Status Quo: Für die BG Göttingen (1-24) ist es in dieser Partie bei den Basketball Löwen Braunschweig ganz einfach: Sollte Göttingen verlieren oder der Vorletzte Frankfurt (7-18) zeitgleich gegen Bonn gewinnen, wären die Veilchen, die 2023 noch in den Playoffs standen, nach 2012 das zweite Mal abgestiegen. Denn in den dann verbleibenden sechs Partien könnte noch maximal zu Frankfurt aufgeschlossen werden, und das würde aufgrund des verlorenen direkten Vergleiches nicht reichen. Aber bei zuletzt 17 Niederlagen in Serie - die jüngste am Mittwochabend im Heimspiel gegen die Veolia Towers Hamburg (75:92) - war es auch nur noch eine Frage der Zeit, bis der Abstieg auch rechnerisch klar ist. Die „HNA“ und die „Sport-Bild“ beschäftigen sich in ihren aktuellen Artikeln mit dem wahrscheinlichen Abstieg der Veilchen. Für die Basketball Löwen Braunschweig setzte es derweil gegen Spitzenreiter Bayern München am Wochenende eine deutliche 72:94-Niederlage, weswegen nun gegen Schlusslicht Göttingen wieder ein Sieg her soll.
Die besondere Brisanz wohnt deshalb bei dieser Partie schon eher dem Wörtchen „Derby“ inne – zwischen Braunschweig und Göttingen ist es das 33. Duell um die Vorherrschaft in Niedersachsen. Die ist aktuell klar geregelt, der Tabellenfünfte Basketball Löwen Braunschweig lässt die regionale Konkurrenz aus Oldenburg (Tabellen-Dreizehnter) und erst recht den nächsten Gegner BG Göttingen (Tabellenletzter) hinter sich; einzig RASTA Vechta (Tabellensiebter) macht den Löwen in Niedersachsen derzeit in dieser Hinsicht Konkurrenz. Allerdings erlebt die Mannschaft von Headcoach Jesus Ramirez aktuell ein Formtief: Fünf der vergangenen sechs Spiele gingen verloren; der einzige (überzeugende) Sieg in diesem Zeitraum gegen harmlose Bamberger (114:88) Ende März war wichtig, um den Negativlauf zu stoppen.
Rekordverdächtig: Der Blick in die Geschichtsbücher zeigt Göttingen (1-24), dass eine Saison noch schlechter laufen kann. 2018 stieg Tübingen nach nur einem Sieg und 33 Niederlagen ab, 1989 Braunschweig sogar komplett ohne Sieg (0-22 in der Hauptrunde, 0-6 in der Abstiegsrunde), und in den ersten zwanzig Jahren der Basketball Bundesliga gab es Teams aus Düsseldorf (1985: 0-18 Siege), Essen (1976: 0-18), Berlin (1973: 0-14 und 1970: 0-18), Darmstadt (1972: 0-14), Kirchheimbolanden (1970: 0-18) und Gelsenkirchen (1969: 0-18), die sieglos abstiegen.

Duell im Fokus: Nach dem Abgang von Demajeo Wiggins steht Youngster Janis Jünemann schon jetzt für den Neubeginn in Göttingen. Der 19-Jährige bleibt auch bei einem eventuellen Abstieg den Veilchen treu. Reichlich Spielpraxis darf er in den restlichen Erstligaspielen sammeln, denn ohne Wiggins ist Jünemann der einzig verbliebene nominelle Center, und das mit einer Größe von „nur“ zwei Metern. Bei der jüngsten Niederlage gegen Hamburg stand Jünemann in der Startring Five und knapp 23 Minuten auf dem Parkett, blieb aber ohne Punkte. In Braunschweig muss er seine gesamten 80 Kilo in die Waagschale werfen, um gegen Löwen-Athlet Sananda Fru bestehen zu können. Fru ist nur zwei Jahre älter als Jünemann, aber mit 2,09 Metern und 112 Kilo ein echtes Kraftpaket. Der junge Braunschweiger könnte noch einen individuellen Titel abgreifen (siehe Award-Anwärter), ehe er sich im Sommer höchstwahrscheinlich einem US-College anschließen wird. Über die vergangenen fünf Spiele gesehen, war Fru mit 20,4 der effektivste Spieler der Liga, gleichauf mit Oldenburgs Norris Agbakoko.
