Die besondere Brisanz: Die MHP RIESEN Ludwigsburg werden ihren Ansprüchen in dieser Saison bislang nicht gerecht. Das Erreichen der Playoffs ist das erklärte Ziel der Schwaben, was aber nach der jüngsten Durststrecke von sieben Niederlagen in den vergangenen zehn Spielen immer stärker in Gefahr gerät. Konsequenz ist, dass – wie verschiedene Medien zu Wochenbeginn gemutmaßt hatten – John Patrick seinen Hut nehmen muss: Klub und Headcoach verständigten sich auf eine Vertragsauflösung zum 30. Juni 2025. Interimsweise und zunächst bis Saisonende übernimmt Lars Masell, bisheriger Assistant Coach, die Verantwortung für die erste Mannschaft. Sportlich besser läuft es in dieser Saison bei RASTA Vechta: Deren erstes Ziel, das „Image eines Fahrstuhlteams abzustreifen“, wie es Trainer Martin Schiller vor der Saison formuliert hatte, haben die Niedersachsen im zweiten Jahr ihrer BBL-Zugehörigkeit seit dem Aufstieg 2023 schon erreicht. Mehr noch: RASTA könnte wie im Vorjahr erneut die Playoffs erreichen, was ein großer Erfolg für den kleinen Klub wäre.
Status Quo: Beide Klubs befinden sich gerade in einem kleinen Form- und Ergebnistief. Vechta hat zwei Spiele in Folge verloren und ist auf Platz sechs abgerutscht, Ludwigsburg hat sogar dreimal hintereinander nicht gewonnen und führt auf Platz zehn ein Quintett an, das elf Siege und zwölf Niederlagen auf dem Konto hat.

Brandon Randolph möchte mit RASTA Vechta die Hürde MHP RIESEN Ludwigsburg überspringen. (Foto: Eibner-Pressefoto/Sascha Walther)
Duell im Fokus: Brandon Randolph war mit 28 Punkten der überragende Mann im Hinspiel. In der Scorer-Tabelle der Liga liegt er mit 18,1 Punkten pro Spiel auf Rang vier. Sein Ludwigsburger Small-Forward-Pendant Justin Simon ist der Marathonmann bei den Riesen, spielt mit über 32 Minuten pro Spiel im Schnitt mit Abstand am längsten von allen Ludwigsburgern. Mit 11,6 Punkten, 6,7 Rebounds, 3,3 Assists und 2,2 Steals pro Partie kommt er außerdem der Beschreibung „eierlegende Wollmilchsau“ bei den Barockstädtern am nächsten. Im Hinspiel stotterte aber Simons Offensivmotor (nur vier Punkte), und auch in der Verteidigung konnten er und alle anderen defensivstarken Ludwigsburger den heißen RASTAfari Randolph nicht stoppen. Randolph gegen Simon – ein wegweisendes Duell um den Sieg am Freitagabend?
Das Hinspiel war ein echter Nailbiter und ging dank 28 Punkten von Brandon Randolph mit 79:77 an Vechta.
Trainer-Duell im Fokus: John Patrick gegen Martin Schiller, das wäre das Trainer-Duell "Schüler gegen Lehrer" geworden. Von 2015 bis 2017 war Schiller Assistenztrainer in Ludwigsburg – sein damaliger Chef und Mentor: John Patrick. Nun ist es das Aufeinandertreffen zweier einstiger "Lehrlinge" von Patrick, denn auch Lars Masell war lange Zeit die rechte Hand des Amerikaners. Masell vertrat Patrick, als dieser erkrankt war, in dieser Spielzeit schon bei vier Spielen an der Seitenlinie; dreimal führte er die MHP RIESEN zu Siegen. Als Headcoach war der 44-Jährige in der Saison 2022/23 bei medi Bayreuth tätig, wurde aber während der Saison entlassen. Nach einer kurzen Station bei ProA-Ligist Medipolis Science Jena in 2023 als Co-Trainer von Björn Harmsen kehrte er im vergangenen Jahr wieder nach Ludwigsburg zurück. Für Masell ist es somit die zweite Chance, sich als Headcoach in der ersten Liga zu etablieren. Nutzt er sie so wie Schiller (43 Jahre alt), der zu Beginn dieser Spielzeit in Vechta seinen ersten Job als Cheftrainer in der easyCredit BBL übernommen hatte und jetzt ein Kandidat für die Auszeichnung "Trainer des Jahres" ist?
