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Home/Newscenter/Früherer MVP, Wandervogel, Centerprojekt und USA-Rückkehrer – Die Nachverpflichtungen der Playoff-Anwärter

Kochs NachschlagFrüherer MVP, Wandervogel, Centerprojekt und USA-Rückkehrer – Die Nachverpflichtungen der Playoff-Anwärter

05. März 2021
Jamel McLean als Ersatz für Elias Harris? Ein Langzeit-Projekt als Berliner Antwort auf Münchens Jalen Reynolds? Eine Heimat für einen Wandervogel namens Boggy? Und zwei wichtige Spieler aus den USA für Bamberg und Bayern? Zum Ende der Wechselfrist hier meine Eindrücke zu den Nachverpflichtungen der Clubs der oberen Tabellenhälfte.

– Stefan Koch

Jamel McLean als Ersatz für Elias Harris? Ein Langzeit-Projekt als Berliner Antwort auf Münchens Jalen Reynolds? Eine Heimat für einen Wandervogel namens Boggy? Und zwei wichtige Spieler aus den USA für Bamberg und Bayern? Zum Ende der Wechselfrist hier meine Eindrücke zu den Nachverpflichtungen der Clubs der oberen Tabellenhälfte.

Vier Nachverpflichtungen darf eine Mannschaft im Laufe der Saison maximal tätigen. Für Clubs, die dieses Kontingent bis Ende Februar ausgeschöpft haben, schließt sich das Transferfenster, für alle anderen Vereine besteht noch die Chance, im Laufe des Märzes exakt einen weiteren neuen Spieler hinzuzuholen. Bis auf die EWE Baskets Oldenburg sind bislang alle Mannschaften aktiv geworden. Ich blicke zunächst auf die Teams, die auf den Playoff-Plätzen rangieren und befasse mich im nächsten Nachschlag in der kommenden Woche mit den Teams, welche die Postseason vermutlich nicht erreichen werden. In beiden Fällen besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit, nicht jede Nachverpflichtung muss erwähnt werden. Es geht vielmehr darum, die interessantesten Neuankömmlinge zu beleuchten.

Jamel McLean (MHP RIESEN Ludwigsburg)

Personalrochaden während der Saison sind genauso ein Markenzeichen von John Patrick wie aggressive und physische Verteidigung. Während Austin Wiley nach nur vier Minuten Einsatzzeit wieder seine Koffer packen musste, und Jonah Radebaugh noch keinen großen Einfluss hatte, erwarten die Ludwigsburger von Jamel McLean, dass er die Lücke schließt, die durch den Abgang von Elias Harris nach Spanien entstanden ist. Der ehemalige Nationalspieler (36 Länderspiele) war immerhin zweitbester Scorer und Rebounder des Tabellenführers. McLean ist ein ähnlicher Spielertyp – ein Innenspieler, dem ein paar Zentimeter fehlen, der aber aufgrund seiner Athletik dennoch erfolgreich am Brett agieren kann. Der Amerikaner war 2015 im Trikot von ALBA BERLIN Liga-MVP und brachte auch in der Euroleague regelmäßig Gegner aufs Poster (Video rechts). Diese Qualität hat der 32-Jährige nicht mehr, eine Verstärkung ist er aber allemal.

Christ Koumadje (ALBA BERLIN)

Ist Christ Koumadje ein Langzeit-Projekt und damit irgendwann die Berliner Antwort auf Walter Tavares und Moustapha Fall oder sollen seine 2,21 Meter bereits in dieser Saison das Playoff-Bollwerk gegen Jalen Reynolds sein? Auf jeden Fall ist er ein Spieler mit Perspektive, was auch seine Vertragslaufzeit unterstreicht. Während die meisten Nachverpflichtungen mit Verträgen bis zum Saisonende ausgestattet werden, erhielt der Center aus dem Tschad einen Kontrakt bis 2023. Seit seinen vier Jahren an der Florida State University (Video rechts) hat der 24-Jährige in erster Linie mit seiner Verteidigung für Aufsehen gesorgt. In der G-League war er Defensivspieler des Jahres und blockte in einem Spiel zwölf Würfe (Video)! Keine Frage, Koumadje kann die Zone dicht machen. Aber ist er wirklich bereit für den europäischen Basketball? Berlin ist bereits seine dritte Station in dieser Saison und weder in Spanien noch in Russland gelang es ihm, einen festen Platz in der Rotation zu ergattern.

