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Home/Newscenter/Die Klippen auf dem Weg zur WM-Medaille: Ursprünglicher Plan oder erfolgreiche Anpassungen?

Kochs NachschlagDie Klippen auf dem Weg zur WM-Medaille: Ursprünglicher Plan oder erfolgreiche Anpassungen?

31. August 2023
Die deutsche Mannschaft hat wie schon bei der EuroBasket im vergangenen Sommer mit ihren Leistungen bei den Weltmeisterschaften eine Euphorie-Welle ausgelöst. Während der kontinentalen Titelkämpfe war diese logischerweise noch spürbarer, weil die Spiele im eigenen Land ausgetragen wurden. Auch wenn es jetzt die Zeitverschiebung der arbeitenden Bevölkerung erschwert, den Begegnungen live beizuwohnen, verspüre ich erneut ein großes Interesse am Abschneiden der DBB-Auswahl. Die Fans (und alle, die es gerade werden) sprechen über den ganz großen Wurf. Deshalb möchte ich den (idealen) Weg im Turniermodus aufzeichnen und über die Hindernisse schreiben, die sich dem deutschen Medaillentraum in den Weg stellen können.

Die deutsche Mannschaft hat wie schon bei der EuroBasket im vergangenen Sommer mit ihren Leistungen bei den Weltmeisterschaften eine Euphorie-Welle ausgelöst. Während der kontinentalen Titelkämpfe war diese logischerweise noch spürbarer, weil die Spiele im eigenen Land ausgetragen wurden. Auch wenn es jetzt die Zeitverschiebung der arbeitenden Bevölkerung erschwert, den Begegnungen live beizuwohnen, verspüre ich erneut ein großes Interesse am Abschneiden der DBB-Auswahl. Die Fans (und alle, die es gerade werden) tagträumen vom ganz großen Wurf. Deshalb möchte ich den (idealen) Weg im Turniermodus aufzeichnen und über die Hindernisse schreiben, die sich dem deutschen Medaillentraum in den Weg stellen können.

Frühes Weiterkommen oder gefährlicher Dreiervergleich?

Deutschland tritt in Gruppe K gemeinsam mit Australien, Slowenien und Georgien an. Alle Ergebnisse der Vorrunde werden mitgenommen, so dass die Schützlinge von Gordon Herbert genauso wie die Slowenen mit weißer Weste in die zweite Gruppenphase starten. Am Freitag geht gegen den Außenseiter Georgien (hier ab 09:30 Uhr bei MagentaSport, Sprungball um 10:30), der mit Tornike Shengelia, Goga Bitazde und Alexander Mamukelashvili auf den großen Positionen über ordentlich Qualität verfügt, außen aber deutlich schwächer ist. Sollte Deutschland dieses Spiel (erwartungsgemäß) gewinnen und Slowenien am Freitag auch die Australier besiegen, stünden Dennis Schröder und Co. schon im Viertelfinale. Im Falle eines australischen Sieges würde die Lage aber knifflig. Sollten die Deutschen dann gegen Slowenien am Sonntag (hier ab 12:00 bei MagentaSport, Sprungball um 13:10) verlieren, käme es wahrscheinlich zu einem Dreiervergleich, bei dem das schlechteste Korbverhältnis eine Mannschaft aus ihrem Medaillentraum reißen würde. Deshalb kann es wirklich auf jeden Punkt ankommen.

Am Sonntag gegen den besten Spieler des Turniers

Die schönste Variante wäre natürlich der Gruppensieg, für den wahrscheinlich ein Erfolg am Sonntag gegen Slowenien nötig wäre. Erinnert ihr euch noch an den vergangenen Sommer? Da trafen beide Mannschaften in der Vorrunde in Köln aufeinander und Deutschland unterlag mit 80:88 (Highlights). Diese Niederlage dürfte noch in den Köpfen der Spieler sein und für Extramotivation sorgen (sofern man diese bei einer WM überhaupt braucht). Im Gegensatz zur seitdem verbesserten deutschen Mannschaft, sehe ich Slowenien nicht stärker. Mit mittlerweile 37 Lenzen hat Doncic‘ kongenialer Partner Goran Dragic auf die Turnierteilnahme verzichtet, so dass der Mavs-Star noch mehr kreieren muss. Seine Zahlen sind mehr als amtlich (30 Punkte, acht Rebounds und sieben Assists), aber Isaac Bonga verfügt über die Länge und die defensiven Qualitäten, um den 24-Jährigen einzuengen. Mal schauen, ob der Bundestrainer ihn mit dieser Aufgabe betraut. Es wäre aber vermessen zu glauben, dass man den besten Spieler des Turniers an die Kette legen kann.

Die Wichtigkeit des Gruppensiegs

Warum wäre der Gruppensieg so wichtig? Ganz einfach: Dann trifft man auf den Zweiten der Parallelgruppe L und nicht auf deren Sieger, also auf den vermeintlich schwächeren Kontrahenten. Ich vermute, dass Kanada sich vor Spanien (und Brasilien und Lettland) durchsetzen wird. Und richtig: Bei der EM im letzten Jahr gab es doch auch eine Niederlage gegen die Iberer. Im Halbfinale unterlag das deutsche Team dem späteren Titelträger mit 91:96 (Highlights). Ausgerechnet nach dieser Partie soll Bundestrainer Gordon Herbert mit seiner eigenen Leistung nicht zufrieden gewesen sein. Zur Erinnerung: Gegen die Spanier hatte er seine EM-Rotation verkürzt, im letzten Viertel länger an seinen bis dahin wichtigsten Spielern festgehalten, die aber am Ende etwas müde wirkten. Der Kanadier, der so großartige Arbeit leistet, dürfte wie die gesamte Mannschaft also noch eine Rechnung offen haben.

Und gegen wen könnte es dann im Halbfinale gehen? Stopp, spätestens jetzt muss ich die Notbremse ziehen, um mich nicht komplett zu vergaloppieren. Mit meinen Blicken in die Glaskugel habe mich ganz nah an die Klippe gewagt, entsprechend verzichte ich auf den nächsten Schritt. Nein, doch nicht ganz: Mit dem Gruppensieg wäre die Wahrscheinlichkeit groß, den USA im Semifinale aus dem Weg zu gehen.

Kochs Nachschlag

In meinem letzten Nachschlag habe ich mich mit Gordon Herberts Rotation beschäftigt. Das Auftaktspiel gegen Japan zeigte sehr klar, dass sein Grundgerüst neun Spieler umfassen sollte. Dann kam die Verletzung von Franz Wagner, der, wenn ich die bruchstückhaften Informationen richtig deute, spätestens gegen Slowenien zurückkehren dürfte. Aber in seiner Abwesenheit etablierte sich nicht nur „Ersatz-Starter“ Bonga in einer größeren Rolle, sondern auch Niels Giffey und Justus Hollatz zeigten mit ihren Leistungen, dass sie helfen können.

Was macht der Bundestrainer jetzt, wenn wieder alle Mann an Bord sein sollten? Zwei Möglichkeiten bieten sich an: Er kehrt zu seinem ursprünglichen Plan der Neuner-Rotation zurück, setzt Franz Wagner wieder in die Startformation und Giffey und Hollatz wieder auf die Bank. Oder behält er die Anpassungen bei, die gegen Australien und Finnland gut funktioniert haben: Bonga als Starter, Rekonvaleszent Wagner deshalb als Scorer der Second Unit von der Bank und Giffey und Hollatz für die Rotation auch im Hinterkopf. Ich denke, dass Herbert eher zur ersten Option tendiert, aber so oder so ist das für mich die spannendste Frage der Zwischenrunde.

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei Dyn, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere, Sportdigital und MagentaSport tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.