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Home/Newscenter/Eine Frage der Perspektive: Welche einheimischen Spieler können Identifikationsfigur der Liga werden?

Kochs NachschlagEine Frage der Perspektive: Welche einheimischen Spieler können Identifikationsfigur der Liga werden?

10. Dezember 2025
Die deutschen Topstars spielen zumeist in der NBA oder bei Spitzenvereinen im europäischen Ausland – und da stellt sich die Frage, welche einheimischen Spieler wie früher Per Günther, Alex King und Pascal Roller die Aushängeschilder der easyCredit BBL werden können?

Die deutschen Topstars spielen zumeist in der NBA oder bei Spitzenvereinen im europäischen Ausland – und da stellt sich die Frage, welche einheimischen Spieler wie früher Per Günther, Alex King und Pascal Roller die Aushängeschilder der easyCredit BBL werden können?

Welche Spieler könnten Gesichter der easyCredit BBL werden und zu Identifikationsfiguren aufsteigen? Diese Frage bildet die Klammer für den letzten Nachschlag und den aktuellen. Während ich mich in der vergangenen Woche mit deutschen Heimkehrern in die BBL befasst habe, geht es heute um einheimische Akteure, die nicht in die Liga zurückgekehrt sind, aber aufgrund ihrer Entwicklung in den letzten Jahren einen Status einnehmen, der sie hinter den NBA- und Euroleague-Stars in Stellung bringen könnte.

Die Berliner

Neben dem im Sommer ans College wechselnden Jack Kayil waren im FIBA-Fenster drei weitere Berliner bei der Nationalmannschaft. Die Präsenz im DBB-Team ist sicherlich ein hilfreicher Aspekt auf dem Weg zum Aushängeschild, auch wenn die Teilnahme an den großen FIBA-Turnieren deutlich schwerer wiegt als die Einsätze in den Qualifikationsspielen. Die Bedeutung des Klubs in der Liga spielt ebenfalls eine Rolle. Die Albatrosse sind mit fünf Siegen in Serie (wettbewerbsübergreifend sogar elf) aktuell die erfolgreichste Mannschaft in der Liga und schicken sich an, wieder den Platz hinter den übermächtigen Bayern einzunehmen.

Auf dem Sprung: Jack Kayil (rechts) von ALBA BERLIN. (Foto: Tilo Wiedensohler)

Das ist natürlich gut, andererseits aber werden die Topvereine häufig kontrovers beurteilt, sie polarisieren bei den Fans der anderen Klubs – sie werden gemocht oder zumindest respektiert oder eben gehasst, dazwischen gibt es oft wenig. Das muss aber nicht unbedingt für ihre Spieler gelten, was Beispiele wie Andreas Obst und Johannes Voigtmann belegen, die aufgrund ihrer Leistungen bei den Titelgewinnen der Nationalmannschaft über die bayrischen Grenzen hinaus großen Respekt genießen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich diese Wahrnehmung ändern würde, wenn die Bayern in das bei Fans umstrittene europäische NBA-Projekt einsteigen würden. Die Berliner liebäugeln stark mit diesem Schritt, und das könnte die Chancen ihrer Spieler, zu Gesichtern der Liga zu werden, verringern, weil sie nicht über den Status der Unantastbaren verfügen.

Aber um welche Spieler geht es überhaupt? Ich beginne mit Jonas Mattisseck, der durch seine Beziehung mit Eiskunstläuferin Minerva Hase auch das Interesse der Regenbogenpresse weckt. Darüber hinaus ist die Verbundenheit zu seiner Heimatstadt und seinem Verein ein Trumpf. Das gilt auch für Malte Delow, der allerdings sportlich mehr Argumente als Mattisseck liefert, der sich wenig publikumswirksam primär über Verteidigung definiert. Der Dritte im Bunde ist Center Norris Agbakoko, der vor Saisonbeginn aus Oldenburg in die Hauptstadt wechselte. Er kann den Schritt zur Identifikationsfigur nur schaffen, wenn er seine gute Entwicklung der letzten Jahre konstant fortsetzt.

Die Nationalspieler

Der Ulmer Nelson Weidemann war der letzte Cut vor der EM in diesem Jahr. Der 26-Jährige ist zwar älter als die drei Berliner, scheint sich aber dennoch vor allem für die Jugendlichen als Leitfigur zu eignen. Weidemann hat keine Angst vor niemandem und spielt mit viel Energie. Der gebürtige Berliner besitzt einen „Swagger“, die Aura des kühnen und kecken Großstadtjungen, der auf dem Feld und außerhalb frech und selbstbewusst auftritt. Seine tiefen Dreier sind hierfür ein gutes Beispiel.

