Die ersten vier Partien im Halbfinale sind gespielt und wir schauen vor allem auf die Serie zwischen dem FC Bayern München und ratiopharm ulm, denn dort schreibt Ulm als Siebter weiter an einer Erfolgsgeschichte, die an den Ulmer Run von 2016 und 1998 erinnert. München dagegen hat ebenso wie Ludwigsburg historisch gesehen eine Erfolgswahrscheinlichkeit von nur 3,5 Prozent, doch noch ins Finale einzuziehen. Durch das 2-0 für das Ulmer Team von Anton Gavel ist es also gar nicht mehr so unwahrscheinlich, dass ein Finale ansteht mit zwei Vereinen, die beide noch nie Deutscher Meister waren. Das gab es zuletzt 2009 – und damals weinten am Ende die Fans des diesjährigen Favoriten aus Bonn.
Als Siebter in die Finals:
Am Freitag könnte ratiopharm ulm in die Finals einziehen, was angesichts des siebten Platzes nach der Hauptrunde ein großer Erfolg wäre. Allerdings gelang Ulm dies schon zwei Mal und ein Klub schaffte es sogar als Achter in die Finalserie. Ein kurzer Blick in die Historie:
2015/16 ging ratiopharm ulm als Siebter der Hauptrunde in die Playoffs und besiegte im Viertelfinale Oldenburg mit 3-1, im Halbfinale Frankfurt mit 3-1 und verlor im Finale mit 0-3 gegen Bamberg. Neben Per Günther stand damals auch der jetzige Bayern-Profi Augustine Rubit im Ulmer Kader, bei Bamberg spielten neben den jetzigen Münchenern Elias Harris und Andi Obst auch die drei NBA-Profis Daniel Theis, Brad Wanamaker und Darius Miller.
1997/98 ging der SSV ratiopharm Ulm als Siebter der Hauptrunde in die Playoffs und besiegte im Viertelfinale Bonn mit 4-1, im Halbfinale Bamberg mit 3-2 und verlor das Finale gegen Berlin mit 3-0.
2006/07 war die einzige Saison, in welcher der Achte der Hauptrunde in die Finals einziehen konnte: Die Artland Dragons gewannen 3:0 im Viertelfinale gegen Berlin, 3:2 im Halbfinale gegen Köln und verloren das Finale mit 1:3 gegen Bamberg.
Außerdem gab es vier weitere Teams, die es als Siebter in die Finals schafften:
- Frankfurt 2010 (3:1 im Viertelfinale gegen Berlin, 3:2 im Halbfinale gegen Bremerhaven, 2:3 im Finale gegen Bamberg)
- Bonn 2008 (3:1 im Viertelfinale gegen Quakenbrück, 3:2 im Halbfinale gegen Frankfurt,1:3 im Finale gegen Berlin)
- Bonn 1997 als Aufsteiger (4:2 im Viertelfinale gegen Rhöndorf, 3:0 im Halbfinale gegen Bamberg, 1:3 im Finale gegen Berlin)
- Köln 1986 vor Einführung der Playoffs im best-of-five-Format (2:1 im Viertelfinale gegen Hagen, 2:1 im Halbfinale gegen Bayreuth, 0:2 im Finale gegen Leverkusen)
Bis zur Deutschen Meisterschaft hat es der Siebte allerdings noch nie geschafft, lediglich der Fünfte der Hauptrunde konnte in der Geschichte der Liga drei Mal die Trophäe stemmen:
- Bamberg 2010 (3:0 im Viertelfinale gegen Bonn, 3:0 im Halbfinale gegen Braunschweig, 3:2 im Finale gegen Frankfurt).
- Berlin 2002 (3:0 im Viertelfinale gegen Leverkusen, 3:0 im Halbfinale gegen Frankfurt, 3:0 im Finale gegen Köln).
- Leverkusen 1985 vor Einführung der Playoffs mit drei Runden (2:0 im Halbfinale gegen Göttingen, 2:0 im Finale gegen Charlottenburg).
Erstmaliger Deutscher Meister garantiert?
Sollte ratiopharm ulm am Freitag den dritten Sieg holen, stünden auf jeden Fall zwei Teams im Finale, die beide noch nie Deutscher Meister waren, denn im anderen Halbfinale stehen mit Bonn und Ludwigsburg nun mal zwei Teams, bei denen genau das der Fall ist. Das gab es in der Historie der Liga in den 38 Saisons seit 1986 die Playoffs mit drei Runden eingeführt wurden genau drei Mal, zuletzt vor 14 Jahren:
1996/97: Der Erste Berlin schlägt Bonn (als Aufsteiger vom siebten Platz ins Finale) mit 3-1. Zuvor hatte Berlin im Halbfinale Rekordmeister Leverkusen nach sieben Meisterschaften in Serie entthront. In den sechs Jahren davor war Berlin fünf Mal an Leverkusen gescheitert, vier Mal davon im Finale. Damals als Spieler dabei: Bayerns Geschäftsführer Marko Pesic.
2003/04: Der Zweite Frankfurt schlägt den Vierten Bamberg (der zuvor Serienmeister Berlin aus dem Weg geräumt hatte) mit 3-2 und feiert nach dem Pokalsieg 2000 im fünften Jahr des Bestehens auch die erste Deutsche Meisterschaft. Damals als Spieler dabei: Pascal Roller.
2008/09: Der Zweite Oldenburg besiegt in den Finals den Vierten Bonn mit 3-2 und feiert nach dem wundersamen 71:70 im fünften Finale den ersten Titel der Klubgeschichte – natürlich dabei: Rickey Paulding. Für Bonn ist es nach 1997, 1999, 2001 und 2008 im fünften Finale die fünfte Vizemeisterschaft – doppelt bitter: dazu wurde kurz zuvor auch das Pokalfinale verloren.
Historie: Comeback nach 0-2
Vor welch einer großen Aufgabe der FC Bayern München und die MHP RIESEN Ludwigsburg stehen, zeigt die Historie der Liga: Seit der digitalen Erfassung der Ergebnisse ab der Saison 1998/99 lag in den Playoffs in 86 Serien ein Team mit 2:0 in Führung – und in 83 Fällen gewann dieses auch die Serie. Ein Team, das in den Playoffs mit 2:0 führt, hat demnach also eine Wahrscheinlichkeit von 96,5 Prozent die Serie zu gewinnen. Dazu kommt, dass sich in den vergangenen 61 Playoff-Duellen, in denen es 2:0 stand, immer der in Führung liegende Club durchgesetzt hat. Lediglich diese Mannschaften konnten eine Serie nach einem 0:2-Rückstand noch drehen:
Halbfinale 1999/00: Leverkusen – Frankfurt 3:2
Viertelfinale 2001/02: Bonn – Bamberg 3:2
Viertelfinale 2002/03: Bonn – Leverkusen 3:2
Dazu gelang es einmal in den Finals, die seit 1988 nach dem Modus best-of-five ausgetragen werden, einen Rückstand von 0-2 aufzuholen: 1989 verlor Bayreuth gegen Leverkusen die ersten beiden Finalspiele, gewann aber noch mit 3-2.
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