Im dritten Teil meiner Vorschau befasse ich mich mit der Tabellenregion, in der sich keine Mannschaft gerne aufhält (erster Teil, zweiter Teil). Es mag überraschen, dass ich mit den Basketball Löwen Braunschweig hier auch den Hauptrundendritten der Vorsaison bespreche. Allerdings war es eine hauchdünne Entscheidung zwischen den Niedersachsen und dem SYNTAINICS MBC.
BMA 365 Bamberg Baskets
Die personellen Veränderungen: Die Zeiten, als sich die Bamberger in der NBA oder in europäischen Topligen bedienten, sind vorbei. Jetzt kommen die Neuzugänge aus Tschechien, Rumänien oder der ProA. Summa summarum sollte sich die Qualität des Kaders ungefähr auf Vorjahresniveau bewegen. Mit EJ Onu ist ein alter Bekannter zurückgekehrt. Das gilt auch für Patrick Heckmann, der als temporärer Ersatz für Moritz Krimmer vorgesehen ist.
Der Ausblick: Auch wenn es in der Vorbereitung positive Ergebnisse gab und der Pokalauftakt in Hamburg gewonnen wurde, ist Realismus angesagt. Die finanziellen Möglichkeiten des früheren Serienmeisters lassen derzeit keine Ambitionen auf die Post-Season zu.
Der Knackpunkt: Kann das bewährte Trainerteam mit Anton Gavel an der Spitze mehr aus diesem Kader herausholen, als er auf dem Papier verspricht?
Basketball Löwen Braunschweig
Die personellen Veränderungen: Mit Joshua Obiesie gelang eine Topverpflichtung. Aber insgesamt überwiegen die Negativa. Headcoach Jesus Ramirez ist überraschend zurück nach Spanien gegangen. Sananda Fru ist nach einer überragenden Saison ans College gewechselt. Er wird ebenso fehlen wie Arnas Velicka, der als Point Guard das perfekte Pendant zu Barra Njie war. Zudem fällt der neue Big Man Joshua Hawley, der 2023 mit Ulm Meister wurde, länger mit einer Wadenverletzung aus.
Der Ausblick: Eher kommen die Löwen in die Play-Ins, als dass sie sich im Abstiegskampf wiederfinden. Eine traumhafte Hauptrunde wie 2024/25 sehe ich nicht, aber die positive Entwicklung des Standorts sollte weitergehen.
Der Knackpunkt: Wer kann Barra Njie auf der Spielmacherposition entlasten – und was passiert, wenn er sich verletzt?
SKYLINERS
Die personellen Veränderungen: Als früh die Verpflichtung von Till Pape durchsickerte, wurde spekuliert, ob die Frankfurter zum Großangriff blasen würden. So ist es zwar nicht gekommen, aber in dieser Mannschaft steckt deutlich mehr Geld als im letzten Jahr. Wer spektakuläre Einlagen liebt, sollte Logan Johnson im Auge behalten. Der 25-Jährige gewann den Slam-Dunk-Wettbewerb in der G-League!
Der Ausblick: In der vergangenen Saison waren die Frankfurter das zweitschlechteste Team der Liga. Dieser Kader ist deutlich besser und kann sich weiter nach oben orientieren. Dass es für die Play-Ins reicht, ist aber eher unwahrscheinlich.
Der Knackpunkt: Gibt es einen deutschen Spieler neben Till Pape, der konstant einen relevanten Beitrag leisten kann?
Veolia Towers Hamburg
Die personellen Veränderungen: Die Hamburger haben alle wichtigen deutschen Spieler halten können, was ihnen eine gute Tiefe verleiht. Mit dem 21-Jährigen Zacharie Perrin hat sich ein interessantes Talent für die Hanseaten entschieden. Der Franzose war 2024 MVP der U20-Europameisterschaften. Entscheidend wird aber sein, ob die neuen Amerikaner besser als ihre Vorgänger sind.
Der Ausblick: Ich erwarte die Towers auf ähnlichem Niveau wie 2024/25. Es gibt aber Spieler im Kader mit (negativem und positivem) Überraschungspotenzial, was zu Ausschlägen in beide Richtungen führen kann.
Der Knackpunkt: Wer kann die Rolle des nach Gran Canaria abgewanderten Kur Kuath als Ringbeschützer einnehmen?
Science City Jena
Die personellen Veränderungen: Der deutsche Kern um den Ulmer Meisterspieler Robin Christen ist zum größten Teil geblieben und durch die Einbürgerung von Center Alex Herrera sogar tiefer geworden. Auf den Ausländerpositionen gab es den großen Umbruch, wobei mit Eric Washington ein ligaerfahrener Scorer verpflichtet werden konnte. Dem für den verletzten Sigu Jawara geholten Tavian Dunn-Martin sowie Keith Braxton fallen wichtige Unterstützerrollen zu.
Der Ausblick: Es geht darum, am Ende auf Platz 16 zu landen. In der Vorbereitung zeigte sich der Neuling wettbewerbsfähig. Das Auftaktprogramm ist hammerhart und könnte dafür sorgen, dass die Schützlinge von Björn Harmsen lange auf den ersten Sieg warten müssen.
Der Knackpunkt: Kann Eric Washington offensiv übernehmen, wenn das Scoring über die Struktur nicht funktioniert?
VET-CONCEPT Gladiators Trier
Die personellen Veränderungen: Nach einer verletzungsgeplagten Saison in Oldenburg möchte Eli Brooks an der Mosel beweisen, dass er ein guter BBL-Spielmacher ist. Daneben haben die Trierer mit Dexter Akanno und Urald King nur zwei weitere Neuzugänge zu verzeichnen. Insgesamt blieben neun Stammspieler der Zweitligameistermannschaft, von denen der rekonvaleszente JJ Mann mittlerweile über einen deutschen Pass verfügt.
Der Ausblick: Die Gladiators sind für mich aktuell der erste Abstiegskandidat. Sechs der ersten zehn Partien sind Heimspiele gegen Kontrahenten, die man besiegen kann. Es ist fast schon zwingend für den Neuling, in diesen Begegnungen zu punkten.
Der Knackpunkt: Die ProA-Offensive war stark auf die Center Marten Linßen und Maik Zirbes zugeschnitten. Kann Head Coach Jacques Schneider hier Anpassungen vornehmen?
Kochs Nachschlag
Die Aufsteiger haben es grundsätzlich schwer, wobei ich Jena besser als Trier aufgestellt sehe. Braunschweig, Hamburg, Bamberg und Frankfurt wollen mit dem Abstieg nichts zu tun haben und schielen Richtung Play-Ins. In der letzten Saison war der Kampf um den Klassenerhalt früh entschieden. Aufgrund der Ligastärke von nur 17 Teams und der fehlenden Wettbewerbsfähigkeit der BG Göttingen stand der einzige Absteiger schon früh fest. In der kommenden Saison müssen zwei Mannschaften in den sauren Apfel beißen – nicht nur deshalb sollte es im Tabellenkeller deutlich spannender zugehen.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.
Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital, DAZN und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Im Podcast "Talkin‘ Basketball", der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist, sprechen er und Oliver Dütschke regelmäßig mit Protagonisten aus der deutschen Basketballszene. Seine Kolumne zum BBL-Geschehen findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag".