Die Veolia Towers Hamburg (2:1-Bilanz) fahren mit 95:79 bei medi bayreuth (1:2) den zweiten Sieg in Folge ein. Ihr Headcoach Raoul Korner genießt eine entspannte Heimkehr an seine ehemalige Wirkungsstätte. Der Sieg der Gäste, bei denen sechs Akteure zweistellig punkten, ist zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Gefahr.
Spielverlauf und Wendepunkte: Streng genommen war der Wendepunkt der einseitigen Begegnung bereits nach 45 Sekunden erreicht, als der Ex-Bayreuther Lukas Meisner die von Ahmed Hill herausgeworfene 3:0-Führung der Gastgeber per Dreier egalisierte. Denn von der 3. Minute an hatte Hamburg nahezu alles unter Kontrolle. Unter Tempokontrolle, genauer gesagt. Allen voran Aufbauspieler Kendale McCullum drückte aufs Gas, als wollte er Max Verstappen die kurz bevorstehende Weltmeisterschaft in der Formel 1 auf den finalen Metern noch streitig machen. Dabei offenbarte der US-Amerikaner eine beeindruckende Abgeklärtheit trotz des halsbrecherischen Tempos.
Aber es war bei Weitem nicht nur McCullum, der die Gäste-Führung verantwortete. Würde es den Rahmen dieses Berichts nicht sprengen, man müsste nahezu jeden Hamburger Rotationsspieler aufzählen. Mal war es Center Yoeli Childs, der seine Vorteile am Korb gegen die dort physisch unterlegenen Oberfranken ausnutzte. Mal war es Toptalent Ziga Samar, der die Defensive Bayreuths mit chirurgischen Pässen sezierte. Ein anderes Mal war es Len Schoormann, der Medis einziges Aufbäumen von der Halbzeit (37:44) mit zwei Dreiern in Folge sofort wieder scheitern ließ.
Und Bayreuth? Fand größtenteils nur in Form von Shooting Guard Ahmed Hill statt, der die einzige, halbwegs funktionierende Strategie am besten umsetzte: solide verteidigte Würfe treffen. Sein Backcourtpartner Brandon Childress erwischte dagegen einen rabenschwarzen Tag und verwandelte nur vier seiner 18 Würfe aus dem Feld.
Durch eine intensivere Verteidigung gelang es dem Team von Cheftrainer Lars Masell zwar im Schlussviertel nochmals, auf 70:77 heranzukommen. Auf der Gegenseite nutzte nun aber insbesondere EM-Held Jonas Wohlfarth-Bottermann seine Klasse am Brett aus. Dass nochmal etwas anbrennt, stand nie zur Debatte.
Duell im Fokus: Acht Jahre arbeiteten Raoul Korner und Lars Masell als Chef und Assistent in Braunschweig und Bayreuth zusammen. Nun trafen die guten Freunde, die mehrmals wöchentlich miteinander telefonieren, erstmals als direkte Headcoachrivalen aufeinander. Korner besaß bereits vor dem Spiel die Oberhand, als er offenbarte, dass sich Masell so richtig ärgern ließe, indem man nicht über seine Witze lachen würde - was laut Korner "nicht sonderlich schwierig" sei. Auch während der 40 Minuten hatte Masell wenig zu lachen.
Zahlen, bitte: Neun und sechs. Neun der elf eingesetzten Towers-Spieler punkteten, sechs davon zweistellig. Die Topscorerkrone setzte sich mit 16 Punkten Schoormann auf. Wer Zahlen zum Schmunzeln braucht: 3/4. "WoBo" traf erstaunliche 75 Prozent seiner Freiwürfe, nachdem er bislang erst einen von zehn Versuchen in dieser Saison verwandelt hatte.

Spieler der Partie: Wohlfarth-Bottermann und Schoormann sind veritable Kandidaten, den Zuschlag bekommt aber McCullum. Der Point Guard ging nicht nur die meisten Minuten (28:20), sondern setzte defensiv gewohnt über das ganze Feld den Ton und führte in erstaunlich souveräner Manier Regie in der Offensive. Vollgas, wenn Vollgas angebracht war. Scoring, wenn die Towers jemand in der Isolation raushauen musste. Neun Assists, wenn ein Mitspieler frei war.
Die Deutschen: Die wenigen Bayreuther Lichtblicke waren Kay Bruhnke, der aus der Distanz Gefahr ausstrahlte, sowie Ex-Tower Osaro Jürgen Rich, der mutig attackierte, dann aber verletzt vom Feld musste. Kapitän Basti Doreth agierte eher unauffällig und schimpfte im Anschluss über die schwache Leistung seines Teams. Nichts zu meckern gab es dagegen an den Auftritten von Schoormann, der makellos von der Dreierlinie blieb, Routinemonster WoBo sowie von Lukas Meisner, der die Saison in Topform startete.
Wie geht's weiter? Während medi bayreuth den Fokus bereits komplett auf das Pokal-Achtelfinale am Samstag um15 Uhr beim SYNTAINICS MBC legen kann, müssen die Towers im Vorfeld ihres Duells gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg (Samstag, 20.30 Uhr) am Mittwoch um 19 Uhr noch zum EuroCup-Auftakt bei Buducnost Podgorica in Montenegro antreten.
Video: Highlights zu dieser Partie gibt es hier oben rechts unter dem Punkt „Video“ oder hier bei MAGENTA SPORT.