Es gibt kaum eine größere Bühne als das fünfte Spiel einer Serie. Begegneten sich ALBA BERLIN und die NINERS Chemnitz bisher absolut auf Augenhöhe, ist dies auch diesmal der Fall. Vor den Augen der Weltmeister Moritz und Franz Wagner ist es in einer offensivgeprägten Partie, bei der Matt Thomas mit 24 Zählern eine persönliche Bestleistung auflegt, schließlich die von Berlin eingeworfene Zonenverteidigung, die den Chemnitzer Fluss bricht und den Grundstein dafür legt, dass die Hausherren mit 97:84 die Oberhand behalten - und es im Finale nun mit dem FC Bayern München zu tun bekommen.
Stand: ALBA BERLIN (2.) - NINERS Chemnitz (3) 3 - 2
Spielverlauf und Wendepunkt: Ein fünftes Halbfinale, fünf Euro ins Phrasenschwein … denn: Basketball ist ein Spiel der Läufe. Die komplette erste Hälfte zwischen ALBA BERLIN und den NINERS Chemnitz bewies genau das. Zunächst war es an den Hausherren, mit einem 16:2-Run für ordentlich Stimmung und eine schmale Führung zu regen, ehe die Gäste in den zehn Minuten vor der Pause ihrerseits mit einem 15:0-Run konterten. Dabei wussten vor allem die von der Bank kommenden Johannes Thiemann (8) und Jonas Mattisseck (7) überzeugen, während auf der anderen Seite mit Kevin Yebo (11) und Kaza Kajami-Keane (10) gleich zwei Chemnitzer mit zweistelliger Ausbeute in die Kabine gingen (48:53, 20. Minute).
Nach dem Seitenwechsel war es an den Spreestädtern, das Tempo der Begegnung zu bestimmen, was Headcoach Israel Gonzalez durch eine installierte Zonenverteidigung gelang, welche die NINERS ihres Rhythmus beraubte. Im Gang nach vorn fanden die Albatrosse in Matt Thomas einen heißlaufenden Schützen, der in Windeseile drei Dreier versenkte (74:73, 30. Minute). Auf der Zielgeraden stemmten sich Jeff Garrett und Yebo am vehementesten gegen das Playoff-Aus, doch die aufgrund der vielen verletzten Guards mehr Verantwortung tragenden Malte Delow und Sterling Brown brachten den Vorsprung letztlich souverän über die Ziellinie.
Duell im Fokus: Sterling Brown vs. Deandre Lansdowne … oder: Feiert die Feste, wie sie fallen. Das galt einerseits für den Berliner Guard, der mit 16 Punkten, fünf Rebounds und sechs Assists eine seiner besten Allround-Vorstellungen der Saison bot. Dabei lieferte er sich abermals ein amtliches Kräftemessen mit Lansdowne, der an seinem 35. Geburtstag auf 13 Zähler und je drei Assists sowie Steals kam. Der Routinier schaffte es dabei immer wieder, ins Herz der Berliner Verteidigung vorzudringen, um selbst abzuschließen oder den Pass nach außen auf die freien Schützen anzubringen.
Zahlen, bitte: 15 … Punkte erzielte Berlin allein an der Freiwurflinie - und damit mehr als dreifach so viele wie Chemnitz (4/7, 57,1 Prozent).
41 … Assists verteilten Berlin (21) und Chemnitz (20) zusammen.
In der Geschichte der Basketball Bundesliga gab es, diese Partie inklusive, bislang 54 fünfte und entscheidende Spiele, von denen nunmehr 37 die Heimmannschaft und 17 das Gäste-Team für sich entscheiden konnten.
Spieler der Partie: Pünktlich zum (bislang) wichtigsten Spiel der Saison trumpfte Matt Thomas groß auf. Mit 24 Zählern legte der ALBA-Flügel eine neue persönliche Bestleistung auf, wobei er satte 18 Punkte in der zweiten Hälfte markierte. Seine insgesamt sechs verwandelten Dreier stellten ebenfalls eine neuen Saisonbestwert für den Amerikaner dar.
Die Deutschen: Mit 17 Punkten stellte Malte Delow seinen bisherigen Saisonbestwert ein und schrammte nur knapp an seinem bisherigen Karrierebestwert (18) vorbei.
Weltmeister Johannes Thiemann kam angeschlagen auf grundsolide 14 Zähler.
Kevin Yebo wusste einmal mehr mit 16 Punkten zu gefallen.
Weise Worte: „Wir haben gegen einen starken Gegner gespielt, der uns alle abverlangt hat. Allerdings sind wir es gewohnt, dass bei uns Spieler ausfallen und entsprechend andere in die Bresche springen müssen“, beschrieb Matt Thomas nach dem Schlusspfiff. „Jetzt heißt es, so schnell wie möglich zu regenerieren - und dann werden wir bereit fürs Finale sein.“
Was wir bisher gelernt haben: Diese Chemnitzer Mannschaft wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Einerseits, weil sie in beeindruckender Manier den FIBA Europe Cup gewonnen und uns anschließend in den Playoffs begeistert hat. Der Stil, den Cheftrainer Rodrigo Pastore etabliert hat, findet bereits erste taktische Nachahmer im europäischen Basketball.
Liga-Historie: Der Halbfinaleinzug der NINERS Chemnitz ist in der Historie der easyCredit BBL der größte Erfolg eines Basketballvereins aus den neuen Bundesländern. Der SYNTAINICS MBC war in der Saison 1999/2000 das erste Team aus den fünf 1990 hinzugekommenen Bundesländern, das in der ersten Liga auflief. Als SSV Hagebau Weißenfels erreichte der Klub 2000 als Sechster die Pre-Playoffs (0:2 gegen BCJ Hamburg) und 2001 als Siebter das Viertelfinale (0:3 gegen Bayer Leverkusen). Science City Jena stieg 2007/08 nach einer BBL-Saison mit nur fünf Siegen direkt wieder ab und spielte von 2016 an weitere drei Jahre in der Beletage, ohne jedoch die Playoffs zu erreichen. 2017/18 spielten mit Weißenfels, Jena und den Oettinger Rockets aus Gotha erstmals drei Ost-Vereine in der ersten Liga, ebenso wie die vergangenen zwei Jahre mit Chemnitz, dem MBC und den ROSTOCK SEAWOLVES. Die größten Erfolge der Klubs aus den neuen Bundesländern sind der Gewinn der FIBA EuroCup Challenge 2004 durch Weißenfels und der Gewinn des FIBA Europe Cups in dieser Saison durch Chemnitz.
Am Rande der Bande: …saßen 9.781 Zuschauer, darunter unter anderem die beiden Weltmeister Moritz und Franz Wagner. Zudem mussten bei Berlin die angeschlagenen Martin Hermannsson, Ziga Samar, Gabriele Procida und Matteo Spagnolo in Zivilkleidung zuschauen.
Wie geht’s weiter: Der FC Bayern München hat nach einem zügigen 3-0 gegen die Würzburg Baskets lange auf den Gegner für die Finalserie um die Deutsche Meisterschaft warten müssen.
08.06.2024, 20:30 Uhr: @ München
10.06.2024, 20:30 Uhr: @ München
12.06.2024, 20:30 Uhr: @ Berlin
14.06.2024, 18:00 Uhr: @ Berlin*
16.06.2024, 17:00 Uhr: @ München*
(*falls notwendig)
Video: Highlights zu dieser Partie gibt es in Kürze hier bei Dyn oder auch auf dem Youtube-Kanal von Dyn und der Liga.