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Home/Newscenter/Der Aufstieg des Assists: Kreatives Element mit subjektiven Kriterien

Kochs NachschlagDer Aufstieg des Assists: Kreatives Element mit subjektiven Kriterien

31. Dezember 2022
Magic Johnson ist bis heute mein Lieblingsspieler geblieben. Wenn er in den 80er Jahren (des vergangenen Jahrtausends!) im Fast Break einen seiner unglaublichen No-Look-Assists spielte, war ich verzückt. Der Spielmacher der Lakers erfüllte meine Sehnsucht nach schnellem Spiel und kreativer Ballbewegung. Der Pass unterscheidet den Mannschaftssport vom Individualsport, er ist ein verbindendes Element, mit dem Mitspieler glücklich gemacht werden können.

Magic Johnson ist bis heute mein Lieblingsspieler geblieben. Wenn er in den 80er Jahren (des vergangenen Jahrtausends!) im Fast Break einen seiner unglaublichen No-Look-Assists spielte, war ich verzückt. Der Spielmacher der Lakers erfüllte meine Sehnsucht nach schnellem Spiel und kreativer Ballbewegung. Der Pass unterscheidet den Mannschaftssport vom Individualsport, er ist ein verbindendes Element, mit dem Mitspieler glücklich gemacht werden können.

Mir ist aufgefallen, dass die Assist-Zahlen nach oben gehen. JeQuan Lewis von den Rostock Seawolves führt derzeit die Liga in dieser Kategorie an. Sein Schnitt von 9,2 pro Partie liegt höher als der von Jovan Novak, der 2019/2020 für den MBC durchschnittlich 8,9 Korbvorlagen auflegte. Das ist bislang der Bestwert für eine Saison. Die insgesamt meisten Assists in einer BBL-Karriere gehen mit 1895 auf das Konto von Jared Jordan. Aber abgesehen von seinen 19 Spielen 2019 für Gießen profitierte er dabei nicht von den seit 2018 gültigen Richtlinien der FIBA für einen Assist, die ihren Teil dazu beitragen, dass die Werte ansteigen. Die NBA und NCAA haben noch einmal andere Kriterien, die sich nicht nur von denen der FIBA, sondern auch noch zusätzlich voneinander unterscheiden. Dies hier alles auseinanderzudividieren, würde den Rahmen sprengen. 

Der Assist war schon immer die am subjektivsten bewertete Statistik. So ist es nicht verwunderlich, dass viele tolle Point Guards der NBA-Geschichte zu Hause ungefähr zehn Prozent mehr Assists als auswärts spiel(t)en. 

Was ist ein Assist per Definition?

Grundsätzlich gilt jeder Pass zu einem Spieler in der Zone, der dann punktet, als Assist! Das ist unabhängig davon, wie viele Dribblings dieser Spieler noch ausführt, oder ob er noch drei Wurftäuschungen und sieben Pirouetten einstreut wie Derrick Allen in seiner Glanzzeit. Jeder Pass zu einem Spieler außerhalb der Zone, der ohne Dribbling scort, gilt ebenfalls als Assist. Diese beiden Situationen sind eindeutig, aber bei der nächsten hält schon der Interpretationsspielraum Einzug: Es wird ein Assist gutgeschrieben, wenn ein Spieler außerhalb der Zone einen Pass erhält und danach aus dem Dribbling einen Korb erzielt, ohne seinen Gegenspieler in einer 1-1-Situation schlagen zu müssen. Helpside-Verteidiger sind in diesem Zusammenhang irrelevant. Aber man kann auch einen Assist erhalten, wenn der Scorer seinen direkten Kontrahenten noch überspielen muss. Dafür müssen zwei Kriterien erfüllt sein. Der Angreifer muss sofort nach Passempfang attackieren (catch and go), und sein Verteidiger muss sich in einer instabilen Position befinden. Alles klar?? Es gibt also immer noch einen Graubereich, auch wenn er kleiner geworden ist. 

Wenn der Passempfänger im Wurf gefoult wird und danach mindestens einen Freiwurf trifft, wird ebenfalls ein Assist gutgeschrieben. Im Fast Break muss der angespielte Akteur den Ball im Vorfeld empfangen, damit der Pass als Assist eingestuft werden kann.

Wie bewerte ich Passqualitäten?

Wenn ich einem Mitspieler, der zehn Meter vom Korb entfernt steht, den Ball zum erfolgreichen Dreier zupasse und sich zwischen uns beiden nur ein Meter und kein Gegenspieler befindet, bekomme ich dafür einen Assist. Dies sagt aber überhaupt gar nichts über meine Qualitäten als Passgeber aus. Aber laut FIBA-Regeln kann nur der letzte Pass vor dem Wurf ein Assist sein (in der NCAA ist es der Pass, der entscheidend für das Play ist). Natürlich werden am Ende in der Regel die besseren Passgeber auch hohe Assist-Zahlen aufweisen. 

Nikola Jokic ist ein großartiger und kreativer Ballverteiler, aber viele andere Big Men kommen auf relativ gute Werte, weil sie im Post gedoppelt werden und ihre Teams für diesen Fall Bewegungsschemata etabliert haben, die es relativ einfach machen, den freien Mann zu finden. Genauso haben stark penetrierende Guards einen Vorteil, weil sie durch das Überdribbeln ihres Gegenspielers eine Überzahlsituation generieren, durch die sich die Passmöglichkeiten klarer herauskristallisieren. Pinpoint-Passes unter den Korb gegen eine nicht rotierende Verteidigung sind deshalb die höchste Stufe der Passkunst. Zu guter Letzt ist auch der Assist-Turnover-Ratio in die Betrachtung einzubeziehen. Wenn viele Korbvorlagen mit vielen Ballverlusten einhergehen, sind sie natürlich weniger wertvoll.

Kochs Nachschlag

Ich gehe stark davon aus, dass alle, die den Nachschlag lesen, eine hohe Basketball-Affinität haben. Aber geht es euch nicht auch manchmal so, dass ihr den Eindruck gewinnt, euch in einem Dschungel zurechtfinden zu müssen? Das betrifft in erster Linie Regeländerungen und deren Interpretation. Aber auch im Bereich der Statistiken, Stichwort Advanced Stats, wird das Dickicht immer undurchdringlicher. Wie facettenreich das einfache Thema Assists ist, will ich abschließend noch einmal mit einem Blick auf die NBA verdeutlichen. Dort werden mittlerweile auch „Screen Assists“ gescoutet, Blocks für einen Mitspieler, die direkt zu einem Feldkorb für diesen führen. Mal schauen, was die Zukunft bringt. Erstmal – und das wünsche ich uns allen – hoffentlich einen guten Drive ins neue Jahr … sei es mit oder ohne Assist!

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ findet sich bei uns regelmäßig hier im News-Center rechts unter der Rubrik "Kochs Nachschlag". Außerdem produziert er gemeinsam mit Oliver Dütschke im Zweiwochentakt den Podcast „Talkin‘ Basketball“, der auf allen gängigen Plattformen abrufbar ist.