Die besondere Brisanz: Wenn zwei Clubs aus deutschen Metropolen aufeinandertreffen, muss man eben größer denken. Und deswegen ziehen die Veolia Towers Hamburg für ihr Heimspiel gegen den FC Bayern München erneut in die Barclays Arena um. Dort empfingen die Türme auch in der vergangenen Saison die Bayern und stellten mit 12.000 Zuschauern einen Publikumsrekord für ein Basketballspiel in der Hansestadt auf, der bis dahin von der deutschen Nationalmannschaft gehalten wurde, als die DBB-Auswahl 2006 mit Dirk Nowitzki gastierte. Nun wollen die Towers den Rekord brechen.
Status Quo: Mussten sich die Norddeutschen in der vergangenen Saison gegen die Münchener anlässlich ihres zehnjährigen Vereinsgeburtstags erst nach Verlängerung mit 80:81 geschlagen geben, stehen die Vorzeichen für eine erneut enge Partie gut. Denn die Hamburger weisen zum einen mit vier Siegen nacheinander den längsten Erfolgslauf der Liga auf, zuletzt hatten sie vor einem spielfreien Wochenende (und somit einer langen Vorbereitung auf den Tabellenführer) mit 92:75 keine Probleme beim Tabellenschlusslicht BG Göttingen. Zum anderen hatten die Bayern zuletzt primär die EuroLeague im Blick, wo sie noch am Freitagabend bei Real Madrid (71:93) den Einzug in die Playoffs verpassten. Im Ligabetrieb trat der Deutsche Meister beim jüngsten 94:83-Erfolg in Oldenburg mit nur zehn Spielern an, da Gordon Herbert einige Schützlinge schonte, ein dominantes Viertel (38:22 im zweiten Durchgang) reichte. Damit hat der Tabellenführer als erstes Team die direkte Playoff-Qualifikation sicher, wie unser Tabellenrechner zeigt.
Duell im Fokus: Hamburgs Niklas Wimberg spielte in den vergangenen zwei Spielzeiten in München. Zwar startete der Power Forward ab und an, und wenngleich er in seinen beiden Saisons immerhin 13:19 beziehungsweise 14:31 Minuten pro Partie auf dem Parkett stand, seine offensive Rolle fiel klein aus, über 2,5 und 3,0 Punkte im Schnitt kam er nicht hinaus. So verließ der 16-malige Nationalspieler die Bayern im Sommer und wechselte nach Hamburg. Erst hatte der 29-Jährige mit Verletzungen zu kämpfen, doch zuletzt zeigte er, warum er Olympionike ist: In drei der vergangenen vier Partien punktete Wimberg zweistellig, mit 19 Zählern (gegen RASTA Vechta) und 13 Rebounds (gegen die Telekom Baskets Bonn) markierte er in dieser Phase zwei Karrierebestwerte. Wimbergs Nachfolger in München ist sogar zweifacher Olympionike und Weltmeister obendrauf: Johannes Voigtmann mag zwar in der teaminternen Punkterangliste nur auf dem zehnten Platz stehen (6,0 PPG), seine Spielintelligenz und Passfertigkeiten auf den großen Positionen sind aber ungemein wichtig. So ist der 32-Jährige mit 2,5 Assists pro Spiel immerhin viertbester Passgeber, er holt sich zudem die meisten Rebounds (6,2 RPG). Der 121-fache Nationalspieler hat in dieser Saison aber noch nicht seinen Rhythmus von außen gefunden (26,0 Prozent Dreierquote); Wimberg trifft zwar nicht sehr viel besser (29,1 Prozent), hat in den vergangenen vier Partien aber immerhin 42,1 Prozent von Downtown eingenetzt.
Award-Anwärter: Bei einem EuroLeague-Team, in dem in der Regel die Spielzeiten in der BBL breit verteilt werden, ist es immer schwierig, einen MVP-Anwärter zu stellen. Carsen Edwards wäre jedoch ein würdiger Offensivspieler des Jahres. Viel dafür tun kann die All-EuroLeague-First-Team-Selection aber erstmal nicht mehr, da eine Rückenverletzung des US-Amerikaner für einige Wochen außer Gefecht setzt. Auf der Gegenseite steigert Brae Ivey seine Chancen, in der MVP-Diskussion genannt zu werden, mit Sieg für Sieg. Sollten die Towers tatsächlich noch direkt in die Playoffs kommen oder zumindest Heimrecht in den Play-ins haben, ist der Gedanke an Ivey nicht verkehrt. Was die Auszeichnung zum besten Verteidiger betrifft, sei so viel gesagt: Wer wie Nick Weiler-Babb zum bissigsten Defender der EuroLeague gewählt wird, wird auch in der BBL am hinteren Ende nicht so verkehrt sein. Allerdings könnte dem Deutsch-Amerikaner die vergleichsweise geringe Anzahl absolvierter Partien zum Verhängnis werden.
