Wenn es darum geht, die Personen zu benennen, die in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Entwicklung der Basketball-Bundesliga angestoßen, forciert und entscheidend geprägt haben, darf sein Name nicht fehlen: Dr. Wolfgang Hilgert. Der Jurist aus Odenthal war einer der wichtigsten „Geburtshelfer“ der späteren Arbeitsgemeinschaft Basketball-Bundesliga (AG BBL), die 1996 die Selbstständigkeit unter dem Dach des Deutschen Basketball Bundes (DBB) erlangte und Anfang der 2000er-Jahre in eine eigene Organisation unter Beteilung des Dach-Verbandes überführt wurde.
Vergangene Woche ist Dr. Wolfgang Hilgert nach längerer, schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren verstorben. „Wir sind tief betroffen, dass ein wichtiger Wegbereiter der Basketball-Bundesliga in ihrer heutigen Form von uns gegangen ist“, sagte der Geschäftsführer der easyCredit BBL, Dr. Stefan Holz, auch im Namen des Präsidiums. „Unsere Gedanken sind in dieser schweren Zeit bei seiner Frau, den Angehörigen und Freunden“, so Holz weiter. „Für sein Engagement, das über vier Jahrzehnte andauerte, gebührt ihm unser aller Respekt.“
Erst Zuschauer, dann „Manager“ und später Geschäftsführer
Nachdem Hilgert Mitte der 70er-Jahre in Leverkusen erstmals mit der Sportart in Kontakt gekommen war und bis 1979 als „Manager“ beim TSV Bayer 04 Leverkusen amtierte (Quelle: DBB), wurde er 1985, auf Vorschlag von Otto Reintjes, dem damaligen Bayer-Manager, zum ehrenamtlichen Geschäftsführer der Interessen-Gemeinschaft Basketball-Bundesliga (IG BBL) ernannt. In diesem Gremium wirkte Hilgert, der die Konfrontation auf der Sach-Ebene nicht scheute und seine Meinung mit Verve und bemerkenswert offenen und klaren Worten vertrat, bis 1991.
In der AG BBL, die die IG BBL mittlerweile abgelöst hatte, war es Hilgert, der dem Verbund der Erstligisten gegenüber dem DBB, der seinerzeit für die Durchführung und Ausrichtung der Wettbewerbe verantwortlich zeichnete, eine starke Stimme und dadurch eine stärkere Position verlieh.
Neue Formate und Wechsel zum Dach-Verband
Hilgert und seine Mitstreiter, darunter unter anderem Otto Reintjes, der von 2000 bis 2005 der erste BBL-Commissioner werden sollte, und der seit 1985 als AG-BBL-Geschäftsführer fungierende Karl Pfeil, waren es schließlich, die der Arbeitsgemeinschaft den Weg in die Selbstständigkeit ebneten und neue Formate wie das „Allstar Game“ (1987) oder das Tip-Off-Meeting mit den Medienschaffenden und den Vereins-Vertretern auf den Weg brachten.
Dass Wolfgang Hilgert 1994 die Seiten wechselte und auf dem DBB-Bundestag in Herdecke zum DBB-Vizepräsidenten für den Bereich „Leistungssport“ gewählt wurde, sollte dem Professionalisierungs-Prozess der Liga keinen Abbruch tun. Im Gegenteil: Hilgert gehörte weiterhin dem „Beirat Spitzensport“ (von 1991 bis 2002) an, in dem die Vertreter von DBB, den Landesverbänden aus Bayern und Nordrhein-Westfalen sowie der BBL über strukturelle Änderungen im Leistungssport sowie im Nachwuchs-Sektor diskutierten.
„Klare Kante“ statt verklausulierter Floskeln
Darüber hinaus hatte er das Amt des Vorsitzenden der Anti-Doping-Kommission bis 2020 inne – was mitunter zu kontroversen, lautstarken und emotionalen Auseinandersetzungen auf verbaler Ebene führte. Weil Hilgert in diesen Momenten und Situationen die „klare Kante“ wichtiger war als verklausulierte Floskeln. Auch im BBL-Lizenzliga-Ausschuss und dem Aufsichtsrat der AG BBL war Hilgert ein „streitbarer Geist“.
Seine Leidenschaft, sein Einsatz und seine Stimme werden dem deutschen Basketball fehlen.