Welche bereits bekannten Akteure in den ersten drei Spieltagen überrascht haben? Für mich sind da vor allem drei Legionäre, zwei ehemalige Hamburger in neuem Umfeld sowie drei Deutsche im bekannten Umfeld zu nennen.
Die Liga pausiert, das Achtelfinale im Pokal steht auf dem Programm. In der easyCredit BBL sind bislang drei Spieltage absolviert. Das ist zugegebenermaßen ein überschaubarer Rahmen, aber dennoch ist mir aufgefallen, dass es einige Spieler gibt, die im Vergleich zur Vorsaison schon deutlich draufgepackt haben. Entsprechend möchte ich euch Akteure vorstellen, die sich – zum Teil auch in einem neuen Umfeld und/oder einer neuen Rolle – klar gesteigert haben und mich beeindrucken konnten. Da ich irgendwo statistisch ansetzen muss, habe ich mich dazu entschieden, nur Spieler zu berücksichtigen, die bislang mindestens zehn Punkte pro Spiel erzielt haben und vor dieser Saison schon in der deutschen Beletage gespielt haben. Meine statistische Eingrenzung schließt Elias Baggette aus, den ich aber trotzdem erwähnen möchte. In der vergangenen Saison spielte der 21-Jährige in Crailsheim insgesamt nur 82 BBL-Minuten, jetzt legt er 9,3 Punkte und 3,3 Assists für die Merlins auf.
Drei Legionäre
Hut ab vor Tommy Kuhse! Der Point Guard von RASTA Vechta ist der bislang effektivste Spieler der Saison. Bei seinem Europadebüt in der vergangenen Spielzeit in Ludwigsburg kam er in zwölf BBL-Einsätzen auf 6,2 Punkte im Schnitt, hatte aber zugegebenermaßen mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Dass er nun derart durchstarten würde, war aber trotz seiner guten NBA-Summerleague 2022 nicht zu erwarten. Der 25-Jährige legt für den ungeschlagenen Aufsteiger bisher 19,7 Punkte, 7,7 Assists und 3,7 Steals auf – das sind herausragende Werte!
Tuomas Iisalo nahm im Sommer seine halbe Bonner Mannschaft mit nach Paris, aber nicht Deane Williams. Der spektakuläre Brite geht bei den EWE Baskets Oldenburg die mit Abstand meisten Minuten (31:04 im Schnitt). Dabei hat er seinen Punkteschnitt (13,3) im Vergleich zur Vorsaison mehr als verdoppelt und sich zudem als Dreipunktewerfer (9/18) etabliert.
Durch den Abgang von Finals-MVP Yago dos Santos in Ulm ist Juan Nunez beim Deutschen Meister in die Rolle des Starters geschlüpft. Nach seinen WM-Erfahrungen wirkt der 19-jährige Youngster noch abgezockter. Beim Sieg im Spitzenspiel gegen Berlin erzielte er zehn der letzten 13 Punkte und servierte in den letzten vier Minuten auch noch vier Korbvorlagen. Der Linkshänder hatte im wahrsten Sinne des Wortes überall seine Finger im Spiel.
Zwei ehemalige Hamburger in neuem Umfeld
In der vergangenen Saison spielten Len Schoormann und Christoph Philipps gemeinsam bei den Veolia Towers Hamburg. Beide standen durchschnittlich ungefähr 16 Minuten auf dem Parkett und waren die ineffektivsten Spieler in der Stammrotation. Philipps war jetzt als zweitbester Scorer (14,0) in Tübingen auf dem besten Wege, den Durchbruch zu schaffen, der ihm in Ulm und Hamburg verwehrt geblieben war. Hoffentlich wirft ihn seine Knie-OP nicht zu sehr zurück. Sein ehemaliger Mannschaftskollege Schoormann profitiert in Oldenburg natürlich auch von den Ausfällen von Max DiLeo, Kenny Ogbe und Alen Pjanic, aber er nutzt auch die Chance, die sich ihm aufgetan hat (10,0 Punkte bei 55,0 Prozent Feldwurfquote). Zuletzt begann er die Spielzeiten in Frankfurt und in Hamburg jeweils stark, um dann in der zweiten Saisonhälfte deutlich abzubauen. Das darf ihm nicht zum dritten Mal passieren.
Drei Deutsche im bekannten Umfeld
Der erste Spieler, den ich hier nenne, hat vor zwei Jahren sieben BBL-Spiele für Bamberg bestritten und dabei keinen einzigen Punkt erzielt. Weil dieser erste Versuch im Oberhaus krachend fehlschlug, erhielt Joel Aminu den Stempel „ewiger ProA-Spieler“ verpasst. Pustekuchen! Jetzt erzielt der 26-Jährige 15,7 Punkte für das Überraschungsteam aus Vechta und trifft bei hohem Volumen mehr als 50 Prozent seiner Dreier.
Nicholas Tischler (Basketball Löwen Braunschweig) gilt eigentlich als der Allrounder der Zwillinge, hat aber jetzt sein Scorer-Gen entdeckt. Bislang 11,3 Punkte und stark verbesserte Quoten von 60,3 Prozent Wurfquote aus dem Feld belegen die Steigerung. Das Gleiche kann auch Eddy Edigin attestiert werden. Wie Tischler stand der Ludwigsburger in den ersten Spielen in der Startformation und hat dabei ein mehr als amtliches Zahlenwerk in die Bücher geschrieben: 12,5 Punkte, 8,5 Rebounds und eine Feldwurfquote von 77 Prozent! Der 27-Jährige ist auf dem besten Wege, sich als eine Macht unter den Brettern zu positionieren.
Kochs Nachschlag
Wie oben geschrieben, sind drei Spiele eine sehr kleine Stichprobe. Die BG Göttingen hat sogar erst eine einzige Partie bestritten. Deshalb taucht Zach Ensminger auch „nur“ im Nachschlag auf. Gegen Crailsheim gelangen dem Neuzugang der Veilchen nach der Pause 22 Punkte. Dazu legte der Guard auch noch sechs Assists auf, nachdem er in der letzten Spielzeit in Bonn nur auf das Parkett kam, wenn die Messe gelesen war. Sollte der 22-Jährige weiter auf diesem Niveau performen, hätte sich dieser Wechsel vollauf gelohnt.
Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.
Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.