Stand: (1) ALBA BERLIN - (8) Brose Bamberg 0-0
Titel: Berlin: Deutscher Meister 1997-2003, 2008, 2020, 2021 – Deutscher Pokalsieger 1997, 1999, 2002, 2003, 2006, 2009, 2013, 2014, 2016, 2020, 2022 – Korac Cup-Sieger 1995 / Bamberg: Deutscher Meister 2005, 2007, 2010-2013, 2015-2017 – Deutscher Pokalsieger 1992, 2010-2012, 2017, 2019.
Status quo: Noch vor wenigen Wochen sah es gar nicht danach aus, dass der alte Klassiker zwischen Berlin und Bamberg in den Playoffs eine Neuauflage erleben könnte. Aber Berlin hat sich mit elf Siegen in den vergangenen elf Spielen vom fünften auf den ersten Tabellenplatz hochgespielt und Bamberg ist mit 9:2 Siegen vom zwölften Platz noch in die Playoffs vorgerückt. Neben Bonn (zuletzt 11:1 Siege) sind ALBA und Brose damit die aktuell heißesten Teams der easyCredit BBL. Wie im Vorjahr wird im Modus 2-2-1 gespielt, der den Gastgeber verstärkt unter Druck setzt: Verliert der auch nur eines der ersten beiden Spiele, muss er anschließend auswärts gewinnen.
Stammgäste in den Playoffs: Brose Bamberg steht seit 2002, also die 21. Saison in Serie, in den Playoffs. Nur ein Klub kann da eine längere Serie vorweisen, nämlich der Verein aus der Hauptstadt. Seit ALBA 1990 mit der Lizenz des Vorgängervereins DTV Charlottenburg (stand seit 1986 ebenfalls regelmäßig in den Playoffs) in der Bundesliga debütierte, sind die Berliner immer in der Postseason dabei gewesen, also nun das 32. Jahr (ALBA) bzw. 37. Jahr (inkl. DTV) in Folge.
Bemerkenswert ist allerdings, dass sich hier zwar 19 Meistertitel (zehn für Berlin und neun für Bamberg) gegenüberstehen, sich beide Teams aber in den Playoffs zuletzt kaum sahen (das letzte Playoff-Duell ist schon elf Jahre her). In Finalserien standen sich beide sogar nur zweimal gegenüber (2003 mit Berlin und 2011 mit Bamberg als Sieger). Berlin spielte in den Finals viel lieber gegen Leverkusen oder Bonn (je fünfmal). Die Bamberger spielten die meisten Finalserien gegen Frankfurt (drei). Am Leben gehalten wurde die Rivalität in den letzten Jahren aber im Pokal. Ganz unten in diesem Vorbericht gibt es eine Übersicht über alle Playoff-Serien und Pokalduelle.
Was wir bisher gelernt haben: Titelverteidiger ALBA BERLIN geht zum ersten Mal seit 13 Jahren als Punktrunden-Erster in die Playoffs. Das beschert den Hauptstädtern den Heimvorteil bis ins Finale. Aber darüber hinaus wissen die Berliner aus leidvoller Erfahrung, dass man diesen ersten Platz nicht überbewerten darf. Als die Albatrosse 2009 unter Luka Pavicevic zum letzten Mal die Punktrunde gewannen, schieden sie im Halbfinale nach fünf Spielen – trotz Heimvorteil - gegen Bonn aus (Meister wurde dann Oldenburg).
Auch in den fünf Jahren davor schloss ALBA von 2004 bis 2008 regelmäßig die Punktrunde als Erster ab, wurde aber nur einmal (2008 ebenfalls unter Pavicevic) Meister. Bamberg hat bessere Erfahrungen mit dem ersten Platz gemacht. Die Oberfranken wurden von 2011 bis 2016 unter Chris Fleming bzw. Andrea Trinchieri sechsmal in Folge Punktrunden-Erster und gewannen bis auf 2014 (FC Bayern) anschließend stets auch den Titel. Aber in dieser Saison sind die Bamberger nur Punktrunden-Achter, und ein Achter wurde in der Geschichte der Liga noch nie Meister ...
