Drei Tage vor dem großen Duell in der easyCredit BBL sind Berlin und München am letzten Spieltag der EuroLeague-Hinrunde gefordert. Beide begrüßen dabei in eigener Halle viele alte Bekannte.
Autor: Horst Schneider
Diese Woche in Europa:
Dienstag, 20:00: Ludwigsburg – CSP Limoges (BCL)
Donnerstag, 19:00: Berlin – Baskonia Vitoria (EL)
Donnerstag, 20:30: München – Panathinaikos Athen (EL)
ALBA ist Letzter und die Bayern sind Vorletzter. Erklärungen für diesen aus deutscher Sicht ernüchternden Umstand gibt es viele: Zum einen haben die Clubs aus anderen Ländern im Sommer unübersehbar weniger vorsichtig in ihre Teams investiert. Das hat dazu geführt, dass die Turkish Airlines EuroLeague in dieser Saison so hochkarätig wie noch nie besetzt ist und die „vorsichtigen“ Deutschen automatisch nach hinten rutschen. Zudem zählen Berlin und München zu den Teams mit dem größten Pech bei Verletzungen und Krankheiten. Bei gelichteten Lazaretten ist in einer Tabelle, in der der Erste nur sieben Siege mehr als der Letzte aufweist, an den ausstehenden 18 Spieltagen noch Luft nach oben.
EuroLeague: ALBA BERLIN – Cazoo Baskonia Vitoria-Gasteiz (Do, 19:00 Uhr)
Status quo: Berlin hat sich mit seinem Sieg in Villeurbanne endlich von der Niederlagenserie befreit. Mit nur 4:12 Siegen am Tabellenende kann es jetzt nur aufwärts gehen, aber der Tabellenführer Baskonia (11:5 Siege) ist natürlich ein sehr dickes Brett. Die Basken, die zu Saisonbeginn kein Experte so stark auf dem Zettel hatte, haben ihre letzten sechs Spiele (wettbewerbsübergreifend zwölf) gewonnen.
Gegner: Die Basken sind als Gründungsmitglied der EuroLeague seit 2000 dabei und erreichten fünfmal das Final Four (zuletzt 2016). Zuvor machte der vierfache spanische Meister (zuletzt 2020) mit dem Gewinn des Saporta Cups 1996 und dem Einzug ins erste Finale der EuroLeague (damals noch im Playoff-Format 2:3 gegen Bologna) bereits auf sich aufmerksam. Baskonia hat ein kleineres Budget als Barca und Real, profitiert aber davon, dass im autonomen Baskenland deutlich weniger Steuern anfallen.
Stars: Das Erfolgsgeheimnis von Trainer Joan Penarroya liegt vor allem im sich perfekt ergänzenden Backcourt, wo Baskonia mit Darius Thompson (10,2 PPG) und Pierria Henry (10,0 PPG und 6,2 APG) zwei der fünf besten Passgeber in der EuroLeague sowie mit Markus Howard (15,5 PPG mit 46-prozentiger Dreierquote) den besten Distanzschützen aufbietet. Auf dem Flügel sind Vanja Marinkovic (8,1 PPG), Kapitän Rokas Giedraitis (8,6 PPG) und immer öfter auch Tadas Sedekerskis am korbgefährlichsten. Im beweglichen Frontcourt harmonieren Matt Costello (9,9 PPG) und Steven Enoch auf Anhieb mit den Neulingen Daulton Hommes und Maik Kotsar (9,4 PPG).
Aktuelle Form: Baskonia hat in der spanischen Liga am Dienstag mit einem 95:84 in Granada seinen sechsten Sieg in Folge errungen und rangiert jetzt punktgleich mit Real Madrid und Barcelona (alle 11:3 Siege) an der Tabellenspitze. Trainer Penarroya ließ viele Leistungsträger pausieren – bis auf Markus Howard, der seinen starken Lauf mit 32 Punkten (7/13 Dreier) fortsetzte.
Alte Bekannte: So wie Rokas Giedraitis sich von 2018 bis 2020 mit starken Leistungen im Berliner Trikot für ein Angebot aus Vitoria empfahl, tat das Maik Kotsar von 2020 bis 2022 mit Hamburg in der easyCredit BBL. Pierria Henry spielte 2015/16 für Ulm.
Livestream / TV: Alle Spiele der Turkish Airlines EuroLeague werden live auf MagentaSport übertragen. Das Spiel aus Berlin wird ab 18:45 von Michael Körner kommentiert. Alexander Frisch führt die Interviews.
EuroLeague: FC Bayern München – Panathinaikos Athen (Do, 20:30 Uhr)
Status quo: Nach nur einem Sieg aus den letzten fünf Spielen gehen die Bayern mit 5:11 Siegen als Vorletzter in den letzten Hinrundenspieltag. Mit einem Sieg kann München Panathinaikos überholen, das nach zuletzt vier Niederlagen in Serie mit 6:10 Siegen auf Rang 15 steht.
Gegner: Finanziert vom Milliardär Pavlos Giannakopoulos wurde der 39-fache griechische Meister (zuletzt 2021) mit sechs Europaliga-Titeln in den neunziger und nuller Jahren zum erfolgreichsten Club des Kontinents. 2012 übernahm der exzentrische Sohn Dimitris Giannakopoulos, reduzierte jedoch die Zuwendungen drastisch. Die historisch schlechteste EuroLeague-Platzierung im Vorjahr (Platz 16) hat den Mäzen aber offenbar wieder neu motiviert, Panathinaikos zumindest wieder in die Playoff-Ränge der EuroLeague zu bringen.
Stars: Nachdem das Team noch nicht wie gewünscht funktioniert, hat Trainer Dejan Radonjic von der Vereinsführung freie Hand für personelle Veränderungen erhalten. Die erste Maßnahme war dabei schon einmal ein Volltreffer: US-Forward Dwayne Bacon, der vor drei Wochen den glücklosen Andrew Andrews ablöste, explodierte in seinen ersten drei Spielen mit 21,2 PPG. Außerhalb aller Kritik dürften die beiden Spielmacher Paris Lee (8,6 PPG und 3.6 APG) und Nate Wolters (8,5 PPG und 3,5 APG) sein. Marius Grigonis (8,7 PPG) kommt nach seiner Verletzungspause langsam wieder in Schwung und der vielseitige Mateusz Ponitka (8,4 PPG und 5,7 RPG) ist das Herz der Mannschaft. Im Frontcourt könnten Derrick Williams (14,7 PPG) und der lange Center George Papagiannis (5,8 RPG) noch mehr Unterstützung gebrauchen.
Aktuelle Form: Drei Tage nach der demütigenden 71:95-Niederlage gegen den Erzrivalen Olympiakos in der EuroLeague spielte sich Panathinaikos in der griechischen Liga am Montag bei einem 96:64 in Patras (vs. Apollon) den Frust von der Seele. Georgios Kalaitzakis war mit 16 Zählern der Topscorer. In der Tabelle ist Pana mit 8:2 Siegen Zweiter hinter Olympiakos (10:0).
Alte Bekannte: Marius Grigonis spielte 2017/18 für ALBA, Derrick Williams wurde 2018/19 mit Bayern München unter Trainer Dejan Radonjic Deutscher Meister und Paris Lee spielte 2019/20 für Brose Bamberg in der easyCredit BBL.
Livestream / TV: Auf MAGENTA SPORT werden alle EuroLeague-Spiele live und auf Abruf übertragen. Das Spiel aus München wird ab 20:15 Uhr von Christoph Stadtler kommentiert. Sascha Bandermann führt die Interviews.