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Home/Newscenter/Viele Verletzte und fehlende Qualität in der Spitze: Welche Optionen hat ALBA BERLIN in der Krise?

Kochs NachschlagViele Verletzte und fehlende Qualität in der Spitze: Welche Optionen hat ALBA BERLIN in der Krise?

05. November 2024
Davon darf man zumindest für den nationalen Wettbewerb auch ausgehen. Aber in der Euroleague steht ALBA auf der Kippe. Nach dem letzten Platz in der vergangenen Spielzeit und dem damit verbundenen Zittern im Sommer, wäre ein erneuter Abschluss am Tabellenende eine echte Hypothek für die Zukunft in der europäischen Eliteklasse. Der Verlust dieses Teilnahmerechts wäre ein herber Rückschlag für das gesamte Programm!

Wer auf die Tabellen blickt, findet ALBA BERLIN im Keller. Mag dies in der Euroleague nicht unerwartet sein, nachdem die Berliner die vergangene Spielzeit als Schlusslicht abschlossen, so ist es in der easyCredit BBL eine faustdicke Überraschung. Nach der 82:87-Niederlage beim alten Rivalen in Bamberg am Sonntag sind die Schützlinge von Israel Gonzalez nur noch Vorletzter. Am kommenden Samstag müssen die Spree-Athener dann ausgerechnet beim Spitzenreiter in Ulm ran, nur zwei Tage nach einem schwierigen Auswärtsspiel in der europäischen Königsklasse bei Roter Stern Belgrad. 

Seit 1991 spielt der Berliner Bundesligist unter seinem heutigen Namen und verpasste in dieser Zeit nicht ein einziges Mal die Playoffs. Elf Meisterschaften und acht weitere Finalteilnahmen zieren unter anderem die Erfolgsliste. Derzeit gewinnt man aber den Eindruck, dass die Doppelbelastung der zwei Wettbewerbe schon früh an den Kräften zehrt, weil die Albatrosse von einem riesigen Verletzungspech heimgesucht werden. Wo liegen darüber hinaus Probleme, und verspricht einer der klassischen Lösungsansätze Besserung?

Die Verletztenmisere

Malte Delow (Gehirnerschütterung) und Matt Thomas (Knieprobleme), dessen Qualitäten im Wurf schmerzlich vermisst werden, haben in dieser Saison noch keine einzige Sekunde gespielt. Die beiden Italiener Matteo Spagnolo und Gabriele Procida sind nach langwierigen Verletzungen in der vergangenen Spielzeit als Rekonvaleszenten einzustufen. Das gilt noch ausgeprägter für Ziga Samar, der aktuell seine ersten Pflichtspielversuche nach seinem Achillessehnenriss unternimmt. Dazu stand Tim Schneider zwischenzeitlich nach einer Augenoperation nicht zur Verfügung, und jetzt ist Yanni Wetzell für längere Zeit mit einer Daumenverletzung raus. Das war jetzt nur eine Aufzählung der gravierendsten Verletzungen und Ausfälle. Ach ja, bei Khalifa Koumadje stehen Vorwürfe wegen häuslicher Gewalt im Raum, weshalb die Klubführung den 28-Jährigen auf unbestimmte Zeit suspendiert hat. Keine Verletzung, aber trotzdem ein Ausfall. Jetzt hat sich zu allem Überfluss auch noch der zuletzt starke Justin Bean in Bamberg das Handgelenk gebrochen und wird voraussichtlich drei Monate ausfallen. Erst hatten sie kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu….

Die grundsätzliche Qualität des Kaders

Die Verletztenmisere ist zweifellos ein ganz großer Faktor für die aktuelle Situation. Aber man darf auch nicht die Augen davor verschließen, dass diese Mannschaft zum zweiten Mal in Folge schwächer besetzt ist, als im Jahr davor. Nach dem Doublegewinn 2022 verließen mit Maodo Lo, Jaleen Smith und Luke Sikma drei Schlüsselfiguren die Hauptstadt. Sie konnten genauso wenig adäquat ersetzt werden wie in diesem Sommer Topscorer Sterling Brown und Weltmeister Johannes Thiemann

Der große Rivale aus München holte vor dieser Saison mit Johannes Voigtmann und Oscar da Silva zwei deutsche Topstars aus dem Ausland zurück – Transfers, die für ALBA BERLIN undenkbar sind. So waren die Verantwortlichen wohl an Tibor Pleiß interessiert, der sich aber für einen Wechsel nach Italien entschied. Mit dem kleinsten Nettoetat aller Euroleague-Teams für das spielende Personal fällt es nicht nur immer schwerer, international wettbewerbsfähig zu bleiben, sondern auch als echter Herausforderer für die Bayern in Deutschland aufzutreten. 

Grundsätzlich fehlt es an Spielern von europäischem Topniveau, auch weil erhoffte Entwicklungssprünge ausgeblieben sind, insbesondere bei Procida. Gäbe es nicht Spielmacher Martin Hermannsson, der seine Arbeit als Ruhepol, kreativer Kopf und Scorer auf hohem Niveau verrichtet, wäre die Lage noch prekärer. Aber es lastet zu viel Verantwortung auf den Schultern des Isländers. Beleg? Seine Karrierebestleistung von 28 Punkten reichte am Wochenende nicht aus, um in Bamberg zu gewinnen.

Die vier klassischen Lösungsansätze

Ein Trainerwechsel als meistgenutzter Klubreflex des Profisports ergibt hier keinen Sinn. Denn dadurch wird der Kader auch nicht besser oder gesünder. Außerdem ist das in Berlin kein übliches Mittel. Nur zwei Mal trennte sich der Verein während der Saison von einem Coach (2011 kam Muli Katzurin für Luka Pavicevic und 2017, als Co-Trainer Thomas Päch für Ahmet Caki übernahm). Sollten die Berliner stattdessen als zweite Möglichkeit ihr System oder ihre Spielweise umstellen? Auch diese Maßnahme würde an den grundsätzlichen Problemen der Kaderqualität und Gesundheit nichts ändern. Als dritte Option bestünde darüber hinaus auch die Möglichkeit, weitere Spieler als Verstärkung zu verpflichten. Dies wäre aber ein schwieriges Unterfangen, weil der Markt nicht viel hergibt und es mit zusätzlichen Kosten verbunden wäre. Sollte es aber im Fall Koumadje zur endgültigen Trennung kommen, müssten die Verantwortlichen aktiv werden. Deshalb bleibt den Berlinern als vernünftigste Option vor allem das, was sie aktuell tun: Warten auf die Rückkehr der Verletzten in der Hoffnung, dass dann alles besser wird. 

Kochs Nachschlag

Davon darf man zumindest für den nationalen Wettbewerb auch ausgehen. Aber in der Euroleague steht ALBA auf der Kippe. Nach dem letzten Platz in der vergangenen Spielzeit und dem damit verbundenen Zittern im Sommer, wäre ein erneuter Abschluss am Tabellenende eine echte Hypothek für die Zukunft in der europäischen Eliteklasse. Der Verlust dieses Teilnahmerechts wäre ein herber Rückschlag für das gesamte Programm!

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital, DAZN und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag".