor zwei Jahren haben wir mit Spanien, Italien, der Türkei und Serbien quasi die Top 4 in Europa in der Gruppe gehabt, das war hart. Wir waren damals schon dran, Spiele zu gewinnen, haben mit ein, zwei Punkten verloren. Diesmal ist es eine leichtere Gruppe. Das nützt aber nichts, wenn wir schwach spielen. Wir können jedes Spiel gewinnen, die Qualität dafür haben wir trotz der Ausfälle.
Bei der vergangenen EM hast du dir die Chefrolle mit Dirk Nowitzki geteilt. Diesmal wirst du der Kopf des Teams sein. Fühlst du dich für das Team verantwortlich?
Das habe ich mich vor zwei Jahren auch.
BIG - Basketball in Deutschland
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Jetzt es vielleicht doch etwas anderes – ohne Nowitzki.
Nein, für mich ändert sich nichts. Ich arbeite mit den Spielern, die da sind. Ich versuche, so weit wie möglich zu kommen. Ob ich 30 Punkte oder 15 habe, ist mir egal – ich will das erreichen, was ich mir mit dem Team vorgenommen habe. Dafür werde ich alles geben.
War es vor zwei Jahren ein Problem, dass es eine fehlende Balance zwischen Superstar Nowitzki und Newcomer Schröder gab?
Nein, die sehe ich nicht. Es war schon gut für mich, mal mit Dirk zu spielen. Zu sehen, was er gemacht hat. Wie er mit dem Team spricht, wie er anführt. Er hatte eine Wahnsinnskarriere, auch in der Nationalmannschaft. Er ist jetzt älter und tritt gern zur Seite. Vielleicht fällt es ihm ein bisschen leichter, weil ich jetzt da bin, um das weiterzuführen, was seine Aufgabe war. Ich versuche, das hinzubekommen. Grundsätzlich ist es schade, dass wir vor zwei Jahren nicht mehr Spiele gewonnen haben. Aber es war sehr eng, das wurde von vielen übersehen.
Daniel und du stoßen relativ spät zum Team. Ist das ein Problem?
Ich glaube, es wird keins. Daniel hat vor einem Jahr gespielt, ich vor zwei Jahren. Die Coaches machen sich natürlich immer Sorgen und sagen: Wir brauchen euch ein bisschen eher. Damit wir als Team trainieren können. Die NBA-Spieler dürfen am Tag ohnehin nur einmal trainieren.
Und der Rest trainiert mehrmals?
Das entscheidet der Coach, aber es ist Auflage der NBA, dass wir nur einmal trainieren dürfen. Wir müssen ansonsten individuell trainieren. Am Ende ist aber etwas ganz anderes entscheidend.
Nämlich?
Dass alle Spieler auf dem Feld alles geben, dass sich alle verstehen. Beides bedingt sich. Das klingt nach einem Spruch, aber es stimmt: Nur wenn das passt, auch außerhalb des Feldes, können wir alles erreichen.
Warum wird es insgesamt besser laufen als vor zwei Jahren?
Die Spieler sind alle gewachsen. Diejenigen, die jung waren, sind jetzt etablierte Profis. Alle sind kompletter geworden. Wir haben definitiv unsere Chancen. Und in Istanbul ist alles möglich. Es sind 40 Minuten. Wer besser verteidigt und die besseren Würfe rausspielt, der gewinnt das Spiel. Es liegt an uns.
Wirst du langfristig für die Nationalmannschaft auflaufen – unabhängig vom Erfolg?
Wie ich schon sagte: Ich komme aus Deutschland, ich spiele gern Nationalmannschaft. Ich möchte das fortführen, was Dirk begonnen hat. Wir haben eine gute Generation, mit starken Spielern. Es wäre schön, das langfristig aufzubauen. Wir können alles schaffen, ich sehe keine Limits. Aber nur wenn wir als Team funktionieren.
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