Am Sonntagmorgen (6:40 Uhr deutscher Zeit) startet das DBB-Team gegen Italien in das olympische Turnier. Höchste Zeit auf die drei kommenden Gruppengegner der deutschen Mannschaft zu schauen: Wer hat die Nase in direkten Duellen vorne? Wer war bei vergangenen Spielen am erfolgreichsten? Welche Spieler stehen im Fokus? Hier ist alles Wissenswerte zusammengefasst:
Italien (10. Platz FIBA Weltrangliste)
Weg nach Tokio: Die Italiener qualifizierten sich, wie Deutschland, über das Quali-Turnier. Nachdem Gruppengegner Senegal das Turnier in Belgrad wegen zu vielen Coronafällen absagen musste, schlug man im einzigen Gruppenspiel Puerto Rico mit 90:83. Das Halbfinale gewann das Team von Head Coach Meo Sacchetti gegen die Dominikanische Republik (79:59). Im Finale gelang dann durch einen 102:95-Erfolg die große Überraschung gegen Topfavorit und Gastgeber Serbien.
Ewige Bilanz: In 65 Länderspielen ging die DBB-Auswahl lediglich 13 Mal als Gewinner vom Parkett. Als gutes Omen könnte allerdings das letzte Aufeinandertreffen dienen: Beim Supercup Mitte Juni setzte sich die DBB-Auswahl mit 91:79 durch. Joshiko Saibou (18 PTS) und Andreas Obst (13 PTS) waren in Hamburg Deutschlands beste Punktesammler.
Olympische Erfahrung: Italien ist das erste Mal seit dem Silbermedaillengewinn 2004 in Athen wieder für Olympia qualifiziert. Dies war, neben der Silbermedaille 1980, der bislang größte Erfolg auf olympischer Bühne. Insgesamt nahmen die Südeuropäer zwölf mal an den Spielen teil.
Stars: Nachdem er beim Quali-Turnier noch fehlte, ist NBA-Star Danilo Gallinari bei Olympia nun dabei. Italiens Anführer erreichte mit den Atlanta Hawks diese Saison die Conference Finals und dürfte seine in Belgrad stark aufspielende Vertretung Simone Fontecchio (19,6 PTS im Schnitt) erstmal auf die Bank verdrängen. Mit Nicolo Melli (Dallas Mavericks) und Nicolo Mannion (Golden State Warriors) stehen noch zwei weitere letztjährige NBA-Profis im Kader der Azzurri. Unter den Körben dominiert Fenerbahce Istanbuls Neuzugang Archille Polonara, der im Finale gegen Serbien mit 21 Punkten und 12 Rebounds herausstach.
Aktuelle Form: Italien testete nach dem Quali-Turnier nicht mehr, sondern bereitete sich wie die deutsche Mannschaft in einem teaminternen Trainingscamp auf das olympische Turnier vor.
Alte Bekannte: Simone Fontecchio führte ALBA BERLIN als Topscorer in den Playoffs (13,7 PTS) zum Meistertitel. Auch Michele Vitali ist ein bekanntes Gesicht aus der letzten Spielzeit - der exzellente Schütze zog mit Brose Bamberg in die Playoffs ein. Nicolo Melli gelang zwischen 2015 und 2017 in Bamberg der Durchbruch im europäischen Spitzenbasketball, unter Head Coach Andrea Trinchieri gewann er zweimal die Meisterschaft und einmal den Pokal.
Nigeria (22. Platz FIBA Weltrangliste)
Weg nach Tokio: Deutschlands zweiter Gruppengegner qualifizierte sich bei der WM 2019 in China als bester afrikanischer Teilnehmer. Nigeria verpasste damals als Gruppendritter zwar die Zwischenrunde, landete aber in den Platzierungsspielen mit Siegen über die Elfenbeinküste und China noch auf Rang 17.
Ewige Bilanz: Das bislang einzige Länderspiel zwischen Deutschland und Nigeria fand bei der ebenfalls in Japan stattfindenden WM 2006 statt (Video rechts). Im Achtelfinale setzte sich dort das von Dirk Nowitzki (23 PTS) und Ademola Okulaja (19 PTS) angeführte DBB-Team mit 78:77 durch.
Olympische Erfahrung: Nigeria nahm bereits an den letzten beiden Olympischen Spielen teil. Sowohl 2012 in London als auch 2016 in Rio de Janeiro konnten die Afrikaner allerdings nur ein Spiel gewinnen und schieden jeweils in der Gruppenphase aus.
