Die besondere Brisanz: Mit seinem Halbfinalsieg über den Pokalverteidiger und BBL-Tabellenführer FC Bayern Basketball hat der SYNTAINICS MBC für die größte Pokalsensation der letzten Jahre gesorgt. Jetzt wollen die Wölfe ihr Pokalwochenende natürlich auch durch den Gewinn des Pokals gegen die Bamberg Baskets krönen. Am Sonntag stehen ihnen dabei im Finale des VIMODROM TOP FOUR um den BBL Pokal 2025 die Bamberg Baskets gegenüber, die sich im Halbfinale gegen die SKYLINERS durchgesetzt haben. "Die Fans haben uns durch das Spiel getragen", erklärte Martin Breunig nach dem Sieg gegen die Bayern. Tatsächlich haben alle, die dem Außenseiter SYNTAINICS MBC gegen die Bayern keine Chance einräumen wollten, den Heimvorteil unterschätzt. Da auch die Frankfurter und Bamberger Fans sich auf die Seite der Wölfe schlugen, wurde die kleine Stadthalle Weißenfels zu einem Hexenkessel, in dem die Weißenfelser über sich hinauswuchsen. Wird das auch am Sonntag im Finale funktionieren, wenn der SYNTAINICS MBC nicht mehr der kleine David gegen einen großen Goliath ist?

Heimvorteil: Bei bisher 30 TOP FOUR-Turnieren holte sich bislang nur neunmal der Ausrichter den Titel. Achtmal unterlag der Gastgeber im Finale, und siebenmal schied er bereits im Halbfinale aus. Sechs Turniere fanden in neutraler Arena statt.
Kleine Arena = große Überraschung?: Es scheint, dass beim Pokalwochenende die kleineren Arenen Überraschungssieger begünstigen. Das TOP FOUR gibt es seit 1993 und die beiden kleinsten Arenen waren 1994 die Bamberger Graf-Stauffenberg-Halle (1.800 Plätze) und 1996 die Berliner Sporthalle Charlottenburg (2.500 Plätze), in denen mit Brandt Hagen und SSV ratiopharm Ulm zwei Außenseiter triumphierten. Die Weißenfelser Stadthalle ist mit 3.000 Plätzen die drittkleinste Arena in der Geschichte des TOP FOUR und im Finale stehen der Zehnte und der Vierzehnte der aktuellen BBL-Saison …
Pokal-Historie: Seit dem Oldenburger Pokalgewinn 2015 ging der Pokaltitel regelmäßig an ein "dickes B". Rekordpokalsieger Berlin holte sich zuletzt 2016, 2020, und 2022 den Pott, die Bayern 2018, 2021, 2022 und 2024 sowie Bamberg 2017 und 2019. Setzen die Bamberger diese gemeinsame Serie der alten Rivalen fort? Es wäre der zehnte Pokaltitel eines "dicken B" in Folge und nach 1992, 2010-2012, 2017 und 2019 der siebte der Bamberger. Nur Berlin (11x) und Leverkusen (10) waren öfter Pokalsieger. Für den SYNTAINICS MBC wäre der Pokalgewinn selbstredend der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Ein deutscher Pokaltitel würde sogar den Gewinn des FIBA Europe Cups von 2004 (unter Trainer Henrik Dettmann) in den Schatten stellen. Weißenfels wäre zudem hinter Quakenbrück (2008) der zweitkleinste Standort eines Pokalsiegers.
Status quo Weißenfels: Die Wölfe sind in der easyCredit BBL mit 10-10 Siegen Zehnter (hier die Teamanalyse). Nach der Qualifikation für das VIMODROM TOP FOUR mit einem 85:77 in Ludwigsburg (Achtelfinale) und einem 100:85 gegen Heidelberg (Viertelfinale) fielen die Wölfe in ein kleines Leistungsloch, machten jedoch am Samstag im Halbfinale gegen die hochfavorisierten Bayern ihr wohl bisher bestes Saisonspiel. In dem dramatischen Spiel boten sie dem hohen Favoriten mit sensationellen Wurfquoten (69 Prozent Zweier und 44 Prozent Dreier) die Stirn und hatten am Ende beim 95:93 auch das Glück bzw. die Aufmerksamkeit ihres Centers Martin Breunig auf ihrer Seite.
Status quo Bamberg: In der easyCredit BBL rangieren die Bamberger mit 8-11 Siegen nur auf dem 14. Platz (hier die Teamanalyse). Auf dem Weg zum VIMODROM TOP FOUR räumten die Oberfranken im Achtelfinale (103:100 gegen Ulm) und im Viertelfinale (80:67 gegen Berlin) aber richtig dicke Brocken aus dem Weg. Im Halbfinale kam die Bamberger Offensive gegen die SKYLINERS zwar nie so richtig in Fahrt, aber die Oberfranken konnten sich auf ihre Verteidigung verlassen, die die Frankfurter zu schwierigen Würfen zwang (nur 37 Prozent aus dem Feld) und am Ende zum 76:63-Sieg reichte.
Der Blick auf den Tacho: Beim SYNTAINICS MBC stand im gestrigen Halbfinale Spencer Reaves satte 34 Minuten auf dem Parkett, dazu die anderen vier Starter (Charles Callison, Ty Brewer, Tyren Johnson und Martin Breunig) um die 30, Mike Devoe als bester Akteur der Partie aber nur gute 20. Bei Bamberg spielten Ibrahim Watson-Boye (28:33) und Noah Locke (26:47) am längsten, ansonsten musste kein Spieler länger als 23 Minuten ackern
Rekordverdächtig: Janis Gailitis hat in seiner gesamten Trainerkarriere noch nie ein Pokalspiel verloren. Etwas begünstigt wird dieser Rekord davon, dass der Pokal in seiner Heimat Lettland erst seit 2022 ausgespielt wird. Aber die ersten drei lettischen Pokaltitel hat Gailitis mit VEF Riga allesamt gewonnen, und er geht somit als ein im Pokal noch ungeschlagener Trainer ins deutsche Finale. Sein Gegenüber Anton Gavel hat als Spieler von 2010 bis 2012 dreimal in Folge mit Bamberg den Pokal gewonnen und seine aktive Karriere 2018 als Pokalsieger mit München beendet. Holt der Deutsch-Slowake, der bereits mit Ulm im ersten Jahr als Headcoach Meister wurde, sich nun auch gleich im ersten Jahr für Bamberg den ersten Pokaltitel als Trainer? Das gelang vor ihm als BBL-Trainer nur Sasa Obradovic, der 2006 im ersten Jahr mit Köln Meister und 2013 im ersten Jahr mit Berlin Pokalsieger wurde

