Die besondere Brisanz: Wenn der Tabellenzweite den Tabellenführer empfängt, dann ist das zweifellos das Spitzenspiel. Wenn vor der Saison jemand gesagt hätte, dass am 16. Spieltag dafür die MLP Academics Heidelberg den FC Bayern München Basketball empfangen, hätten das wohl die wenigsten geglaubt. Doch das Team von Headcoach Danny Jansson hat sich zum Überraschungsteam der Liga aufgeschwungen, nachdem man in der vergangenen Saison erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt perfekt gemacht hatte, und neun der ersten 13 Saisonspiele gewonnen. Auf die gleiche Bilanz kommt der Titelverteidiger aus München. Bei einem solchen Spitzenspiel ergibt es doch Sinn, in eine größere Arena umziehen – und zwar in die Mannheimer SAP Arena, die liebevoll „Ufo“ genannt wird. Auch in den vergangenen beiden Spielzeiten empfingen die Academics die Bayern dort, im April 2024 sahen 9.796 Zuschauer einen 89:82-Heimerfolg, im Dezember 2022 waren beim 87:83-Auswärtssieg der Bayern sogar 10.454 Zuschauer vor Ort.
Zahlen, bitte: Die Heidelberger werden also vor großer Kulisse auf den Heimvorteil setzen, welchen die Academics mit einer Heimbilanz von 3-3 bislang nicht wirklich hergestellt haben – zehn Teams stehen im eigenen Wohnzimmer besser da. Die Bayern kommen derweil nicht als gefürchtetes Auswärtsteam nach Mannheim, wettbewerbsübergreifend hat das Team von Gordon Herbert zehn von 18 Auswärtsspielen verloren, darunter die vergangenen beiden bei Real Madrid und in Berlin, am Freitagabend geht es noch in Piräus gegen Olympiacos.
Status Quo: Beim Klassiker gegen ALBA BERLIN reichte den Bayern selbst eine Führung von 19 Punkten Differenz im zweiten Viertel nicht aus, da die Münchener in der zweiten Hälfte den Faden verloren und auch müde wirkten. Kein Wunder: In der zweiten Woche nacheinander mussten die Münchener im Ligabetrieb sonntags auswärts ran, nachdem sie am Freitag davor auch in der EuroLeague ein Auswärtsspiel zu absolvieren hatten. Für die Heidelberger ist das Duell mit den Bayern das erste im neuen Jahr, das Jahr 2024 hatten sie mit einem 67:63-Auswärtserfolg gegen Ludwigsburg beendet.
Duell im Fokus: Bei den Bayern machte sich zuletzt das Fehlen von Nick Weiler-Babb bemerkbar. In Shabazz Napier haben die Münchener natürlich einen NBA-erfahrenen Einser (345 NBA-Spiele) im Kader, der fand gegen Berlin aber nie seinen Rhythmus (0/7 FG). Die Leistungen des 33-Jährigen waren zuletzt doch arg schwankend, in drei seiner vergangenen sechs Pflichtspiele beendete Napier die Partie ohne Feldtreffer. Bei den Gastgebern wird allerdings auch der designierte Starter auf der Eins fehlen, denn DJ Horne ist gesperrt. Wer seine Minuten bekommt, wird keine leichte Aufgabe für Coach Jansson, Kandidaten wären Alex Barcello (mit 3,6 APG bester Heidelberger Assistgeber) und Erol Ersek, der gegen seinen ehemaligen Club eh besonders motiviert sein dürfte.
Vielleicht geht ja noch mehr über den Anführer auf der Drei: Bei Heidelberg hat sich dort Ryan Mikesell sogar als MVP-Kandidat aufgeschwungen, wie auch Stefan Koch in einer seiner Kolumnen meint, und ist dank 15,3 Punkten, 6,4 Rebounds und 3,3 Assists im Schnitt vierteffektivster Spieler der Liga. Bei den Bayern hat Vladimir Lucic durch seinen langfristigen Ausfall eine Lücke gerissen, die nicht so recht geschlossen werden kann. Gegen Berlin ließ Herbert mit drei Guards klein spielen. Natürlich bringt Niels Giffey weltmeisterliche Erfahrung mit, der nachverpflichtete Onuralp Bitim konnte bislang noch nicht so recht überzeugen. Das tat zuletzt Ivan Kharchenkov, doch gegen Berlin wurde das 18-jährige Talent in der zweiten Hälfte nur sporadisch eingesetzt. Wen wird Herbert auf den Heidelberger Anführer ansetzen, der im Low-Post Mismatches ausnutzt?
