Die besondere Brisanz: Wie die Zeiten sich doch ändern … In der Saison 2020/21 waren die HAKRO Merlins Crailsheim das Überraschungsteam, zogen in die Playoffs ein und qualifizierten sich für internationales Terrain. RASTA Vechta stieg in jener Spielzeit hingegen ab – nachdem der Klub in den beiden Jahren zuvor positiv überrascht hatte und ebenfalls auf europäischem Parkett aktiv gewesen war. Nun scheint Crailsheim in die Fußstapfen Vechtas zu treten – sind die Merlins doch ein Abstiegskandidat. Wie weit es für die Merlins trotzdem noch nach oben gehen könnte, zeigt unser Tabellenrechner.
Weniger Brisanz steckt derweil in der Trainerfrage bei Vechta: Nachdem kürzlich offiziell bekannt geworden ist, dass der aktuelle Headcoach Ty Harrelson die Niedersachsen nach der Saison in Richtung Ulm verlassen wird, ist nun auch dessen Nachfolge geklärt: Martin Schiller wird erstmals in der Beletage einen Posten als Cheftrainer antreten, nachdem er in Quakenbrück und Ludwigsburg assistiert hatte und danach erfolgreich im Ausland (NBA G-League, Zalgiris Kaunas) gearbeitet hat. Unser Kolumnist Stefan Koch hat sich hier in seiner aktuellen Kolumne auch mit der Bewegung auf dem Trainermarkt beschäftigt.
Status Quo: Für die Merlins standen zuletzt drei Duelle gegen direkte Konkurrenten um den Klassenerhalt an, dreimal ging es in die Crunchtime, einmal gingen die Crailsheimer als Sieger vom Parkett (80:76 gegen Göttingen). Zuletzt mussten sich die Merlins in Heidelberg mit 86:90 geschlagen geben. Nun geht es mit Vechta also gegen ein Playoff-Kaliber – und gegen die vermeintlichen Favoriten sah der Tabellenletzte zuletzt gar nicht so schlecht aus: Gegen Chemnitz führten die Merlins Mitte des dritten Viertels, ehe es eine 82:97-Heimniederlage setzte, zuvor gegen Würzburg führten sie sogar bis in den Schlussabschnitt hinein, ehe sie sich mit 80:86 geschlagen geben mussten. Eine Crunchtime erlebte auch Vechta zuletzt öfter, doch nach einem 90:88-Sieg in München und einem 86:81-Erfolg gegen Ulm setzte es zuletzt eine Niederlage in einem engen Spiel, mit 77:80 musste sich der Aufsteiger in Bonn geschlagen geben.

Duell im Fokus: Nach etwas schwankenden Leistungen, wie seiner erst zweiten einstelligen Punkteausbeute der Saison gegen München, hat Tommy Kuhse zuletzt wieder gezeigt, wie wichtig er für Vechta ist: Sowohl gegen Braunschweig als auch gegen Bonn war der MVP-Anwärter Vechtas Topscorer, gegen Bonn erzielte er 22 seiner 27 Punkte nach der Pause. Klingt nach einer Aufgabe für Crailsheims Keandre Cook. Der Flügelspieler hat sich schon die ganze Saison über als guter Verteidiger hervorgetan, zuletzt hat er auch offensiv Verantwortung übernommen: Auf 24 Punkte gegen Göttingen folgten 27 Zähler gegen Heidelberg, ohne den verletzten Leo Westermann brachte Cook sogar ab und an den Ball.
Award-Anwärter: Ein Spieler eines Aufsteigers MVP? Gab es in der Ligahistorie übrigens lediglich ein Mal: Dirk Nowitzki absolvierte 1998/99 nur 16 BBL-Spiele für Aufsteiger Würzburg, wechselte Anfang Januar nach Ende des dortigen Lockouts in die NBA und wurde am Ende der Saison trotzdem MVP in der deutschen Beletage. Mehr zu Kuhse und drei weiteren MVP-Anwärtern gibt es in der aktuellen Ausgabe von „By the Numbers“.
Zahlen, bitte: Vechta weist ligaweit die zweitbeste Dreierquote auf (39,8 3P%), Crailsheim die zweitschwächste (33,1 3P%). Ob die Merlins überhaupt zu zweiten Wurfchancen kommen? Nur drei Teams greifen sich weniger Offensiv-Rebounds ab (10,4 ORPG), zudem stellt Vechta das beste Team beim Defensiv-Rebound (26,6 DRPG).
