Es war der perfekte Abschluss eines ereignisreichen ersten Spieltages: ratiopharm ulm schlägt den Vizemeister aus München in einer hochdramatischen Partie mit 86:83 nach Verlängerung. Zum Duell zwischen Andi Obst und seinem letztjährigen Klub kam es nicht, denn der Nationalspieler war einer von acht Münchener Akteuren, die für die Auftaktpartie ausfielen.
Spielverlauf: Insgesamt sieben Neuzugänge standen zu Beginn der Partie auf dem Parkett, trotzdem fanden beide Mannschaften schnell ihren offensiven Rhythmus. Während die Bayern den Weg in die Zone suchten, setzten die Gäste auf ihren verlässlichen Distanzwurf (3/4 Dreier in den ersten sechs Minuten). Ulm attackierte nach Fehlwürfen aggressiv das offensive Brett, konnten die Überlegenheit unter den Körben aber nicht auf das Scoreboard übertragen (20:23).
Die Gastgeber fanden defensiv im Laufe der ersten Halbzeit immer besser zurecht und suchten auf der anderen Seite des Feldes - wie schon in der letzten Saison - ihre Vorteile im Post-Up. Mitte des zweiten Viertels setzte sich München dann durch einen 10:2-Lauf das erste Mal ab (37:29). Vor allem zwei Neuzugänge wussten in dieser Phase zu überzeugen: Darrun Hilliard und Augustine Rubit kombinierten in der ersten Halbzeit für 28 Punkte. Die Hausherren verteidigten die Führung bis zur Pause - mit 43:35 ging es in die Kabinen.
Die Bayern hielten die Energie nach dem Seitenwechsel weiter hoch und erspielten sich dadurch die erste zweistellige Führung der Partie. Semaj Christon übernahm in der Folge bei den Gästen die Verantwortung und führte sein Team nicht nur wieder heran, sondern brachte auch das Selbstbewusstsein zurück ins Ulmer Offensivspiel (58:58). Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, bei dem sich die Schwaben mittlerweile die besseren Würfe kreierten. Ulm lag mit Beginn der Schlussminute vier Punkte in Front, bis Nick Weiler-Babb an der Freiwurflinie verkürzte und Darrun Hilliard vier Sekunden vor Schluss mit einem Turnaround-Jumper gegen den Mann die Verlängerung forcierte.
In der Overtime wiederholten sich die Ereignisse der zweiten Halbzeit: Die Münchener erwischten durch einen 8:2-Lauf und zwei Dreiern von Deshaun Thomas den besseren Start, doch Semaj Christon hatte erneut die passende Antwort parat. Ulm kämpfte sich zurück und ging mit 84:83 in Führung. Natürlich war es wieder Christon, der per Floater auf 86:83 stellte. Die Bayern hatten zwar noch zweimal die Chance auszugleichen, allerdings verfehlten Hilliards Dreier das Ziel.
Zahlen bitte: Die Ulmer sind die erste Mannschaft seit den EWE Baskets Oldenburg in der Saison 2012/13, die die Bayern am ersten Spieltag bezwingen konnten.
Spieler der Partie: Semaj Christon legte mit 27 Punkten und 14 Assists ein monströses Double Double auf. Er führte die Gäste in der zweiten Halbzeit und Verlängerung gleich zweimal zurück ins Spiel und avancierte so zum Ulmer Matchwinner. Auf Münchener Seite lieferte Darrun Hilliard 26 Zähler und sieben Rebounds, easyCredit BBL-Rückkehrer Augustine Rubit steuerte 18 Punkte bei.
Die Deutschen: Nicolas Bretzel wusste in seinen sechs Minuten auf dem Parkett offensiv durchaus zu überzeugen, der Ulmer Center kam auf sechs Zähler. Vor dem Spiel erhielt Paul Zipser den Pascal-Roller-Award als beliebtester Spieler der vergangenen Saison. „Ich freue mich, da dies ein Zuschauerpreis ist, der direkt von den Fans kommt“, so der Nationalspieler.

Am Rande der Bande… nahm das Münchener Lazarett platz. Mit Paul Zipser, Leon Radosevic, Nihad Djedovic, Gavin Schilling, Andi Obst, Corey Walden, Othello Hunter und dem gesperrten Vladimir Lucic fielen acht Münchener aus.
Wie geht’s weiter: München startet am Donnerstag bei Maccabi Tel Aviv in die neue Euroleague-Saison. Danach steht am Sonntag das Pokal-Achtelfinale gegen Bamberg auf dem Programm. Die Ulmer reisen am Mittwoch zum zweiten Ligaspiel nach Bonn.