Die ewige Bilanz: Seit der Saison 1966/67 gab es 19 Duelle, von denen Heidelberg elf, München acht gewonnen hat. In der Neuzeit seit dem Heidelberger Aufstieg 2021 haben die Bayern vier der sechs Duelle für sich entschieden, in der vergangenen Saison setzte sich jeweils die Heimmannschaft durch.
Meilensteine: Heidelbergs Paul Zipser ist 16 Zähler davon entfernt, die Marke von 1.500 Punkte in seiner Bundesligakarriere zu erreichen. Münchens Andi Obst muss noch einen Dreier treffen, um in der digitalen Bestenliste seit der Saison 1998/99 mit Hurl Beechum (558 Dreier) auf dem elften Platz gleichzuziehen. Da er von den Entscheidern der EuroLeague-Clubs in einer Umfrage kürzlich zum besten reinen Werfer gekürt wurde, würde es nicht verwundern, wenn Obst Beechum direkt überholt.
Am Rande der Bande: Die Bayern müssen derzeit auf den langzeitverletzten Vladimir Lucic sowie Nick Weiler-Babb verzichten, die Heidelberger traten zuletzt komplett an, jedoch wird wie erwähnt DJ Horne auf Grund einer Sperre aussetzen müssen. Dafür könnte Andrew O'Brien in den Kader rutschen.
Im Blick des Bundestrainers: Ivan Kharchenkov hat zuletzt mehrfach sein Talent aufblitzen lassen, der U18-Europameister beendete auf nationalem Parkett das Jahr 2024 mit einem Karrierebestwert von 20 Punkten und startete in das neue Jahr als Münchener Antreiber im Klassiker gegen Berlin, wo er in der ersten Hälfte 14 Zähler markierte.
Alte Bekannte: Das Heidelberger Duo Paul Zipser und Erol Ersek hat eine Münchener Vergangenheit: Zipser spielte von 2013 bis 2016 und 2019 bis 2023 für die Bayern und gewann dabei einmal die Meisterschaft und einmal den Pokal, Ersek war von 2016 bis 2021 für die Münchener aktiv. Heidelbergs Mateo Seric und Münchens Elias Harris waren 2018/19 und 2019/20 Teamkollegen in Bamberg.
Weise Worte: „Es gibt Spieler, mit denen ich nicht glücklich bin. Ich habe ihnen gesagt, was ich davon halte. Die Spieler müssen sich das verdienen, da bin ich von der alten Schule“, erklärt Gordon Herbert in der Münchener Abendzeitung, warum manche Spieler aktuell selten in der Rotation stehen. Namen nannte Herbert nicht.
M/W/D – German Basketball is mad sexy: Frankfurt, Madrid, Berlin, Piräus, nun Heidelberg – derzeit ist in München kein Spitzenbasketball zu sehen, weil die Bayern eben viel auf Reisen sind. Dafür war kürzlich eine Spitzenbasketballerin vor Ort: Die Nationalspielerin und WNBA-Champion Leonie Fiebich hat bei einem zweitägigen Camp dem Nachwuchs etwas mitgegeben, die Süddeutsche Zeitung hat über das „Idol mit Botschaft” hier berichtet.
Fernsehen / Livestream: Die Partie wird am Sonntag ab 16.15 live bei Dyn übertragen. Kommentator vor Ort ist Chris Schmidt, es moderiert C-Bas. Als Experte ist Bastian Doreth am Mikro. Dyn ist das Zuhause der Basketballfans. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League aus. Das umfangreiche Basketball Live-Programm wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn-Plattform und im Anschluss über die Social-Media-Kanäle von Dyn frei empfangbar sein werden. Dyn ist über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender. Dein Sport.