Zwanzig Minuten Feuerwerk, hinten heraus nochmal spannend gemacht, dann aber Nervenstärke bewiesen. Der 86:81-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft gegen Kanada hatte vieles zu bieten und aufgezeigt, dass sich das Team von Bundestrainer Gordie Herbert auf dem richtigen Weg befindet.
Die 12.387 Zuschauer in der Berliner Mercedes-Benz Arena sahen einen flotten Beginn. Beide Mannschaften freundeten sich mit schnellen Abschlüssen an - mit dem Unterschied, dass Kanada viel daneben warf und die deutschen Versuche dafür umso häufiger fielen. Daniel Theis stellte beispielsweise per Dreier auf 10:5. Den Nordamerikanern merkte man es in den ersten beiden Vierteln an, dass es für sie der erste Test der Vorbereitung war. Deutschland nutzte die Nachlässigkeiten gnadenlos aus und baute den Vorsprung durch einen 13:0-Run auf 15 Zähler aus (23:8). Das DBB-Team wusste an beiden Enden des Feldes zu überzeugen und überstand im zweiten Abschnitt selbst eine kurze Dürreperiode. Andi Obst fand - selbstverständlich von "Downtown" - die richtige Antwort (38:20) und Deutschland nahm den Rhythmus gleich wieder auf. Dank vier schön herausgespielter Angriffe in Serie wuchs die Führung wieder auf 45:28. Mit 50:34 ging es kurze Zeit später dann in die Halbzeit.
Die Gäste kamen deutlich verbessert aus der Pause und zwangen den Bundestrainer durch einen 8:0-Lauf zu einer frühen Auszeit. Kanada zeigte nun eindrucksvoll, welch Qualität in dem breiten Kader steckt und benötigte nicht mal drei Minuten, um den Rückstand von 16 auf drei Zähler einzudämmen (50:47). Dennis Schröder ließ die deutsche Mannschaft im Anschluss in der zweiten Hälfte ankommen und prompt wuchs der Vorsprung wieder zweistellig an (64:47). Doch die verbesserte Defense ließ die Kanadier ein zweites Mal zurückkommen. Vor allem Lu Dort (14 PTS) und Nickeil Alexander-Walker (11 PTS) waren offensiv wie defensiv für viele gute Dinge verantwortlich. Die Gäste pirschten sich wieder heran und konnten mit einer Minute Restzeit auf der Uhr erstmals ausgleichen (79:79). Deutschland setzte nach einer Auszeit auf Franz Wagner, der sofort seinen Abschluss suchte und 47 Sekunden vor Schluss den wichtigsten Dreier der Partie verwandelte. Kanada hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen, stattdessen machte Moritz Wagner den 86:81-Sieg an der Freiwurflinie perfekt (hier beim Boxscore gibt es derzeit noch technische Probleme).
Nach der langen Verletzung stand hinter Daniel Theis zum Start der Vorbereitung noch ein Fragezeichen, doch der Big Man ist nach seinen 17 Punkten und fünf Rebounds bereits in WM-Form. Dennis Schröder ließ sich von seinen Problemen an der Achillessehne wenig anmerken, der Kapitän legte 16 Zähler, sieben Boards sowie acht Assists auf auf und stach in der ersten Halbzeit allen voran durch seine exzellente Defense gegen Shai Gilgeous-Alexander heraus. Franz Wagner war mit 18 Punkten bester deutscher Werfer, Andi Obst steuerte 15 Punkte bei. Oscar da Silva, David Krämer und Leon Kratzer blieben ohne Einsatz, Justus Hollatz fiel nach einem Pferdekuss im Training aus.
Deutschland und Kanada könnten sich bereits am Wochenende erneut gegenüberstehen. Beide Teams nehmen am DBB-Supercup in Hamburg teil und könnten im Endspiel wieder aufeinandertreffen. Deutschland spielt das Halbfinale gegen China - Kanada trifft auf Neuseeland.