Zahlen, bitte: Dass Ludwigsburg seine Kernkompetenz in der Defensive hat, ist nichts Neues. Neu ist aber, dass die Riesen in der Offensive in dieser Saison so erschreckend harmlos sind. Ihre 74,7 Punkte pro Spiel sind die wenigsten aller BBL-Teams. Noch verheerender ist die Ludwigsburger Quote von der Dreierlinie: Die 25,4 Prozent sind der schlechteste Wert in der seit 1998 geführten digitalen Statistik-Datenbank. Bisheriges Schlusslicht in dieser Kategorie ist die BG Karlsruhe, die in der Saison 2004/05 27,4 Prozent ihrer Dreierwürfe traf.
Die ewige Bilanz: 14 Duelle weist die Bilanz aus, elfmal gewann Ludwigsburg. Der Sieg von Vechta im Hinspiel war der erste nach zuvor sechs Niederlagen gegen die Schwaben.
Meilensteine: Jonas Wohlfarth-Bottermann kann gegen Vechta mehrere persönliche Meilensteine erreichen. WoBo fehlen noch drei Blocks bis 250 und ein Assist bis 200. Zwei Blocks braucht er noch, um mit Daniel Theis (249 Blocks, 2. Platz) gleichzuziehen. Unerreichbar ist John Bryant auf Platz eins mit 450 Blocks.
Award-Anwärter: Wie oben schon erwähnt, ist Schiller ein Kandidat für den Trainer des Jahres. Johann Grünloh will weiter Argumente für Titelverteidigung seines 2024er Titels „Bester Nachwuchsspieler der Liga“ sammeln.
Alte Bekannte: Vechtas Luc van Slooten und Ludwigsburgs Brandon Tischler kennen sich aus gemeinsamer Zeit bei den Basketball Löwen Braunschweig (2021-2023). Joschka Ferner (RASTA) und Jonas Wohlfarth-Bottermann (MHP RIESEN) gingen kurzzeitig gemeinsam für ratiopharm ulm auf Körbejagd (2017).
Sonstiges: Ludwigsburger Vibes in Vechta? Zumindest in Sachen Nachverpflichtungen stehen die Niedersachsen den bekannt wechselfreudigen Ludwigsburgern in dieser Saison in nichts nach: In Mike Bothwell, Benas Griciunas (schon wieder weg) und Yasiin Joseph kamen im Laufe der Saison drei neue Spieler. Ludwigsburg verpflichtete jüngst Booker Coplin vom Ligarivalen Frankfurt; der Vertrag von Elijah Pemberton wurde nach acht Wochen wieder aufgelöst, auch Deane Williams ist inzwischen wieder fort. Der ebenfalls nachverpflichtete Jarred Ogungbemi-Jackson wird verletzungsbedingt (Knie-OP) bis zum Saisonende ausfallen.
M/W/D – German Basketball is mad sexy: John Patricks Vorliebe für Japan ist allgemein bekannt, seine Expertise als Basketballlehrer wird im Land der aufgehenden Sonne besonders geschätzt. Laut eigener Aussage hatte er erst jüngst ein Angebot aus Japan abgelehnt, „weil ich in Ludwigsburg noch Vertrag (bis 2026) habe“; vielleicht nimmt er es ja jetzt nach seiner (nicht ganz freiwilligen) Demission in Ludwigsburg an. Patrick war 2023 auch gefragter Gesprächspartner, als Gastgeber Japan der Auftaktgegner von Deutschland bei der WM war. Der klare 81:63-Sieg von Dennis Schröder & Co. war bekanntermaßen der Auftakt zu einer himmlischen Reise – eben mad sexy!
Fernsehen / Livestream: Die Partie wird am Freitag, 28. März, ab 19:45 Uhr live bei Dyn übertragen. Kommentator vor Ort ist Johannes Hülstrung. Dyn ist das Zuhause der Basketballfans. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League, des FIBA Europe Cups und der amerikanischen Collegeliga NCAA aus. Das umfangreiche Basketball Live-Programm wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn Plattform und im Anschluss über die Dyn Social-Media-Kanäle frei empfangbar sein werden. Dyn ist über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender. Dein Sport.
Anmerkung der Redaktion: Nachdem John Patrick in Ludwigsburg freigestellt worden ist, wurde dieser Vorbericht an den entsprechenden Stellen aktualisiert.