Duell im Backcourt: Wie die Wölfe in George Callison (9,5 PPG und 4,8 APG) haben auch die Bamberger in Ronaldo Segu (14,1 PPG und 6,8 APG) einen klar definierten Spielmacher, der entsprechend mit im Schnitt 28 bzw. 27 Minuten auch von allen Spielern am längsten auf dem Parkett steht. Während der leichtfüßige Segu dabei in Bamberg auch als flinker Topscorer im Fokus steht, geht der vier Jahre ältere Weißenfelser Kapitän mit gutem Auge beim Spielaufbau geduldiger vor. Umso mehr überraschte er die Bayern im Halbfinale mit seinen frühen Dreiern.

Duell im Frontcourt: Wölfe-Center Martin Breunig (10,8 PPG und 7,7 RPG) und der Bamberger Filip Stanic zählen zu den sechs effektivsten Centern in der easyCredit BBL und sind sogar die beiden statistisch besten deutschen Big Men. Auch im Halbfinale gaben Breunig mit 13 Punkten (inkl. dem Gamewinner) sowie neun Rebounds gegen die Bayern und Stanic mit zwar nur vier Punkten, aber einer soliden mannschaftsdienlichen Leistung und acht Rebounds gegen Frankfurt, jeweils den Turm in der Schlacht.

Wer wird MVP? Die traditionelle Auszeichnung des MVPs bei jedem TOP FOUR geht gewöhnlich an einen Spieler aus dem Siegerteam. Grundlage für die Wahl ist aber die Leistung im gesamten Turnier, womit sich die oben genannten Spielmacher Ronaldo Segu und George Callison sowie die Center Martin Breunig und Filip Stanic schon einmal in Stellung gebracht haben. Darüber hinaus empfahlen sich aber am Samstag im Halbfinale noch weitere Spieler für diese Auszeichnung, z. B. die Topscorer Spencer Reaves (23 Punkte gegen München) und Ibrahim Watson (20 Punkte gegen Frankfurt). MBC-Guard Michael Devoe war mit 22 Punkten (bei nur zwei Fehlwürfen!) und acht Assists sogar der effektivste Spieler aus beiden Spielen am Samstag. Keine leichte Aufgabe für das MVP-Wahlgremium, das aus rund 35 BBL-Experten (ehemalige Spieler und Journalisten) besteht und direkt nach Ende des Finales online abstimmt.