Stars: Der NBA-erfahrene Head Coach Mike Brown (Cleveland Cavaliers / Los Angeles Lakers) hat gleich acht Schützlinge aus der stärksten Liga der Welt in seinem Aufgebot. Der Dreierspezialist Gabe Vincent (Miami Heat) bildet mit dem athletischen Josh Okogie (Minnesota Timberwolves) den Backcourt. Der junge Forward KZ Okpala (Miami Heat) gilt mit seiner Spannweite von 2,18m vor allem in der Defensive als großes Talent. In der Zone formen der dritte Draft Pick von 2015 Jahlil Okafor (Detroit Pistons), Chimezie Metu (Sacramento Kings) und der letztjährige Rookie Precious Achiuwa (Miami Heat) ein physisches Big Man Trio.
Aktuelle Form: Die "Tiger" eroberten in der Vorbereitung durch einen historischen 90:87-Erfolg über die USA die Herzen der Basketballwelt (Video rechts). Gabe Vincent traf sechs Dreier und war mit 21 Zählern Topscorer der Partie. Nachdem Nigeria nur zwei Tage später auch Vizeweltmeister Argentinien schlug (94:71), werden sie seither zum erweiterten Favoritenkreis gezählt - die FIBA listete die Nigerianer zuletzt auf Platz vier ihres Power Rankings. Im letzten Vorbereitungsspiel setzte es jedoch eine deutliche Niederlage gegen den kommenden Gruppengegner Australien (69:108).
Australien (3. Platz FIBA Weltrangliste)
Weg nach Tokio: Australien gehört seit Jahren zur Weltspitze und löste ebenfalls bei der WM in China als bestes Team aus Ozeanien das Olympia-Ticket. Die Gruppenphase und Zwischenrunde schlossen die „Boomers“ auf dem ersten Rang ab, anschließend stieß man nach einem Sieg über Tschechien (82:70) bis ins Halbfinale vor. Gegen den späteren Weltmeister Spanien war dort nach zweifacher Verlängerung Schluss (88:95) - gegen Frankreich ging zwei Tage später auch das Spiel um Bronze verloren (59:67).
Ewige Bilanz: Neben Italien wartet mit Australien ein zweites Team, gegen das die DBB-Auswahl nicht die beste Bilanz vorzuweisen hat: In fünf der bisherigen sieben Partien ging man als Verlierer vom Parkett. Die letzte Partie fand 2019 statt, damals setzte sich Deutschland in einem Testspiel vor der WM mit 74:64 durch. Sieben Akteure von 2019 stehen in Tokio weiterhin im Aufgebot des DBB.
Olympische Erfahrung: Australien wird in Tokio zum 13. Mal in Serie an Olympischen Spielen teilnehmen. Insgesamt können die "Boomers" 15 Teilnahmen vorweisen, wobei man vier Mal bis ins Halbfinale vorstieß. Auf die erste olympische Medaille wartet Australien trotzdem noch.
Stars: Nationaltrainer Brian Goorjian hat seinen breiten NBA-Kern mit Akteuren aus der heimischen NBL und Europa ergänzt. Das Gesicht der Mannschaft bilden die Veteranen: Neben den von Außen immer brandgefährlichen Patty Mills (San Antonio Spurs) und Joe Ingles (Utah Jazz) sind Guard Matthew Dellavedova (Melbourne United) und Center Aron Baynes (Toronto Raptors) für das Grobe verantwortlich. Unterstützung bekommen die Defensivspezialisten von Philadelphias Matisse Thybulle, der in seiner erst zweiten Saison ins All-NBA Defensive Second Team gewählt wurde. Mit Jock Landale (Melbourne United) steht unter den Körben auch noch der amtierende MVP der NBL zur Verfügung.
Aktuelle Form: Die Australier bereiteten sich gemeinsam mit der USA, Nigeria und Argentinien in Las Vegas vor. Ihre drei Testspiele schlossen die Australier mit drei Siegen ab, darunter auch ein 91:83-Erfolg über die USA (Video rechts). Australiens Fahnenträger Patty Mills glänzte in den Partien gegen die USA und Argentinien mit 19,5 Punkten und 4,5 Assists im Schnitt.
Alte Bekannte: Aron Baynes spielte in der Saison 2010/11 in Oldenburg und legte bei den Donnervögeln 6,8 Punkte und 3,7 Rebounds pro Partie auf. Danach ging es über Stationen in Griechenland und Slowenien in die NBA, wo er 2014 mit den San Antonio Spurs den Titel feiern konnte.