Die besondere Brisanz: Das Playoff-Duell zwischen dem Tabellenersten und dem Achten ist wegen der Fallhöhe ein besonderes. Zweimal triumphierte der Außenseiter dabei in unserer Liga:
2010: Oldenburg – Braunschweig 1-3
2007: Berlin – Quakenbrück 0-3
Mehr Zahlen zu den größten Überraschungen und Comebacks in der Geschichte der Playoffs unserer Liga gibt es hier.
Die höchsten Siege:
Höchster Berliner Sieg: 95:51 am 17. September 1999 in Berlin.
Höchster Bamberger Sieg: 103:52 am 18. Dezember 2010 in Bamberg.
Duell im Fokus: Christian Sengfelder hat seinen Vertrag in Bamberg gerade bis 2025 verlängert und wird somit auch in den kommenden Saisons im Brose-Trikot noch oft gegen Berlin spielen, was er offenbar besonders gerne tut. Seine Karrierebestleistung erzielte der Power Forward gegen Berlin, als er vor einem Jahr die Bamberger mit 31 Punkten und 17 Rebounds zu einem 76:67-Sieg führte. Auch im Hinspiel der aktuellen Saison lief der Nationalspieler mit 29 Punkten bei seiner Saisonbestleistung heiß – Berlin gewann am sechsten Spieltag trotzdem in Bamberg 101:89. Beim Rückspiel vor vier Wochen passte Berlins Verteidigung etwas besser auf den Power Forward auf. Mit 17 Punkten war er beim 89:57-Sieg der Albatrosse trotzdem Bambergs Topscorer. Sengfelders stets gute Performance gegen ALBA ist umso erstaunlicher, weil die Berliner mit Luke Sikma, Johannes Thieman und Oscar da Silva sogar drei starke Optionen gegen ihn haben.
Bambergs X-Faktor: Der Bamberger Aufschwung in den letzten Wochen hat einen Namen: Chris Dowe! Der Anfang März nachverpflichtete US-Guard hat den Bamberger Backcourt mit im Schnitt 14 Punkten und vier Assists maßgeblich stabilisiert. In der Crunchtime kommt dann oft „Giftzwerg“ Justin Robinson mit irren Buzzer-Beatern von der Dreierlinie hinzu, um die Spiele endgültig zu entscheiden.
Berlins X-Faktor: Im Berliner Backcourt muss Bamberg nicht nur Maodo Lo stoppen, was in dieser Saison schon schwer genug ist, sondern auch Jaleen Smith und Tamir Blatt, die nach schwierigem Saisonstart immer stärkere Akzente setzen. Der israelische Nationalspieler präsentierte sich in den letzten zehn Spielen mit im Schnitt 2,5 Dreiern (bei einer Quote von 47 Prozent) und 5,7 Assists (bei nur 1,5 Ballverlusten) als echte Alternative zum deutschen Nationalspieler, und Jaleen Smith führte ALBA am Dienstag bei der Playoff-Generalprobe mit 24 Punkten (5/7 Dreier) zum 83:78-Sieg in München.
Big Men als Ballverteiler: In der easyCredit BBL glänzen die Big Men nur selten als Passgeber. Nur drei Power Forwards bzw. Center geben mehr als 2,5 Assists pro Spiel. Zwei davon treffen mit Luke Sikma (5,5 APG) und Akil Mitchell (3,0 APG) aufeinander und werden – nachdem Bamberg zuletzt immer öfter mit Martinas Geben auf der Fünf und Mitchell auf der Vier agiert - im Rahmen dieser Serie sogar auch direkt gegeneinander spielen.

