Es sind zwei Drittel der Saison absolviert und ich kann mich an Spielzeiten erinnern, in denen zu diesem Zeitpunkt schon viele Weichen gestellt waren. 2024/25 ist das anders! Die Tabelle ist Dynamit! Nur in der Abstiegsfrage herrscht Eindeutigkeit. Angesichts von fünf Siegen Rückstand und dem schlechteren direkten Vergleich müssten die Göttinger über Wasser gehen können, um das rettende Ufer noch zu erreichen. Auf dem vorletzten Platz sind dann die SKYLINERS das alleinige Niemandsland der Tabelle. Aber Bamberg als Drittletzter weist nur zwei Siege weniger als die Heidelberger auf, die als Sechster aktuell einen Playoff-Rang einnehmen. Gleichzeitig sind die Basketball Löwen Braunschweig als Tabellendritter noch nicht einmal bezüglich der Play-Ins in sicheren Gefilden. Der Siebte ist punktgleich mit dem Zwölften, insgesamt sechs Teams stehen bei 11-11 Spielen, es ist also nach wie vor ganz viel möglich. Ich möchte einmal auf diese 13 Teams blicken, für die es die Playoffs, die Play-Ins oder das Aus nach der Hauptrunde werden könnte. Das Verpassen der Postseason wäre für die einzelnen Klubs unterschiedlich dramatisch. Deshalb hier ein Ranking, für wen es katastrophal und für wen es nur schade wäre:
ALBA BERLIN
Die Mannschaft ist endlich gesund und die ersten Auftritte nach dem Trainerwechsel waren gut. Als Euroleague-Teilnehmer, zehnmaliger Deutscher Meister und erster Herausforderer von Titelverteidiger Bayern München müssen die Berliner in die Playoffs. Alleine schon aus dem folgenden Selbstverständnis heraus: Den Verein gibt es unter diesem Namen seit 1991 – und seitdem stand man in 24 Saisons 24-mal in der Postseason.
NINERS Chemnitz

Nach dem Gewinn des FIBA Europe Cups und dem nationalen Halbfinale in der Vorsaison stehen die Chemnitzer unter Erfolgsdruck. Das Selbstverständnis sollte die direkte Playoff-Teilnahme sein – vor allem nun, wo die Nachverpflichtungen Jacob Gilyard (3:1 mit ihm als Starter) und Kevin Yebo (2:0 seit er dabei ist) so stark eingeschlagen haben.
Telekom Baskets Bonn
Vor zwei Jahren im BBL-Finale und Sieger der Champions League – und jetzt keine Playoffs? Das wäre ein Absturz! Die Anspruchshaltung am Rhein wird durch den Tausch des Coaches unterstrichen und beinhaltet die Playoffs. Ansonsten stünde auch die Basketball Champions League infrage, die in der jüngsten Vergangenheit ein wichtiger Baustein in den Bonner Planungen war.
EWE Baskets Oldenburg
Die Situation in Oldenburg weist Gemeinsamkeiten mit der in Bonn auf. Die Verantwortlichen bei den Niedersachsen hegen historisch gewachsene Ambitionen, entließen im Saisonverlauf ihren Trainer und müssten am Ende konstatieren, wie schon im Vorjahr die Erwartungen nicht erfüllt zu haben.
MHP RIESEN Ludwigsburg
Mit der Rückkehr von John Patrick war für die Fans eine Erfolgsgarantie verbunden. Wie Bonn und Oldenburg gehören auch die Schwaben zum etablierten und gehobenen Mittelfeld, das gerne mal Richtung Halbfinale schielt. Dafür aber waren die Vorstellungen bislang zu dünn.
FIT/ONE BASKETS WÜRZBURG

