Ende Februar endete in der easyCredit BBL die erste Wechselfrist. Welches ist der einzige Klub, der bis dahin noch keinen Spieler dazu geholt hat? Welche vier dürfen nun im März nicht mehr? Welcher Klub sollte noch? Was waren die beste und die prominenteste Nachverpflichtung? Und wie sind eigentlich die Regeln?
Wenn Coaches ihre Mannschaft für die Spielzeit zusammenstellen, planen sie in der Regel damit, dass sie mit diesem Kader die Runde auch beenden werden. Es gibt aber auch Ausnahmen, die darauf spekulieren, dass man sich im Laufe der Saison (zum Beispiel nach den NBA-Cuts) beim spielenden Personal noch gezielt verstärken kann. Das ist legitim, aber in der easyCredit BBL aufgrund der Regeln nur begrenzt möglich, um Wettbewerbsverzerrungen vorzubeugen. So ist die Zahl der Nachverpflichtungen genauso eingeschränkt wie die Zeiträume, in denen sie getätigt werden können. Bevor ich diese Regularien darlege, möchte ich euch aber zwei spannende Fragen stellen, deren Antworten ich im Nachschlag liefern werde: Welche Mannschaft hat als einzige noch nicht nachverpflichtet? Und wer ist die prominenteste Nachverpflichtung.
Die Regeln
Auf dem Mannschaftsmeldebogen dürfen maximal 18 Spieler geführt werden, zu Saisonbeginn müssen dort mindestens zwölf Namen auftauchen. Die Wechselfrist beginnt aber nicht in der neuen Spielzeit, sondern drei Tage vor deren Start! Und nach diesem Zeitpunkt darf jedes Team maximal vier Akteure hinzufügen. Wer dieses Kontigent bis Ende Februar ausgeschöpft hat, steht blank da. Alle Klubs, die bis dahin maximal drei Spieler nachverpflichtet haben, dürfen im März noch einen holen. Diese Regeln erfordern kluges Vorgehen.
So ergibt es Sinn, wenn man Ende Februar eine Personalentscheidung im Köcher hat, abzuwägen, wann man die Nachmeldung tätigt. Eine Mannschaft, die weniger als drei zusätzliche Lizenzen verbraucht hat, macht dies logischerweise noch im Februar, um sich die letzte Option zu wahren. So haben die MLP Academics Heidelberg bei Kyan Anderson gehandelt. Klubs, die schon drei Mal nachverpflichtet haben, sollten bis unmittelbar vor dem ersten Einsatz des Spielers warten. Denn wenn er sich vor seinem Debüt verletzt, aber schon aber auf dem Meldebogen stand, sind alle Möglichkeiten erloschen.
Der Stand der Dinge
Vier Mannschaften haben bislang ihr Kontingent erschöpft und keine Handlungsmöglichkeiten mehr. Das sind mit dem SYNTAINICS MBC, s.Oliver Würzburg und den JobStairs GIESSEN 46ers wenig überraschend drei Teams aus dem Tabellenkeller. Komplettiert wird das Quartett von den MHP RIESEN Ludwigsburg, bei denen sich John Patrick fast schon traditionell während der Saison personell neu aufstellt.
Das wichtigste Nachverpflichtungspaket haben die FRAPORT SKYLINERS geschnürt. Ohne ihr Topscorer-Trio Will Cherry, Jamel McLean und Brancou Badio wären die Hessen aus meiner Sicht nicht wettbewerbsfähig und Abstiegskandidat Nummer eins.
Bester deutscher Saisontransfer ist für mich Oscar da Silva, der Ende September aus Ludwigsburg zu ALBA BERLIN kam, bester ausländischer Sindarius Thornwell, der ratiopharm ulm an beiden Enden des Feldes zusätzliche Stabilität verleiht. Der größte Steal ist Harald Frey von der BG Göttingen. Nur Experten kannten den Norweger, der in den ersten beiden Spielen groß aufspielte und die Playoff-Träume der Veilchen weiter befeuert. Die logischste Nachverpflichtung war Jon Gudmundsson bei den HAKRO Merlins Crailsheim, da es zuvor keinen Backup für den MVP-Kandidaten T.J. Shorts gab und die Hohenloher auch noch im FIBA Europe Cup vertreten sind.
Wo sollte am ehesten noch etwas passieren? Ich denke in Braunschweig. Robin Amaize werden wir leider in dieser Saison nicht wiedersehen, und mit dem zuletzt formstarken Tookie Brown fällt jetzt ein weiterer Leistungsträger mehrere Wochen aus. Die bislang einzige Nachverpflichtung Arturs Zagars hat verletzungsbedingt nicht einmal zehn Minuten gespielt. Bei nur fünf Ausländern im Kader bietet es sich an, noch einmal aktiv zu werden. Zwar haben die Löwen schon ein wenig Abstand zu den Abstiegsplätzen, aber es geht auch darum, die positive Stimmung und Tendenz nicht durch eine Niederlagenserie zu gefährden.
Kochs Nachschlag
Erste Antwort: medi bayreuth hat als einziger der 18 Klubs keinen Spieler dazu geholt! Obwohl die Oberfranken die ganze Saison über mit Corona und Verletzungen kämpfen und die Leistungsträger Basti Doreth, Cameron Wells, Janari Joesaar und Andi Seiferth addiert 39 Partien versäumten, hat Raoul Korner nicht nachverpflichtet. Da ihm der Klub signalisiert hatte, dass aufgrund der finanziellen Situation nur ein Spieler hinzugeholt werden könnte, hielt der Österreicher die Füße still. Angesichts der Vielzahl der Baustellen war dies eine nachvollziehbare Entscheidung, denn im Falle einer Nachverpflichtung wäre bei einem GAU gar nichts mehr möglich gewesen. So bissen die Bayreuther die Zähne zusammen und stehen derzeit mit einer positiven Bilanz auf dem neunten Platz. Respekt!
Zweite Antwort: Paul Zipser! Es war ein sehr schöner Moment, als der Nationalspieler am Mittwoch gegen Hamburg erstmals nach seiner Hirn-OP im Juni letzten Jahres für 15 Sekunden auf dem Parkett stand. Welcome back, Paul! Und der 28-Jährige zählt als Nachverpflichtung, weil er von den Bayern zunächst für die ProB gemeldet war.
Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.
Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.