Alte Bekannte: Nationalspieler Maodo Lo ist in Berlin geboren und aufgewachsen, entschied sich aber nach dem College, nicht beim Profiklub seiner Geburtsstadt zu unterschreiben, sondern in Bamberg - und nach einem Intermezzo in München spielt er nun erst seit 2020 in seiner Heimat, die er innig liebt, wie das Videoportrait hier unten zeigt. Berlins Nationalspieler Johannes Thiemann wurde im Bamberger Nachwuchs-Programm ausgebildet, hatte von 2013-2015 aber nur elf Kurzeinsätze im Profiteam. Der in Hamburg geborene Louis Olinde spielte von 2016 bis 2020 für Brose, und der am anderen Ende der Republik geborene Kenny Ogbe spielte von 2018 bis 2020 für ALBA. 2020 tauschten die beiden Forwards ihre Trikots. Marvin Omuvwie ist gebürtiger Berliner, spielte aber nie für die Albatrosse.
Und es spielten auch zahlreiche Akteure aus der Liga-Historie für beide Klubs, beispielsweise Bennet Hundt und Nelson Weidemann sowie die früheren Nationalspieler Steffen Hamann, Demond Greene, Lucca Staiger, Yassin Idbihi, Mithat Demirel, Ademola Okulaja und Armin Andres, aber auch die ausländischen Profis Bryce Taylor, Casey Jacobsen, Leon Radosevic, Shevon Thompson, Sharrod Ford, Alex Renfroe, Julius Jenkins, DeJuan Collins, Koko Archibong und Derrick Phelps.
Zahlen, bitte: Berlin ist Zweiter im Offensiv-Ranking (Bamberg auf dem fünften Rang) und Erster im Defensiv-Ranking (Bamberg auf dem 14. Rang). Auch in den einzelnen statistischen Kategorien rangiert – was bei einem Duell Erster vs. Achter nicht überrascht – Berlin durchweg vor Bamberg. Einzige Ausnahme: Bamberg hat 12,6 Offensiv-Rebounds pro Spiel – genauso viele wie Berlin.
Die historische Brisanz: In der Geschichte des deutschen Spitzenbasketballs gibt es einige große Rivalitäten – und die zwischen Bamberg und Berlin gehört definitiv dazu und ist trotz aller Rivalität beider Klubs mit den Bayern immer noch der Klassiker der Bundesligageschichte des neuen Jahrtausends! Dieses Duell wurde von Autor Thomas Pletzinger literarisch geadelt. Die Albatrosse aus der Weltmetropole Berlin gegen die Freaks aus dem Städtchen im Frankenland mit der pittoresken Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört– das Gegensätzliche dieses Duells hatte schon immer etwas – und dementsprechend viele große Spiele gab es:
Beispielsweise als Bamberg 2004 Berlins große Ära (sieben Jahre als Serienmeister) beendete – mit einem unerhörten 93:68 im fünften Halbfinale in Berlin, angeführt von einem 22-jährigen Steffen Hamann, der 25 Punkte auflegte und Berliner Größen wie Henrik Rödl, Marko Pesic und Mithat Demirel langsam aussehen ließ (Video).
Oder als Berlin 2006 das erste Pokalfinale gegeneinander unter dem heutigen Bundestrainer Henrik Rödl mit 85:73 gewann – und zwar in Bamberg gegen den damaligen Bamberger Headcoach Dirk Bauermann (Highlights auf Youtube)!
Oder das fünfte Finale von 2011 mit DEM Dunk vom damaligen Berliner Bryce Taylor (Video), in dem die Albatrosse schon die Hand am Titel hatten, aber die Dreier von John Goldsberry und Brian Roberts die Partie noch zum 72:65 für Bamberg drehten.
Und 2019 gewann Bamberg das Finale des MagentaSport BBL Pokals gegen favorisierte Albatrosse mit 83:82. Einen Monat zuvor am Tiefpunkt nach einer 67:85-Heimklatsche gegen den Aufsteiger Vechta erst hatte Bamberg den Trainer ausgewechselt – und dann zu Hause der Pokaltriumph dank Nikos Zisis und seinen Dreiern!