Boggy Radosavljevic und Elias Lasisi (HAKRO Merlins Crailsheim)

Die HAKRO Merlins Crailsheim haben zwei Nachverpflichtungen getätigt, auch wenn dies auf den ersten Blick nicht auffallen mag. Denn beide Spieler waren zum Ligaauftakt schon dabei, trugen zuvor im Pokal aber noch das Trikot zweier Konkurrenten. Elias Lasisi spielte für Bamberg und ist jetzt ein absoluter Leistungsträger in Crailsheim. Der Belgier besticht mit einer fantastischen Dreierquote von 52,9 Prozent. Noch wichtiger für die Spielkultur ist aber Bogdan Radosavljevic, der im Cup noch für den MBC auflief. Über seine Pick-and-Rolls mit Trae Bell-Haynes generiert die Überraschungsmannschaft von Tuomas Iisalo häufig den ersten Vorteil, den sie dann durch schnelles Ballmovement veredelt. Für „Boggy“ ist es die achte Station seit 2018, aber bei den Merlins scheint es jetzt für beide Seiten zu passen. Wie gut es für das nachverpflichtete Duo läuft, zeigte beispielsweise der 109:81-Sieg in Göttingen, bei dem beide bei den Punkten ihre Karrierebestleistungen auflegten (Video rechts): Lasisi kam auf 20 Zähler, traf dabei vier von acht Dreiern, Radosavljevic lieferte ein Double-Double aus 28 Punkten (12/15 Würfe) und zehn Rebounds, dazu vier Assists.

David Krämer (Bayern München)

T.J. Bray raus und D.J. Seeley rein, Malcolm Thomas raus und James Gist rein – so sahen die Tauschaktionen der Bayern auf der Guard-Position und am Brett aus. Der Münchner Kader blieb und bleibt dadurch weiterhin mit neun Ausländern bestückt. Im Hinblick auf die BBL-Playoffs fehlte es aber an Qualität und Tiefe auf den deutschen Spots, gerade im Vergleich mit Meister und Pokalsieger Berlin, wo fast 55 Prozent aller Minuten an einheimische Spieler gehen. Unter diesem Gesichtspunkt war es für München eminent wichtig, David Krämer zu verpflichten, der früher in Ulm bereits gezeigt hatte, dass er in der BBL mindestens ein fester Rotationsspieler sein kann (Video rechts). Seeley und Gist sind erfahrenere und auch noch bessere Spieler als Krämer, aber gerade angesichts der Verletzungsproblematik bei Nihad Djedovic kann man einen weiteren deutschen Spieler gut gebrauchen. Ansonsten müssten nach Paul Zipser, Leon Radosevic und Robin Amaize schon die Youngster ran. Nach zwei Jahren G-League mit einer sehr überschaubaren Anzahl an Spielen, muss sich Krämer aber erst einmal wieder in den europäischen Basketball einfinden.

Devon Hall (Brose Bamberg)

Letzteres ist Devon Hall bestens gelungen. Der 25-jährige Amerikaner besticht bei Brose Bamberg bislang mit seinen beeindruckenden Allroundfähigkeiten und auch wenn es am Dienstag in Nymburk mit 87:91 die erste Niederlage in der Champions League gab, so zeigte Hall mit 24 Punkten doch seine Scorer-Fähigkeiten (Video rechts). Der 1,96 Meter große Guard bringt mehr Pointguard-Skills als erwartet mit, trifft seine Würfe hochprozentig, versteht es, seinen Körper auch in der Zone gewinnbringend einzusetzen, übernimmt Verantwortung in der Crunchtime und spielt im Rhythmus der Mannschaft. Dieses kleine Loblied entlarvt es: Ich bin ein großer Fan von Devon Hall und glaube, dass der Linkshänder eine Euroleague-Perspektive hat. Während mit Shevon Thompson die zweite Nachverpflichtung der Oberfranken mittlerweile Aufwärtstendenz zeigt, ist Alex Ruoff leider nur noch ein Schatten seiner selbst. Der frühere Göttinger konnte bislang in sechs Partien nur sechs Punkte beisteuern.

Kochs Nachschlag:

Manchmal möchtest Du dein Team verbessern, manchmal sind es Verletzungen, die Dich dazu veranlassen, auf dem Markt aktiv zu werden. Umso bitterer ist es, wenn die Nachverpflichtung dann auch noch ausfällt. So geschehen ist das bei den Hamburg Towers, die für den am Knie verletzten Hans Brase Johannes Richter aus Gießen holten, der sich dann – wir ahnen es – in Hamburg auch das Knie lädierte.

Deshalb: Gute Besserung nicht nur an die beiden Towers-Profis, sondern an alle Verletzten!

Zur Person

Stefan Koch war zwei Jahrzehnte lang Headcoach in der ersten Liga und wurde 2000 und 2005 als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Er erreichte mit seinen Teams regelmäßig die Playoffs und trat sieben Mal im Europapokal an. Sechs Mal nahm er am TOP FOUR teil und gewann 2000 mit Frankfurt den Pokal. Zudem war der Hesse drei Mal Headcoach des All-Star-Games.

Koch arbeitet aktuell als Kommentator bei MagentaSport, war früher auch als Experte und Kommentator für SPORT1, Premiere und Sportdigital tätig, sowie als Scout für die NBA. Seine Kolumne „Kochs Nachschlag“ erscheint regelmäßig auf der Homepage der easyCredit BBL.