Nelson Weidemann, eine Leitfigur für Jugendliche. (Foto: Harry Langer)

Frankfurts Till Pape bedient hingegen eine komplett andere Klientel. Sportlich hat er sich der Solidität und Effizienz verschrieben. Spektakuläre Dunks sind nicht sein Ding. Stattdessen setzt er auf exzellente Fußarbeit, einen guten Dreier und Spielintelligenz. Er repräsentiert einerseits den bodenständigen Typen, den sich Mütter für ihre Töchter wünschen, und andererseits auch den Intellektuellenanspruch, der dem Basketball in Deutschland seit seinen Kindertagen zugeordnet wird. Pape wird Arzt und war in der Schule und im Studium, das er neben seiner Karriere als Profi nie vernachlässigte, ein Überflieger.

Collin Welp wäre die perfekte Identifikationsfigur für Nostalgiker. Sein bereits verstorbener Vater Christian war Siegkorbschütze und Turnier-MVP beim ersten großen deutschen Erfolg, dem EM-Titel 1993 in München. Wie Pape debütierte auch der Würzburger Big Man in der letzten Woche beim Länderspiel auf Zypern. Der 26-Jährige ist eine wichtige Stütze des überraschend starken SYNTAINICS MBC und nimmt mehr Dreier als Zweier bei einer beeindruckenden Quote von 50 Prozent jenseits der 6,75-Meter-Linie.

Die doppelten Staatsbürger

Die Dreier sind auch die Kernkompetenz von Spencer Reaves, der wie sein Weißenfelser Teamkollege einen interessanten familiären Hintergrund mitbringt. Sein Bruder Austin spielt bei den Los Angeles Lakers und liefert in dieser Saison bislang Fabelwerte (28,4 Punkte, 5,5 Rebounds und 6,7 Assists) ab. Das lenkt auch Aufmerksamkeit auf Spencer, der in den letzten Jahren einer der besten Dreipunktewerfer der BBL war. Der Deutsch-Amerikaner spielt mittlerweile seine fünfte Saison in Deutschland, aber um zur Identifikationsfigur zu avancieren, müsste er Deutsch lernen, um mehr Nähe zu den Fans herstellen zu können.

Spencer Reaves überzeugt beim SYNTAINICS MBC. (Foto: Andreas Bez)

Kevin Yebo besitzt neben der deutschen auch die ivorische Staatsbürgerschaft. Der gebürtige Bonner war die Entdeckung der Saison 2023/24 und brilliert in Chemnitz. Das unglückliche Intermezzo in der vergangenen Spielzeit bei den Bayern hat er längst hinter sich gelassen. Kein Center attackiert so aggressiv wie der 29-Jährige, der entsprechend die meisten Freiwürfe der Liga zugesprochen bekommt. Zudem ist er bester Scorer und effektivster Spieler unter den deutschen Akteuren. Neben seinen Leistungen kann er auch aufgrund seines offenen und ehrlichen Auftretens als Identifikationsfigur dienen.

Der Spieler, über den ich abschließend schreibe, hat in den letzten Jahren nur noch bedingt eine Entwicklung genommen. Aber Yorman Polas Bartolo ist ein absoluter Vorzeigeprofi und mit 40 Jahren der älteste Spieler der Liga. Der Deutsch-Kubaner schont weder sich noch seine Kontrahenten und ist ein Gesicht der Liga. Aufgrund seines nahenden Karriereendes kommt er aber nicht als Identifikationsfigur in Frage.

Kochs Nachschlag

Müssen Gesichter und potenzielle Identifikationsfiguren der Liga unbedingt Spieler sein? Sicherlich für junge Basketballer, die von einer Profikarriere träumen. Aber grundsätzlich? Nein! Anton Gavel, der als Spieler geliebt wurde und als Coach in seiner ersten Saison mit Ulm die Deutsche Meisterschaft gewann, könnte in eine solche Rolle schlüpfen. Marko Pesic hört zum Jahreswechsel in München auf, aber in Marco Baldi, der seit 35 Jahren in Berlin die Strippen zieht, und Thorsten Leibenath, der Ulm erst als Trainer und dann als Sportdirektor in neue Sphären führte, stehen auch auf Funktionärsebene große Persönlichkeiten zur Verfügung.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital, DAZN und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Im Podcast "Talkin‘ Basketball", der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist, sprechen er und Oliver Dütschke regelmäßig mit Protagonisten aus der deutschen Basketballszene. Seine Kolumne zum BBL-Geschehen findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag".