Noch ein Weltmeister für den FC Bayern Basketball: Gordon Herbert übernimmt zur kommenden Saison als Chefcoach den Deutschen Meister, der zurzeit mit der Nationalmannschaft bei Olympia engagierte Bundestrainer hat bei den Münchner einen Zwei-Jahres-Vertrag bis 2026 unterschrieben.
Text: FC Bayern München
Der 65-jährige Kanadier und der Double-Sieger freuen sich auf die künftige Zusammenarbeit, werden aber mit Rücksicht auf die großartige Olympia-Mission des deutschen Teams bis zum Ende des Turniers in Paris (11.8.) auf eine über diese Mitteilung hinausgehende Kommunikation zur neuen Saison (ab Ende September) verzichten.
„Alles wird gut vorbereitet sein“
Gordon Herbert: „Ich bin sehr geehrt, dass ich Trainer eines Vereins wie Bayern München werde, einer der größten und bestorganisierten Sportmarken der Welt. Wir werden ein sehr wettbewerbsfähiges Team haben, auf das sich die Fans verlassen und stolz sein können. Der Klub mit Marko Pesic und den anderen Personen arbeitet herausragend professionell, alles wird also gut vorbereitet sein. Ich komme mit vollem Herzen und ganzer Seele, um den FC Bayern zu coachen. Das ist ein besonderer Moment, für den ich mich aufopfern werde, und ich freue mich sehr darauf, mit allen Beteiligten zusammenzuarbeiten. Doch so stolz ich darüber bin, zu den Bayern zu kommen, so 100-prozentig liegt gerade meine Konzentration ausschließlich auf dem Nationalteam. Das sind großartige Spieler, die sich mit mir vor drei Jahren komplett für diese Sache committet haben. Bevor ein neues Kapitel beginnt, liegt mein Fokus nur auf den Olympischen Spielen mit diesem Team.“
Vereinspräsident Herbert Hainer sagte: „Gordon Herbert war unsere absolute Wunschlösung als neuer Trainer für den FC Bayern Basketball und wir sind sehr froh, dass wir ihn für uns gewinnen konnten. Wir sind überzeugt, dass wir mit ihm unsere ambitionierten Ziele erreichen werden. Bis dahin wünschen wir Gordon Herbert und dem Nationalteam einen grandiosen Auftritt in Paris. Es ist großartig, was das DBB-Team in den vergangenen Jahren für den deutschen Basketball geleistet hat, und wir drücken die Daumen, dass die Mannschaft dies bei den Olympischen Spielen fortsetzen wird.“
Erfolge und Erfahrungen auch im europäischen Klubwettbewerb
Mit dem sensationellen WM-Titel im vergangenen Jahr als Krönung nach EM-Bronze 2022 hatte Gordon Herbert die DBB-Auswahl zum bislang größten Erfolg des deutschen Basketballs geführt. Für seine Verdienste wurde ihm vergangene Woche in Berlin das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Das olympische Turnier beginnt für die Deutschen und die FCBB-Nationalspieler Niels Giffey, Andreas Obst, Oscar da Silva und Nick Weiler-Babb an diesem Samstag (13.30 Uhr) gegen Japan.
FCBB-Geschäftsführer Marko Pesic erklärte: „Nach der kurzfristigen Entscheidung von Pablo Laso, den Verein zu verlassen, und es somit Handlungsbedarf auf der Position gab, war das die Herausforderung, einen Trainer zu finden, der unsere Mannschaft aus dem bestehenden Kader und den Spielern, die wir schon länger als Verpflichtungen eingeplant hatten, coachen und mit ihnen umgehen kann. Es war naheliegend, dass es auf Gordie hinauslaufen könnte, sofern es eine Möglichkeit geben würde, weil er schon einen Teil der Spieler und die Liga kennt, Wir sind sehr froh, dass es nun geklappt hat. Jetzt wünschen ihm und dem Nationalteam alles Gute bei den Olympischen Spelen und dass sie vielleicht auch den Traum von der ersten deutschen Basketball-Medaille bei Olympia realisieren können. Wir sind alle zusammen die größten Fans dieser Gruppe, die unserem Sport zuletzt so viel gegeben hat. Alles Weitere folgt anschließend, wenn in München die neue Saison beginnt.“
Gordon Herbert, einst selbst kanadischer Nationalspieler und mit (familiären) Wurzeln in Finnland, hat schon vor seiner 2021 begonnenen Ära als Bundestrainer markante Spuren hinterlassen, so auch hierzulande: Nach einem ersten BBL-Engagement (mit Playoff-Teilnahme) in Würzburg 2000/2001 feierte er drei Jahre später die Meisterschaft mit den Skyliners Frankfurt. Die Hessen coachte er, mit Unterbrechungen, insgesamt ein Jahrzehnt, inklusive eines weiteren Titels, dem damals neu ausgetragenen Europe Cup 2016 (u.a. mit Danilo Barthel und Johannes Voigtmann). In den frühen Jahren der EuroLeague, in der einstigen EuroChallenge sowie im EuroCup (2010/2011 in Berlin) coachte Herbert ebenfalls bereits im europäischen Wettbewerb.
