Zum ersten Mal seit den vergangenen Finals treffen sich ALBA BERLIN und der FC Bayern München Basketball auf nationalem Parkett, damals hatten die Bayern durch zwei Siege in Berlin beim Rivalen die Meisterschaft gefeiert. Bei der jüngsten Ausgabe des Klassikers gelingt den Albatrossen die Revanche: Ein 88:81-Heimerfolg vor 12.377 Zuschauern beschert Berlin den ersten Heimsieg nach wettbewerbsübergreifend sieben Heimniederlagen in Serie. Die Gastgeber verwandeln einen 19-Punkte-Rückstand noch in einen Sieg.
Spielverlauf und Wendepunkt: „Das ist nicht das klassische Spiel eines Ersten gegen den 15., sondern das hat einen anderen Charakter“, hatte Münchens Niels Giffey den Klassiker zweier Rivalen vor dem Spiel im Dyn-Interview beschrieben. Er sollte Recht behalten. Dank einer intensiven Spielweise führten die Berliner nach sechs Minuten mit 13:11, dann drehten die Bayern die Partie durch einen 12:0-Lauf. Ivan Kharchenkov und Johannes Voigtmann sorgten nach acht Minuten für die erste zweistellige Führung (13:23), die Bayern machten zudem das Spiel schnell und forcierten – unter anderem dank einer Zonenpresse – zahlreiche Ballverluste.
Nach einem 8:0-Auftakt in den zweiten Durchgang hatten die Münchener mehr als doppelt so viele Punkte wie Berlin erzielt (18:37). Vor allem Kharchenkov drehte auf und markierte neun der ersten elf Münchener Zähler im Viertel. Mit den Startern auf dem Parkett fanden die Albatrosse durch einen 7:0-Lauf zurück ins Spiel; da die Hausherren in den letzten drei Minuten keinen Feldtreffer zuließen, verkürzten sie zur Halbzeit auf 37:47.
Im Lauf des dritten Durchgangs holten sich die Berliner das Momentum, vor allem Malte Delow, David McCormack und Tim Schneider spielten bei einem 9:0-Lauf groß auf. Damit reduzierten die Berliner wie auch zum Ende des Viertels ihren Rückstand auf zwei Zähler. Während die Albatrosse nun besser auf den Ball aufpassten, forcierten sie bei den Bayern fünf Turnover.
Auch die Albatrosse streuten eine Verteidigung über das ganze Feld ein, Matt Thomas sorgte sechseinhalb Minuten vor dem Spielende für die erste Berliner Führung seit Mitte des ersten Durchgangs. Wenig später hatten sich die Hausherren ihr bislang größtes Polster des Spiels von sechs Zählern erspielt, doch durch Dreier von Carsen Edwards und Johannes Voigtmann glichen die Gäste zum 80:80 aus. Will McDowell-White netzte bei eineinhalb Minuten auf der Uhr seinen zweiten Crunchtime-Dreier zur Vier-Punkte-Führung ein, Malte Delow besorgte zehn Sekunden vor Spielende aus dem Fastbreak die Entscheidung (87:81).
Duell im Fokus: Ohne Berlins Martin Hermannsson und Münchens Nick Weiler-Babb Fokus fehlte bei beiden Teams ein Spielgestalter auf der Eins, diesen Ausfall konnten die Albatrosse besser kompensieren. Will McDowell-White bewies zu Spielbeginn ein gutes Auge, in der Crunchtime mit zwei Dreiern Kaltschnäuzigkeit. Mit 13 Punkten stellte der Guard einen persönlichen Saisonbestwert ein, mit sechs Rebounds und fünf Assists zwei neue auf. Bei Bayern fand Shabazz Napier hingegen nicht seinen Rhythmus: Der NBA-erfahrene Spielmacher verfehlte jeden seiner sieben Würfe aus dem Feld, auch das Abnehmen der Gesichtsschutzmaske zur Pause änderte nichts daran. Immerhin standen für Napier sechs Assists, vier Rebounds und zwei Steals im Boxscore.
Zahlen, bitte: Mit 51:34 bestimmten die Berliner die zweite Hälfte. Über die gesamte Partie waren die Albatrosse (50,8 FG%) treffsicherer als die Bayern (40,0 FG%), zudem punkteten sie deutlich mehr in der Zone (32:20).
Spieler der Partie: Neben McDowell-White trumpfte bei Berlin auch Matt Thomas (17 PTS, 6/9 FG, 5 REB, 4 AST) in der Crunchtime auf, und auch wenn David McCormack dort mit seinem fünften Foul frühzeitig auf der Bank Platz nehmen musste, war der Center mit 20 Punkten (8/12 FG), fünf Rebounds und zwei Steals effektivster Spieler. McCormack lieferte sich ein starkes Duell mit Bayerns Devin Booker (20 PTS, 9 REB).
Die Deutschen: Ivan Kharchenkov war zu Beginn des zweiten Durchgangs auffälligster Bayern-Spieler und erzielte in 10:39 Minuten ganze 14 Punkte (5/7 FG), Johannes Voigtmann kam auf elf Zähler, drei Rebounds und vier Assists. Bei Berlin markierte Tim Schneider jeden seiner neun Zähler nach der Pause.
Am Rande der Bande: Bei den Bayern fehlte neben dem langzeitverletzten Vladimir Lucic auch Nick Weiler-Babb, die Berliner mussten neben dem langzeitverletzten Justin Bean auf Martin Hermannsson und Louis Olinde verzichten.
Wie geht’s weiter: Beide Teams müssen als nächstes in der EuroLeague auswärts zu Hochkarätern: Die Berliner gastieren am Donnerstag bei Fenerbahce Istanbul, die Bayern tags darauf bei Olympiacos Piräus. Im Ligabetrieb geht es am kommenden Sonntag ebenfalls mit Auswärtspartien weiter. Dann müssen die Albatrosse zum Kellerduell nach Frankfurt, die Münchener zum Spitzenspiel nach Heidelberg.
Video: Highlights zu dieser Partie gibt es in Kürze hier bei Dyn oder auch auf dem Youtube-Kanal von Dyn und der Liga.