Das Hinspiel: Mitte November vergangenen Jahres düpierte Vechta mit 96:58 die Crailsheimer. Mit dem 38-Punkte-Erfolg stellte RASTA damals einen ligaweiten Saisonrekord auf und feierte seinen 29. Heimsieg in Serie. Tommy Kuhse zeigte mit einer effizienten Vorstellung von 21 Punkten (8/10 FG), fünf Rebounds und vier Assists bei nur einem Ballverlust, warum er ein MVP-Kandidat in dieser Saison ist.
Ewige Bilanz: Vier der bislang sieben Duelle in der Beletage gingen an Vechta, für Crailsheim wechseln sich zuhause gegen Vechta immer Sieg und Niederlage ab. Zuletzt setzte es im April 2021 eine Heimniederlage – setzt sich der Trend fort?
Meilensteine: Fabian Bleck macht beim nächsten erfolgreichen Dreier die 150 in seiner Bundesligakarriere voll, bei acht Defensiv-Rebounds erreicht er die Marke von 750.
Am Rande der Bande: Leo Westermann stand den Merlins auf Grund von Oberschenkelproblemen nicht zur Verfügung, sein Einsatz ist ebenso fraglich wie der von Rene Kindzeka (Muskelverletzung). Umso wichtiger, dass die Crailsheimer ihre vierte und letzte Nachverpflichtung getätigt haben: Mit Alexey Borges verstärkt ein brasilianischer Point Guard den Tabellenletzten. Zuletzt war Borges in der NBA G-League für die Mexico City Capitanes aktiv, zu Saisonbeginn gewann er – an der Seite von Ulms Georginho de Paula – mit Franca den FIBA Intercontinental Cup nach einem Sieg über die Telekom Baskets Bonn
Im Blick des Bundestrainers: Wenn Gordon Herbert an zukünftige Nationalspieler denkt, steht natürlich Vechtas Johann Grünloh hoch im Kurs. Statt das Spiel in Crailsheim oder Trainingseinheiten in Vechta zu besuchen, könnte der Bundestrainer auch in Mannheim aufschlagen, wo derzeit das Albert-Schweitzer-Turnier stattfindet (alle Spiele kostenfrei hier im Livestream), unter anderem auch mit einem Vechtaer Spieler. Guard Jack Kayil hat mit der U18-Auswahl bisher alle drei Partien gewonnen und dabei 10,7 Punkte, 3,0 Rebounds und 3,0 Assists erzielt.
Alte Bekannte: Vechtas Center Richmond Aririguzoh lief in der Saison 2021/22 für die Merlins auf, auch dessen Teamkollege Joschka Ferner hat eine Crailsheimer Vergangenheit 2018/2019. Vechta Joel Aminu und Crailsheims Elias Baggette begannen die Saison 2021/22 zusammen in Bamberg, verließen aber die Oberfranken noch im Saisonverlauf.
Bewegte Bilder: Auch Stefan Koch und Bastian Doreth haben im Dyn-Format „Captain & Coach“ auf die Trainersituation geblickt und meinen, Vechta hat mit Martin Schiller den perfekten Nachfolger gefunden. Übrigens: Koch arbeitete in Quakenbrück mit Martin Schiller, der ihm assistierte zusammen, und auch Basti Doreth war bei den Dragons unter Schiller als Assistant Coach aktiv.
Fernsehen / Livestream: Die Partie wird am Samstag ab 19.45 Uhr live bei Dyn übertragen, Tobias Schimon kommentiert. Dyn ist das neue Zuhause der Basketballfans. Der Sender strahlt alle Begegnungen der easyCredit BBL, des BBL Pokals sowie Spiele der Basketball Champions League aus. Das umfangreiche Live-Programm im Basketball wird von redaktionellen Formaten ergänzt, die auf der Dyn-Plattform und im Anschluss über die Social-Media-Kanäle von Dyn frei empfangbar sein werden. Dyn ist seit Anfang August über den Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und Smart-TVs verfügbar. Für Sportfans, von Sportfans. Dyn Basketball. Dein Sender. Dein Sport.