Olympia-Teilnehmer mit Kanada, Coaching-Start in Finnland
Seine Trainerkarriere hatte Herbert 1994 in der westfinnischen Kleinstadt Uusikaupunki gestartet, wo er zuvor seine aktive Zeit als Spieler beendet hatte (und ein Haus besitzt). Für Kanada nahm der einstige Flügelspieler an den Olympischen Spielen 1984 (Platz 4) und der WM 1986 teil.
Internationale Engagements führten den ausgebildeten Sportpsychologen und späteren BBL-Coach des Jahres 2016 anfangs durch seine langjährige Wahlheimat Finnland, nach Österreich, Frankreich (Pokalsieg 2007 mit Pau-Orthez), Griechenland und Russland. Als Assistenztrainer arbeitete Herbert eine Saison auch in der NBA (Toronto 2008/2009), als Nationalcoach in Georgien sowie 2018/2019 für sein Heimatland Kanada.
Nach Olympia 2021 übernahm er von Henrik Rödl die deutsche Nationalmannschaft. Vergangenen Mai verkündete er, seine Amtszeit nach Paris 2024 zu beenden.
Gordon Herbert, der auch die finnische Staatsbürgerschaft besitzt, ist Vater einer Tochter und von zwei Söhnen; Daniel Herbert, 29, zählt aktuell als Co-Trainer zum DBB-Stab.
Steckbrief: Gordon Walter Herbert
(*10. Februar 1959, Penticton, British Columbia/CAN)
Stationen als Trainer
1994 – 1996: Uudenkaupungin Urheilijat Korihait (FIN)
1995 – 1997: Junioren-Nationalteam Finnland
1996 – 1999: Espoon Honka (FIN)
1999 – 2000: Oberwart Gunners (AUT)
2000 – 2001: DJK Würzburg
2001 – 2004: Skyliners Frankfurt
2002 (WM): Team Kanada (Assistent)
2004 – 2006: Paris Basket Racing (FRA)
2005 – 2006: Team Georgien
2006 – 2007: Élan Béarnais Pau-Orthez (FRA)
2007 – 2008: Aris Thessaloniki (GRE)
2008 – 2009: Toronto Raptors (NBA, Assistent)
2009 – 2010: Espoon Honka (FIN)
2010 – 2011: FRAPORT SKYLINERS
2011 – 2012: ALBA BERLIN
2013 – 2019: FRAPORT SKYLINERS
2018 – 2019: Team Kanada
2020 – 2021: Awtodor Saratow (RUS)
2021 – 2024: Team Deutschland
Stationen als Spieler
1979 – 1982: University of Idaho (NCAA)
1982 – 1983: Hyvinkään Tahko (FIN)
1983 – 1984: BBC Aarschot (BEL)
1984 – 1985: Hyvinkään Tahko (FIN)
1985 – 1988: Turun NMKY (FIN)
1988 – 1990: Forssan Koripojat (FIN)
1990 – 1991: Helsinki NMKY (FIN)
1991 – 1994: Uudenkaupungin Urheilijat Korihait (FIN)
Auszeichnungen/Erfolge:
Weltmeister 2023
EM-Dritter 2022
FIBA Europe Cup 2016
Finnischer Pokalsieger 2009
Französischer Pokalsieger 2007
Deutscher Meister 2004
Deutsches Pokalfinale 2004
Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
DOSB-Trainer des Jahres 2023
Deutsche Mannschaft des Jahres 2023
Finnischer Coach des Jahres 2023
All Fiba Europe Cup Coach of the Year 2016
BBL-Coach des Jahres 2016
Frankreichs Trainer des Jahres 2005
Österreichs Coach des Jahres 2000