Zahlen, bitte: Numerischer Beleg gefällig, weswegen der Spitzenreiter die deutlich beste Mannschaft der Liga ist? Also, die Bayern sind Erster bei der Rebound-Rate (53,8 Prozent), Assist-Rate (66,2 Prozent) und im Net-Rating (plus 10,7), sind Zweiter im Defensiv-Rating (103,8 Gegenpunkte pro 100 Angriff), im Steal-Rating (11,9 Prozent) und bei der Zweierquote (57,6 Prozent) sowie Dritter bei der Freiwurfquote (76,8 Prozent).
Das Hinspiel: Wurde auch erst in einer packenden Crunchtime entschieden. Devin Booker sorgte 1,4 Sekunden vor dem Spielende für den Gamewinner und sicherte den Bayern Ende September vergangenen Jahres einen 81:80-Erfolg. Wie eng das Spiel war? Elfmal wechselte die Führung, zwölfmal war die Partie ausgeglichen, kein Team setzte sich auf mehr als acht Zähler Differenz ab.
Die ewige Bilanz: Die zuvor erwähnte 80:81-Niederlage im vergangenen Jahr war die erste Hamburger Heimpleite gegen die Bayern überhaupt, die drei vorherigen Heimspiele gegen die Münchener hatten sie gewonnen – alle in der Crunchtime (81:78 im Oktober 2022, 87:83 im April 2022, 91:86 im März 2021). Insgesamt führen aber die Süddeutschen mit 6:4.
Meilensteine: Hamburgs Kenneth Ogbe und Wimberg fehlen noch zwei beziehungsweise vier Dreier bis zum jeweils 150. Andreas Obst kann sein 300. Spiel absolvieren, mit drei Rebounds seinen 500. abgreifen, zudem ist er 15 Dreier davon entfernt, mit Maurice Stuckey (613) auf dem sechsten Platz der digitalen Bestenliste gleichzuziehen. Voigtmann braucht noch sieben Rebounds, um bei 750 anzukommen. Niels Giffey ist sieben Steals vom 250. Ballgewinn entfernt, dazu 13 Feldkörbe vom 1000. Treffer. Und Justus Hollatz wird in sein 100. Spiel gehen.

Alte Bekannte: Was zugleich das mindestens zweitwichtigste Thema dieses Nord-Süd-Duells ist. Hollatz kehrt erstmals nach seinem Fortgang 2022 nach Hamburg zurück. Nie zuvor hat er gegen seinen Heimatclub gespielt, den er 2019 als Teenager zur Zweitliga-Meisterschaft und zum Aufstieg in die Bundesliga geworfen hatte. Für den Weltmeister wird es eine ganz besondere Begegnung werden, worüber er im Hamburger Abendblatt gesprochen hat. Weitere Bekanntschaft besteht wie erwähnt bei Wimberg; Ogbe und Giffey waren von 2018 bis 2020 Teamkollegen bei ALBA BERLIN.
Am Rande der Bande: Zsombor Maronka ist nach seiner Fuß-OP zwar wieder ins Individualtraining bei den Towers eingestiegen, für ihn kommt das Spiel am Ostersonntag aber zu früh. Beim FC Bayern wird mindestens Edwards fehlen, bleibt abzuwarten, wer noch geschont wird.
Weise Worte: Fallen immer, wenn Stefan Koch sie ausspricht. In seiner neuen Kolumne widmet sich der Coach Saison-Awards der besonderen Art - von denen es auch Ausgezeichnete einer dieser beiden Mannschaften gibt.
Sonstiges: Hamburgs Headcoach Benka Barloschky ist mit 37 Jahren der jüngste, Gordie Herbert mit 66 der älteste Headcoach der Beletage.
German Basketball is mad sexy: Hamburgs Geschäftsführer Marvin Willoughby wurde unter der Woche zum 41. Ehren-Schleusenwärter Hamburgs geehrt. Wer sich fragt, was die Auszeichnung bedeutet, dem sei gesagt: Wer nun in einer Reihe mit Uwe Seeler und James Last steht, der hat Basketball ganz sicher mad sexy gemacht.
Livestream: Die Partie wird am Ostersonntag von 14.45 Uhr an live bei Dyn übertragen. Kommentator vor Ort ist Arne Malsch. Dyn ist das Zuhause der Basketballfans. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League,des FIBA Europe Cups und der amerikanischen Collegeliga NCAA aus. Das umfangreiche Basketball-Live-Programm wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn-Plattform und im Anschluss über die Social-Media-Kanäle von Dyn frei empfangbar sein werden. Dyn ist über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender. Dein Sport.