FC Bayern München Basketball logo
ALBA BERLIN logo
NINERS Chemnitz logo
FIT/One Würzburg Baskets logo
ratiopharm ulm logo
RASTA Vechta logo
Telekom Baskets Bonn logo
MHP RIESEN Ludwigsburg logo
Veolia Towers Hamburg logo
EWE Baskets Oldenburg logo
Bamberg Baskets logo
Basketball Löwen Braunschweig logo
SYNTAINICS MBC logo
BG Göttingen logo
ROSTOCK SEAWOLVES logo
MLP Academics Heidelberg logo
SKYLINERS logo
Home/Newscenter/Basketball geht wieder los: Gefühle und Gedanken zu einem außergewöhnlichen Start in eine neue Saison

Kochs NachschlagBasketball geht wieder los: Gefühle und Gedanken zu einem außergewöhnlichen Start in eine neue Saison

14. Oktober 2020
Am Samstag startet bei uns die Saison 2020/21. Gleichzeitig beschäftigt mich weiterhin das Corona-Virus und dessen Auswirkungen, weswegen ich mir Gedanken mache über unsere Sicherheit, aber auch über soziale Gerechtigkeit und das Virus als Brandbeschleuniger.

– Stefan Koch

Am Samstag startet bei uns die Saison 2020/21. Gleichzeitig beschäftigt mich weiterhin das Corona-Virus und dessen Auswirkungen, weswegen ich mir Gedanken mache über unsere Sicherheit, aber auch über soziale Gerechtigkeit und das Virus als Brandbeschleuniger.

Ja, es fühlt sich komisch an. Würde ich etwas Anderes behaupten, es entspräche nicht der Wahrheit. Dabei kann ich noch nicht einmal abschätzen, wie es sein wird, wenn ich am Sonntag in Bonn mit der Partie Braunschweig gegen Berlin wieder in meine Kommentatorenrolle bei MagentaSport schlüpfen werde.

Seit mehr als zweieinhalb Jahrzehnten ist die Basketball-Bundesliga ein Teil meines Lebens, als Trainer, als Experte und als Kommentator. In dieser Zeit gab es die eine oder andere ungewöhnliche Situation, aber nichts, was mit dem, was wir jetzt mit dem Corona-Virus erleben, auch nur annähernd gleichzusetzen wäre.

Ende letzter Woche erhielt ich per Mail zwei Hygiene-Konzepte für die anstehenden Übertragungen. Insgesamt 36 Seiten musste ich durcharbeiten und danach bestätigen, dass ich sie gelesen hatte. Es gibt angenehmere Beschäftigungen, aber ich bin mir der Notwendigkeit bewusst und stehe voll und ganz hinter dem Grundsatz, die Risiken soweit wie möglich zu reduzieren. Solange wir nicht belastbarere Erkenntnisse über den Virus gewonnen haben, ergibt für mich die Diskussion über die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen nur bedingt Sinn.

Zur Person:

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.

Safety First – auch wenn es mit Fans mehr Spaß macht

Aus meiner Sicht gilt es, alle Beteiligten zu schützen. Das fängt bei den Spielern an. Ulm fuhr zum Eurocup-Spiel nach Brescia mit dem Bus, um mit möglichst viel Abstand zur Außenwelt in die Lombardei zu reisen. Die Bayern nahmen viel Geld in die Hand und charterten für diese Woche ein Flugzeug, das den Tross sicher von Deutschland nach Israel und über die Türkei zurückbringen soll.

Ebenso wichtig ist es, dass bezüglich der Zulassung und der Zahl der Zuschauer verantwortlich entschieden wird, um das Infektionsgeschehen nicht zu befeuern. Ich weiß, dass dies ein besonders sensibles Thema ist. Ich habe die Spiele beim Finalturnier in München (Video rechts) und die NBA-Partien in Orlando mit großem Interesse verfolgt. Es wäre zu hart, von einem Totentanz zu sprechen, aber die Geräuschkulisse und die durch die Fans generierten Emotionen fehlten mir extrem. Die Spiele der Euroleague, bei denen eine begrenzte Zuschauerzahl zugelassen war, boten zumindest ansatzweise eine Atmosphäre, die mich dazu bewegte, mit höherer emotionaler Beteiligung zuzuschauen. Diese Partien kommen einfach lebendiger rüber und sind auch für uns Kommentatoren leichter zu begleiten. Entsprechend schade finde ich es, dass ich am Wochenende in Bonn voraussichtlich ohne Fans in der Halle arbeiten muss. Aber noch einmal: Ich kann diese Entscheidung absolut nachvollziehen.

Pandemie, soziales Miteinander und soziale Gerechtigkeit

Die Corona-Pandemie bringt offensichtlich viele Menschen an ihre Grenzen. Das ist teilweise verständlich, darf aber nicht dazu führen, dass wir im Umgang miteinander unverrückbare humanistische Werte missachten. Wir Basketballer haben uns diesbezüglich bislang wirklich gut verhalten, aber es macht mich fassungslos, wenn ich lesen muss, dass Danny Green von den Lakers nach seinem vergebenen Wurf am Ende des fünften Finales Todesdrohungen erhielt. Genauso schockiert bin ich, wenn der Präsident der Vereinigten Staaten die NBA als eine politische Liga bezeichnet, weil ihre Spieler vehement darauf hinweisen, dass schwarze Leben zählen. Wären diese unglaublichen Dinge auch ohne Corona vorgefallen? Sehr wahrscheinlich. Aber die Pandemie kann als Brandbeschleuniger wirken. Deshalb sollten wir als Basketballfamilie weltweit noch enger zusammenstehen. Es ist toll, wenn Ligen und Vereine sich gegen Rassismus und Intoleranz einsetzen. Aber ehrlich gesagt gefällt es mir nicht, wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht, mit eigenem Slogan und eigenem Hashtag. Vielleicht hat das Marketinggründe, die ich nicht verstehe, aber in diesem Fall wären sie völlig unangebracht. Mit Black Lives Matter gibt es eine Basis, an die wir alle andocken können und sollten.

Kochs Nachschlag:

Zum Abschluss möchte ich euch noch einen Ausblick geben. Ich befürchte leider, dass wir eine sehr holprige Saisonabwicklung erleben werden. München und Orlando haben bewiesen, dass Basketball in der Bubble funktionieren kann. Aber ist das auch in einem normalen Ligabetrieb mit Heim- und Auswärtsspielen möglich? Diesbezüglich habe ich meine Zweifel und die jetzt schon offensichtlichen Probleme in der Euroleague und im Eurocup mit gehäuften COVID-19-Fällen, die in dieser Woche zu den ersten Spielabsagen führten, bestätigen diese. Zwischenzeitliche Saisonunterbrechungen oder gar ein vorzeitiges Saisonende – das sind leider Möglichkeiten, die wir realistisch in Betracht ziehen müssen. Ich hoffe, ich werde eines Besseren belehrt.

Dies ist der erste Teil von Stefans Koch Vorschau auf die neue Saison, der zweite Teil erscheint am morgigen Donnerstag und befasst sich auch mit den sportlichen Aspekten der Spielzeit 2020/21.