Zahlen, bitte: Achtung, flinke Finger: 8,4 Steals verbuchen die Braunschweiger im Schnitt pro Spiel, der drittbeste Wert der Liga – nur Ludwigsburg (9,0) und München (8,6) sind hier besser. Göttingen belegt in dieser Statistik den drittletzten Rang (6,5) vor Vechta (6,2) und Rostock (6,1).
Die ewige Bilanz: Von den vergangenen zehn direkten Duellen in Braunschweig gewann Göttingen immerhin viermal. Insgesamt lautet die Bilanz 19-13 für Braunschweig.
Das Hinspiel war eine klare Sache für die Löwen, die in Göttingen mit 107:86 dominierten:
Meilensteine: Vier Braunschweiger stehen vor dem Erreichen neuer Meilensteine. Sananda Fru fehlt noch ein Spiel bis 100. Barra Njie fehlen noch sieben Punkte bis 500. Arnas Velicka fehlen noch drei Dreier bis 150. Und Ferdinand Zylka braucht noch sechs getroffene Würfe bis 250.
Award-Anwärter: Wie oben bereits erwähnt, könnte Sananda Fru zum besten Nachwuchsspieler der Liga gewählt werden. Sein härtester Konkurrent ist Johann Grünloh vom niedersächsischen Rivalen Vechta, der sich im Sommer höchstwahrscheinlich für die NBA-Draft anmelden wird.
Am Rande der Bande: Beim Gastspiel in München spielte Braunschweig nur mit einer Acht-Mann-Rotation; Ferdinand Zylka saß zwar auf der Bank, bekam aber keine Spielzeit.
Alte Bekannte: Kostja Mushidi spielte nach seiner Rückkehr aus Serbien seine ersten BBL-Spiele im Trikot der Basketball Löwen, musste aber in Braunschweig sowohl die Saison 2019/20 (aus disziplinarischen Gründen) als auch die Saison 2020/21 (aus gesundheitlichen Gründen) jeweils im Dezember vorzeitig beenden. Erst in den folgenden Jahren fand der talentierte Flügelspieler in Weißenfels zu seinem Spiel und trifft nun gegen seinen alten Klub auch auf Ferdinand Zylka, mit dem er in den Nachwuchs-Nationalmannschaften zusammen 2016 das Albert-Schweitzer Turnier und 2018 bei der U20-EM in Chemnitz Bronze gewann. „Meine gesamte Nationalmannschaftskarriere war ja immer sehr basierend auf Kostja: Er hat auf meiner Position gespielt, war schon in jungen Jahren sehr dominant und ich war meist sein Backup“, wurde Zylka über diese Zeit mal in der BIG zitiert (Ausgabe #126, März 2023).
M/W/D – German Basketball is mad sexy: Das werden im Rahmen der anstehenden Europameisterschaft auch Braunschweigs schneller Guard und Göttingens Headcoach erfahren! Barra Njie gehört zum Kader der schwedischen Nationalmannschaft, die von Mikko Riipinen gecoacht wird – und Schweden ist einer der Gegner Deutschlands in der EM-Vorrunde in Tampere. Somit kommt es auch zum Duell auf dem Court zwischen Löwen-Guard Njie und Löwen-Gesellschafter Dennis Schröder, der auch unter dem neuen Bundestrainer Alex Mumbru der Kapitän der deutschen Weltmeister-Auswahl bleibt – wobei Riipinen vielleicht noch mehr Respekt vor dem ehemaligen Braunschweiger David Krämer hat, der im Rahmen der EM-Qualifikation den Schweden 43 Punkte einschenkte (die 72:73-Niederlage aber dennoch nicht verhindern konnte).
Fernsehen / Livestream: Die Partie wird am Samstag, 12. April, ab 18:15 Uhr live bei Dyn übertragen. Kommentator vor Ort ist Johannes Hülstrung. Dyn ist das Zuhause der Basketballfans. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League, des FIBA Europe Cups und der amerikanischen Collegeliga NCAA aus. Das umfangreiche Basketball Live-Programm wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn Plattform und im Anschluss über die Dyn Social-Media-Kanäle frei empfangbar sein werden. Dyn ist über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender. Dein Sport.