Die ewige Bilanz: In der seit 1998 geführten digitalen Datenbank führt Berlin mit 43:29 Siegen. Addiert man die früheren Resultate und die in der EuroLeague gegeneinander gespielten Begegnungen hinzu, ergibt sich folgende ewige Bilanz: 63 Siege Berlin – 36 Siege Bamberg (BBL: 40-25 / Playoff: 16-7 / Pokal: 4-4 / Champions Cup 1-0 / EuroLeague: 2-0). Das Auftaktspiel zu den diesjährigen Playoffs am Freitag ist damit wettbewerbsübergreifend die 100. Auflage dieses Klassikers.
Die Saison-Duelle: ALBA, das in der vergangenen Saison noch überraschend in Bamberg 67:76 verloren hatte, ließ in den Punktspielen der aktuellen Saison nichts anbrennen. Am sechsten Spieltag gewann ALBA bei den damals noch von Johan Roijakkers trainierten Bambergern 101:89, und beim Rückspiel in Berlin vor vier Wochen überrollten die Albatrosse die Oberfranken gar 89:57.
Im Blick des Bundestrainers: ... ist dies ist die Paarung, die Gordon Herbert ans Herz gelegt werden sollte, denn bei keinem anderen Viertelfinale kann er mehr Spieler mit DBB-Erfahrung beobachten. Berlin hat fünf deutsche Nationalspieler mit zusammen 127 Länderspielen im Kader: Maodo Lo (68), Jonas Mattisseck (1), Louis Olinde (2), Tim Schneider (2, aktuell verletzt) und Johannes Thiemann (54), Bamberg hat vier mit 58: Patrick Heckmann (34, aktuell verletzt), Dominic Lockhart (8), Kenneth Ogbe (4) und Christian Sengfelder (12).
Am Rande der Bande: Der Berliner Senat hat die bisher geltenden pandemiebedingten Vorschriften im Veranstaltungsbereich und damit auch die Kapazitätsbegrenzung in der Mercedes-Benz Arena (Freitag) und in der Max-Schmeling-Halle (Sonntag) aufgehoben.
Fernsehen / Livestream: Die Partie wird ab 19 Uhr live bei SPORT1 übertragen. Bei MAGENTA SPORT kommentiert Benni Zander das Spiel bereits ab 18:45 Uhr. Pascal Roller ist Experte und Arne Malsch führt die Field-Interviews. Es gibt alle Partien in HD - live und on demand hier bei MAGENTA SPORT.
Aktuelle Wettquoten: ALBA BERLIN vs. Brose Bamberg hier auf sportwetten.de.
Playoff-Serien: Acht Mal standen sich die beiden Klubs bzw. ihre Vorgängervereine seit 1987 in einer Playoffserie gegenüber, Berlin gewann fünfmal, Bamberg dreimal, darunter das oben erwähnte legendäre fünfte Krimi-Finale 2011 in eigener Halle mit 72:65.
- VF 1987: 2-1 für 1. FC 01 Bamberg
- VF 1988: 2-1 für DTV Charlottenburg
- HF 1991: 3-1 für BG Charlottenburg
- HF 1995: 3-0 für Berlin
- VF 1999: 3-0 für Berlin
- Finale 2003: 3-0 für Berlin
- HF 2004: 3-2 für Bamberg
- Finale 2011: 3-2 für Bamberg
Pokal-Duelle: Im Pokal trafen Bamberg und Berlin bereits achtmal aufeinander, wobei jeder Klub viermal gewinnen konnte. 2006 feierte Berlin in Bamberg den Pokalsieg, 2017 hievte Bamberg in Berlin den Pott in die Höhe (Finalsieg gegen München).
- HF 1997: 68:64 für Berlin
- VF 1998: 68:60 für Bamberg
- Finale 2006: 85:73 für Berlin
- VF 2010: 79:77 für Bamberg
- HF 2014: 83:67 für Berlin
- HF 2015: 86:65 für Bamberg
- Finale 2019: 83:82 für Bamberg
- Halbfinale 2020: 82:66 für Berlin