Die ewige Bilanz: 37 Begegnungen, allesamt Punktspiele, haben die Weißenfelser und Bamberger seit 1999 schon in der Bundesliga gegeneinander absolviert. Mit dreißig Siegen haben sich die Bamberger dabei als Angstgegner des SYNTAINICS MBC etabliert, der nur siebenmal das Parkett als Sieger verließ. Von 2009 bis 2022 gewannen die Oberfranken gegen die Wölfe 20-mal in Folge. Im Pokal stehen sich beide Teams am Sonntag zum ersten Mal gegenüber.
Die Ligaspiele: Der SYNTAINICS MBC und die Bamberg Baskets haben bereits beide Punktspiele in der easyCredit BBL 2024/25 absolviert. Das Hinspiel am 16. November gewannen die Wölfe in Weißenfels mit 24 Punkten von Spencer Reaves sowie je 20 Zählern von Tyren Johnson und Michael Devoe 99:94. Dieser Sieg gegen die von Ronaldo Segu (26) angeführten Bamberger markierte damals als sechster Sieg in Serie einen neuen Vereinsrekord und den Höhepunkt der starken Weißenfelser Hinrunde. Beim Rückspiel vor zwei Wochen in Bamberg fanden die Wölfe trotz 16 Punkten von Ivan Tkachenko hingegen überhaupt nicht ins Spiel. Die Bamberg Baskets gewannen mit 21 Punkten von Ronaldo Segu, 18 von Filip Stanic und 16 von Ibrahim Watson mit 87:69.
Am Rande der Bande: Trainer Janis Gailitis hat beim SYNTAINICS MBC auch im Finale alle Spieler an Bord. Bei den Bambergern fehlt Anton Gavel bei diesem VIMODROM TOP FOUR der defensivstarke Karsten Tadda.

Alte Bekannte: Spencer Reaves kam 2022 nach einer ProA-Saison für Leverkusen nach Bamberg und wurde damit von den Oberfranken für die easyCredit BBL entdeckt. Nach einer Saison wechselte der Linkshänder mit deutschem Pass nach Vechta und im vergangenen Sommer zum MBC. Aus seinem damaligen Bamberger Team ist heute bei den Baskets nur noch Kevin Wohlrath übrig.
Im Auge des Bundestrainers: Dass Alex Mumbru keinen Spieler der beiden Pokalfinalisten für die kommenden Länderspiele nominiert hat, heißt nicht, dass alle ab Montag für eine Woche die Beine hochlegen können. Aus den Reihen des MBC steht Martin Breunig Ende Februar im Aufgebot Thailands für die Quali-Spiele zum Asia Cup. Ivan Tkachenko spielt bei der EM-Quali für die Ukraine, und MBC-Trainer Janis Gailitis fungiert für Lettland als Assistent von Luca Banchi.
M/W/D - German Basketball is mad sexy: Trotz des Heimvorteils gab es nicht viele, die dem SYNTAINICS MBC am Samstag einen Sieg über die Bayern zugetraut haben. Aber der Außenseiter hat den hohen Favoriten gestürzt und damit unterstrichen, was wir schon die ganz Saison über in der easyCredit BBL beobachten: In der Tabelle rangieren die Teams so dicht nebeneinander, dass nur fünf Siege den Ersten vom Fünfzehnten trennen und jeder offenbar jeden schlagen kann. Auch diese unberechenbare Ausgeglichenheit macht German Basketball so mad sexy!
Fernsehen / Livestream: Die Partie wird Sonntag ab 16:15 Uhr live bei Dyn übertragen. Kommentator vor Ort ist Chris Schmidt, es moderiert Anett Sattler. Als Experte ist Heiko Schaffartzik am Mikro. Dyn ist das neue Zuhause der Basketballfans und überträgt als offizieller Medienpartner der easyCredit Basketball Bundesliga und des BBL Pokals alle drei Partien des VIMODROM TOP FOUR 2025 live und begleitet das komplette Pokal-Wochenende mit einer aufwändigen Produktion. Dyn ist über Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar.
Außerdem wird der Mitteldeutsche Rundfunk dieses Endspiel in seinem dritten TV-Programm live übertragen. Zusätzlich sind alle drei Pokalspiele als kommentierter Livestream hier auf Sportschau.de zu sehen.