Ja, einen Halbfinalisten der Vorsaison könnte man in diesem Ranking weiter oben erwarten. Aber einerseits war dies das mit Abstand beste Ergebnis der vergangenen Jahre und wurde mit dem Verlust mehrerer Leistungsträger bezahlt. Außerdem ist das Verletzungspech bislang extrem. Das relativiert die Erwartungshaltung ein wenig.
Veolia Towers Hamburg
Die Play-Ins in der vergangenen Saison und fast schon Dauergast im Eurocup. Wann schafft der Großstadt-Klub zumindest den Sprung in die erweiterte Spitze der easyCredit BBL? Hamburg braucht die Postseason, um zumindest den Schwebezustand aufrechtzuerhalten.
Basketball Löwen Braunschweig
Der derzeitige dritte Tabellenplatz übertrifft die Erwartungen bei weitem – die Löwen sind nach zwei Dritteln das Überraschungsteam der Saison, aber auch die Mannschaft, an der sich nach aktuell drei Niederlagen in Serie am besten vorrechnen lässt, wie schnell es in die andere Richtung gehen könnte: Bei weiteren drei könnten sie bei der engen Tabelle bereits aus den Play-Ins gefallen sein. Aber die sollten es nun zumindest werden – auch, um die Attraktivität des Klubs von Dennis Schröder für gute junge Spieler weiter zu erhöhen.
MLP Academics Heidelberg

Wenn man nach einem 4:1-Start das erste Überraschungsteam der Liga war, dann möchte man die Euphorie im Umfeld auch mit der Postseason verzuckern, oder? Nach der schwierigen letzten Saison sind auch am Neckar die Erwartungen erst im Laufe der Spielzeit gewachsen. Jetzt sind sie aber wie in Braunschweig nicht mehr wegzudiskutieren, zumal die Mannschaft sie fortwährend mit qualitativ hochwertigem Basketball untermauert.
RASTA Vechta
Ein Viertelfinalist der Vorsaison hinter Braunschweig und Heidelberg? Ja, weil Vechta schlecht gestartet ist und das zweite Jahr nach dem Aufstieg immer als ein besonders schwieriges gelten darf, insbesondere angesichts der personellen Umbrüche bei RASTA. Aber Martin Schiller hatte vor der Saison gesagt, dass man nichts mit dem Abstiegskampf zu haben wolle, um das Image als Fahrstuhlteam abzustreifen. Mission accomplished!
Bamberg Baskets
Die Freaks haben ihre Ansprüche längst zurückgeschraubt. Und außerdem erlebten sie mit dem Pokalfinale zumindest ein kleines Highlight (dazu große Heimsiege gegen Bayern und zwei Mal Berlin sowie Gamewinner von Ronaldo Segu und Noah Locke). In Franken sollte die Einsicht vorhanden sein, dass die Qualität des spielenden Personals im ersten Jahr unter Anton Gavel nicht ausreicht, um in der Postseason mitzumischen.
SYNTAINICS MBC
Seit dem 16. Februar kann die Saison der Weißenfelser nur eine ganz großartige gewesen sein! Alles, was danach noch kommt, ist ein Bonus, ist quasi fast egal. Aber Vorsicht: Diese Mannschaft hat bewiesen, was in ihr steckt – und dementsprechend sollten wir sie genau beobachten, denn möglicherweise hat sie Appetit auf mehr …
ROSTOCK SEAWOLVES
Es ist bitter, wenn mit D’Shawn Schwartz ein Leistungsträger für den Rest der Saison ausfällt, aber noch schlimmer ist es, wenn Du kurz danach mit Robin Amaize noch einen der besten deutschen Spieler der Liga verlierst (und Aufbau JeQuan Lewis sich auch verletzt). Das ist schlicht Pech, wofür man niemandem die Schuld geben kann – und wenn es dadurch nicht für die Postseason reichen sollte, würde das kurz wehtun an der Ostseeküste, aber nicht eine tolle Saison komplett entwerten. Deshalb stehen die Seewölfe in diesem Ranking an 13. Stelle.
Kochs Nachschlag
Diese spannende Tabellenkonstellation samt Kampf um die Postseason war sehr wahrscheinlich nicht das letzte Mal Thema des Nachschlags. Wenn es auf die Zielgerade der Hauptrunde geht, werde ich die Chancen der Teams analysieren, die Playoffs bzw. Play-Ins zu erreichen.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.