2023 gewannen die Telekom Baskets Bonn die Basketball Champions League, in diesem Jahr triumphierten die NINERS Chemnitz im FIBA Europe Cup. Die aktuelle Bilanz der Klubs der easyCredit-BBL in Europa kann sich sehen lassen. Allerdings warten die deutschen Vertreter in den Wettbewerben der ULEB noch auf ganz große Erfolge. 2019 erreichte ALBA BERLIN das Finale im EuroCup, unterlag aber Valencia in drei Spielen. In der Euroleague, der unbestrittenen kontinentalen Königsklasse, gab es noch kein Final Four mit deutscher Beteiligung.
Insgesamt treten diese Saison elf Bundesligateams auf europäischer Ebene an, wobei ich in diesem Nachschlag nicht auf die Bamberg Baskets eingehe, die sich für die Teilnahme an der neuformierten European North Basketball League (ENBL) entschieden haben. Wie sich dieses Format entwickeln wird, ist derzeit überhaupt nicht einschätzbar. Nachdem in der vergangenen Woche der Eurocup bereits startete, ziehen in dieser die Euroleague und die Basketball Champions League nach, und in der nächsten fällt dann auch der Startschuss für den FIBA Europe Cup.
München und Berlin in der Euroleague
ALBA BERLIN und der FC Bayern München bekommen es zum Start am Donnerstag gleich mit den absoluten Schwergewichten zu tun. Mit Panathinaikos Athen (in Berlin) und Real Madrid (in München) gastieren die Finalisten der vergangenen Saison, die auch in dieser Spielzeit zum engsten Titelanwärterkreis zählen, bei den deutschen Vertretern.
Nach dem letzten Platz 2023/24 kann es für die Berliner nur darum gehen, sich zu verbessern. Das heißt, in der Tabelle zumindest um einen Platz zu klettern und mehr als fünf Spiele zu gewinnen. Da die Berliner auf dem Papier aber eher schwächer aussehen, könnte dies eine Mammutaufgabe mit großem Frustrationspotenzial werden. Bekanntlich aber werden die Albatrosse durch solche Aussagen angestachelt. Somit habe ich hiermit eine ordentliche Portion Motivation in die Hauptstadt verschickt.
Bei den Bayern war ich schon vor der letzten Saison bezüglich der optimistischen Prognosen vorsichtig und bin es jetzt auch wieder. Mit Einschätzungen wie „Die Bayern sind der Geheimfavorit auf den Titel“ von Heiko Schaffartzik kann ich wenig anfangen. Die europäische Spitze ist immer noch deutlich besser aufgestellt als die Münchner. Die Postseason ist machbar, aber kein Selbstläufer. Das Final Four ist aus meiner Sicht nicht realistisch.
Ulm und Hamburg im EuroCup
ratiopharm ulm sollte in seiner Gruppe A einen Platz unter den ersten Sechs anpeilen, was zur Playoff-Teilnahme berechtigen würde. Das ist mit dieser jungen und interessanten Mannschaft realistisch und zugleich ambitioniert. Die Veolia Towers Hamburg dürften nach ihrem Debüt 2021 mit ihrer mittlerweile gesammelten Erfahrung besser zurechtkommen als in der Vorsaison. Die starken Spiele zum Saisonauftakt in der Bundesliga mit dem Sieg gegen Berlin und der knappen und unglücklichen Niederlage in München geben zusätzlich Anlass zur Hoffnung.
Basketball Champions League
Weil sich die Telekom Baskets Bonn in der aus meiner Sicht schwierigsten Qualifikationsgruppe durchsetzen konnten, stehen vier deutsche Teams im Wettbewerb. Ich denke, dass es für die Bonner genauso wie für die NINERS Chemnitz, FIT/One Würzburg und RASTA Vechta der Vorsatz sein sollte, die Play-Ins zu erreichen. Wenn ich mir die Gruppenkonstellationen vor Augen führe, dürfte das für Vechta am schwierigsten werden, während Würzburg über die besten Aussichten verfügt, vielleicht sogar direkt als Gruppenerster in die Runde der letzten 16 einzuziehen.
FIBA Europe Cup
Der „kleine Bruder“ der Basketball Champions League ist in den letzten Jahren sportlich immer besser geworden. Es wäre vermessen, erneut einen deutschen Sieg vorherzusagen. Aber ich bin überzeugt davon, dass die MHP RIESEN Ludwigsburg und die Basketball Löwen Braunschweig eine sehr gute Rolle spielen werden (hier die Gruppen). Die Braunschweiger verfügen zwar nicht über die internationale Erfahrung der Ludwigsburger, haben aber in den ersten beiden Saisonspielen ihr Potenzial eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Kochs Nachschlag
Nach zwei Titeln in den letzten beiden Spielzeiten sollten wir die Erwartungen nicht zu hoch hängen. Aber sind wir ehrlich. Wer hat denn vor der Saison 22/23 auf Bonn als Titelträger in der BCL getippt und wer vor einem Jahr auf Chemnitz im FIBA Europe Cup? Die deutschen Mannschaften waren für Überraschungen gut, und das sind sie wieder. Mit dieser Gewissheit und der damit verbundenen Hoffnung sehen wir voller Vorfreude auf die europäischen Wettbewerbe!
Hier gibt es mehr Infos zu den größten Erfolgen der deutschen Klubs im Europapokal.
Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.
Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital, DAZN und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag".
