Der letzte Spieltag der Vorrunde ist absolviert, aber wir wissen noch nicht, wer der inoffizielle Halbzeitmeister ist. Theoretisch könnte der FC Bayern München, der erst 14 Begegnungen absolviert hat, noch abgefangen werden. Ungeachtet des schiefen Tabellenbildes ist jetzt aber der richtige Zeitpunkt, euch meine Mannschaft der Vorrunde zu präsentieren. Dabei halte ich mich konsequent an die 6+6-Regel und stelle einen Zwölferkader zusammen, der wettbewerbstüchtig ist, also die entsprechende Zahl an Guards, Forwards und Centern aufweist. Wer Lust hat, kann ja mit Kenntnis der deutschen Spieler spekulieren, welche internationalen Akteure nächste Woche noch dazukommen könnten.
Nick Weiler-Babb (FC Bayern München, Point Guard)
Der 29-Jährige war für mich nicht nur ein absoluter no-brainer, sondern auch der einzige überhaupt! Der Nationalspieler gehört zu den besten Verteidigern in Europa und hat sich offensiv in dieser Saison noch einmal weiterentwickelt. Er hat die Position des Spielmachers erst relativ spät in seiner Karriere übernommen, aber seine Übersicht, Ruhe und Organisation lassen das nicht erahnen. Weiler-Babb glänzt als Werfer (47,2 Prozent Dreier), Passgeber (5,8 Assists) und Rebounder (5,0 pro Partie) und findet dabei einen fast perfekten Mix bei der Wahl der Offensiv-Optionen.
Andreas Obst (FC Bayern München, Shooting Guard)
Eigentlich sollte es um die Nominierung eines Weltmeisters, der zu den besten Werfern des Planeten gehört, keine Fragen geben. Für mich gab es sie trotzdem – und zwar wegen Spencer Reaves. Der Linkshänder spielt beim SYNTAINICS MBC eine Most-Improved-Player-Saison, und Obst stand schon im letzten Jahr in meinem Team, sodass ich einen Moment versucht war, mich anders zu entscheiden. Aber Andi, der längst mehr ist als ein reiner Shooter, zieht so viel Aufmerksamkeit auf sich, dass ich ihm manchmal einen Assist zuschreiben möchte, obwohl er gar nicht aktiv ins Play eingegriffen hat.
Robin Amaize (ROSTOCK SEAWOLVES, Small Forward)
Der 30-Jährige ist mit 14,2 Punkten pro Begegnung der beste deutsche Punktesammler der Liga. Seine Assist-Ausbeute (nur eine Korbvorlage pro Partie) ist untypisch niedrig und könnte deshalb den Eindruck erwecken, dass Amaize ein reiner Scorer ist. Genau dies wäre aber eine Fehleinschätzung. Der Spätstarter hat großes Allrounder-Potenzial und kann auch als secondary Ballhandler fungieren. Mit seinen Leistungen legt er den Grundstein dafür, dass die Seewölfe nach der krisengeschüttelten Vorsaison jetzt in ruhigerem Fahrwasser unterwegs sind.
Johannes Voigtmann (FC Bayern München, Power Forward)
Wieso ein Spieler, der nur 6,6 Punkte pro Partie erzielt? Diese Frage könnten die Leser jetzt stellen. Aber Joe Voigtmanns Wert misst man nicht an Punkten, sondern er besteht aus der Addition vieler Einflüsse. Der 32-Jährige verfügt über ein herausragendes Spielverständnis und legt beim Tabellenführer mit 2,5 pro Spiel die drittmeisten Assists auf (ligaweit mehr als jeder andere Big Man). Obwohl er kein physischer Basketballer ist, greift er konstant beim Rebound zu. Er kann mit seinem Dreier das Feld weit machen und bringt eine Mentalität ins Team, die sich Coaches wünschen.
Johann Grünloh (RASTA Vechta, Center)
Jede Mannschaft braucht einen defensiven Anker. Der 19-Jährige erfüllt diese Aufgabe in Vechta herausragend. Grünloh ist der beste Shotblocker der Liga (1,9 pro Partie), wobei er von seinem exzellenten Timing profitiert. Offensiv hat der Teenager an seinem Dreipunktewurf gearbeitet, den er mit 41,2 Prozent trifft. Dennoch ist seine defensive Entwicklung (hervorragendes Gefühl für unterschiedliche Pick-and-Roll-Coverages) seiner offensiven weiterhin voraus, was dazu führen könnte, dass er bei der NBA-Draft im Sommer, für die er sich voraussichtlich anmelden wird, in die zweite Runde rutscht.
Martin Breunig (SYNTAINICS MBC, Center)
Wer erfolgreich sein möchte, benötigt Bankspieler, die ihre Rolle akzeptieren und zuverlässig ihre Leistung abrufen. Zwar ist Martin Breunig in Weißenfels ein Starter, aber ich bin überzeugt, dass er auch mit weniger Minuten produzieren kann. 11,1 Punkte bei 68,8 Prozent Feldwurfquote und 5,0 Rebounds machen den 32-Jährigen zum zweiteffektivsten deutschen Spieler nach Weiler-Babb. Zudem spielt der SYNTAINICS MBC eine gute Saison. Damit kommt er genau wie Obst zum zweiten Mal in Folge in dieses Team.
Kochs Nachschlag
Für zwei Nationalspieler war dies leider nicht mehr möglich. Die Weltmeister Isaac Bonga und Johannes Thiemann wanderten ins Ausland ab, was einen herben Verlust für die Liga darstellt. Dennoch müssen wir uns um die Qualität der deutschen Spieler keine Sorgen machen. Es gibt neben Johann Grünloh, weitere interessante Nachwuchskräfte. So gelangen dem erst 18-jährigen Würzburger Hannes Steinbach zuletzt zwei Double Doubles!
Kommende Woche präsentiert Stefan Koch seine sechs ausländischen Spieler der Hinrunde.