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Home/Newscenter/25.000 Kilometer zwischen Bundesliga, Eurocup und NBA: Wie die Reise nach Portland den Ulmer Status als Talentschmiede zementiert hat

Kochs Nachschlag25.000 Kilometer zwischen Bundesliga, Eurocup und NBA: Wie die Reise nach Portland den Ulmer Status als Talentschmiede zementiert hat

23. Oktober 2024

Es war ein historisches Ereignis für den deutschen Basketball: Am vergangenen Mittwoch um 19 Uhr Ortszeit spielte ratiopharm ulm in Portland gegen die Trail Blazers. Damit war der BBL-Klub die erste deutsche Mannschaft, die im Mutterland des Basketballs gegen ein NBA-Team antrat. Aber für dieses historische Ereignis mussten die Ulmer einen unglaublichen Kraftakt bewältigen. Das Spiel an der amerikanischen Westküste war Teil eines Saisonabschnitts mit sechs Auswärtspartien in 15 Tagen, die mit 25.000 Reisekilometern verbunden waren. Vilnius, Bamberg, Istanbul, Portland, Oldenburg und Gran Canaria – so lauteten die Stationen der Schützlinge von Ty Harrelson. Es wurde letztendlich eine Knochenmühle, die in diesem Ausmaß zum Zeitpunkt der Zusage nicht absehbar gewesen war. Außer der Auftaktpartie dieses Mammuttrips – ein 94:76-Sieg in Vilnius – gingen alle Begegnungen verloren. Im Pokal schieden die Ulmer durch einen Bamberger Buzzerbeater mit 100:103 aus, und darüber hinaus gab es drei Klatschen mit 27, 33 und 47 Punkten Differenz. Dennoch betont Sportdirektor Thorsten Leibenath, dass es die richtige Entscheidung gewesen sei, die Strapazen auf sich zu nehmen.

Eine echte Knochenmühle

Als die Anfrage der Blazers per Textnachricht(!) an ihn herangetragen wurde, stand der Ulmer Spielplan noch nicht fest. Für ihn und die anderen Club-Verantwortlichen, sei es aber trotzdem nie eine Option gewesen, diese Chance aufgrund des damit verbundenen Stresses auszuschlagen. Das unglückliche Pokalaus in Bamberg (12. Oktober) gegen Ex-Trainer Anton Gavel kann man sicherlich nicht in direkten Bezug zur USA-Reise setzen, die 74:107-Niederlage zwei Tage später bei Besiktas Istanbul vielleicht schon eher. Weil die Euroleague nicht bereit war, diese Begegnung in eine andere Woche zu verlegen, musste der Deutsche Meister von 2023 schon am Montag antreten und hatte kaum Zeit, um zu regenerieren und sich vorzubereiten. „So deutlich wie dieses Spiel war, hätten uns auch 24 Stunden mehr nicht wirklich geholfen“, sagt Leibenath. Am Dienstag (15.10.) hieß es dann um fünf Uhr früh aufstehen, um mit einem Direktflug vom Bosporus nach Seattle zu reisen. Dann ging es mit dem Bus weiter nach Portland. Um vier Uhr deutscher Zeit am Donnerstag stand dann das nach NBA-Regeln ausgetragene Spiel gegen die Portland Trail Blazers auf dem Programm, bei dem sich die Gäste aus Deutschland stark präsentierten und nur mit 100:111 unterlagen

Zurück in Deutschland gab es am Samstag die deutliche Niederlage in Oldenburg (66:93). Am Dienstag auf Gran Canaria wurde es dann aber ohne Ben Saraf, Thomas Klepeisz, Karim Jallow und Isaiah Roby richtig heftig. Am Ende hieß es 125:78 für die Gastgeber.

Die positiven Aspekte überwiegen klar

Dennoch sehen die Ulmer primär die positiven Aspekte. „Für uns war es eine große Ehre und ein Privileg, als erstes deutsches Team auf nordamerikanischen Boden NBA-Luft zu schnuppern. Wir sind stolz“, stellt Thorsten Leibenath klar. Es stört ihn, dass der Wert der Reise von externen Beobachtern mit den Ergebnissen davor und danach verrechnet wird. „In der vergangenen Saison haben wir auf Gran Canaria auch ohne dieses Riesenpensum deutlich verloren“, sagt er. Zudem weist er darauf hin, dass die Ulmer nach fünf Spieltagen im Eurocup eine positive Bilanz aufweisen, obwohl sie bereits vier Mal auswärts antreten mussten. In der heimischen Liga ist die Mannschaft punktgleich mit Tabellenführer Bonn

Leibenath ordnet die Reise nach Portland als „Meilenstein der Klubgeschichte“ ein. Es sei ein „einzigartiges Erlebnis“ gewesen. Der mittelfristige Nutzen ist im Moment für den Sportdirektor noch nicht absehbar: „Wir müssen abwarten, ob sich eine Regelmäßigkeit entwickelt oder sich dadurch weitere Türen öffnen.“ Aber er ist sich sicher, dass die Mannschaft trotz der negativen Ergebnisse profitieren wird. „Es war eine prägende Erfahrung, die unsere Spieler hat enger zusammenrücken lassen.“

Kochs Nachschlag

Am 8. Oktober 2014 besiegte ALBA BERLIN vor heimischer Kulisse den damaligen NBA-Champion San Antonio Spurs. Ich habe noch vor Augen, wie Jamel McLean nach seinem Gamewinner steil ging. Aus Ergebnissicht bleibt dieser 94:93-Sieg gegen den amtierenden NBA-Champion das Highlight in den Duellen von BBL-Teams mit der nordamerikanischen Profiliga. 

Aber die Reise von ratiopharm ulm hat letztendlich einen höheren Stellenwert. Die Einladung aus Portland hat alte Hierarchien endgültig aufgebrochen. Ja, Europa ist immer noch eine Art Juniorpartner in den Köpfen vieler NBA-Verantwortlicher, aber einer, dessen Bedeutung immer mehr zunimmt und anerkannt wird. Die Mühen, die Team USA trotz Traumbesetzung hatte, das Olympiagold zu sichern, belegen das qualitative Wachstum des europäischen Basketballs. Dazu kommt, dass sich der alte Kontinent immer mehr zur Talentschmiede für die NBA entwickelt. In diesem Jahr wurden zwei Europäer in der Draft an erster und zweiter Stelle aufgerufen. Und ratiopharm ulm stellte als einziges europäisches Team mit Pacome Dadiet und Juan Nunez zwei Spieler, die ausgewählt wurden. Das könnte sich 2025 mit Ben Saraf und Noa Essengue wiederholen. Die Ulmer sind bezüglich der Nachwuchsförderung schon seit einigen Jahren ein Big Player auf höchstem Niveau. Und die Einladung der Portland Trail Blazers hat diesen Status zementiert.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital, DAZN und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag".