– Dirk Kaiser
Um das Wirken Karl Pfeils für den deutschen Basketball in seiner jetzigen Form – mit der easyCredit Basketball Bundesliga als eigenständige Profisport-Organisation und Marke – zu würdigen, bedarf es eines Rückblicks in das vergangene Jahrhundert:
Damals, Mitte der 80er-Jahre, gab es erste Bestrebungen, den Spielbetrieb der Ersten Bundesliga unter dem Dach des Deutschen Basketball Bundes (DBB) zu professionalisieren.
In verschiedenen Gremien, darunter der Beirat Spitzensport, dem seinerzeit unter anderem der damalige Manager von Bayer Leverkusen und spätere BBL-Commissioner Otto Reintjes, der spätere DBB-Vizepräsident für den Bereich Leistungssport, Dr. Wolfgang Hilgert, der damalige DBB-Generalsekretär Manfred Pelzer sowie Marco Baldi, der heute die Geschicke von ALBA BERLIN verantwortet, angehörten, wurden Ideen entworfen, wie sich die Erstligisten unter dem Dach des Verbandes positionieren könnten.
Karl Pfeil, mit dem Otto Reintjes und Wolfgang Hilgert erstmals in den 70er-Jahren beim TuS 04 Leverkusen in Kontakt gekommen waren (Pfeil gehörte seinerzeit dem Vorstand als Kassierer an), wirkte dabei im Hintergrund mit. Seine Meinung und sein Finanzverständnis, Pfeil war gelernter Kaufmann, waren dennoch gefragt. Die erste Reihe, das Scheinwerferlicht überließ der gebürtige Siegener gerne anderen. Eine Eigenschaft, die er sich bis heute beibehalten hat.
Am Zustandekommen des ersten Grundlagenvertrages beteiligt
1985, nachdem Wolfgang Hilgert den Führungs-Posten aufgegeben hatte, wurde Pfeil zum Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft (AG) Basketball-Bundesliga ernannt. Fortan war er es, der Unprätentiöse, der als Vertreter aller Erstligisten fungierte. Ein Amt, das viel Moderation und Kompromissbereitschaft erforderte – ohne die eigene Position vollständig aufzugeben.
Der Prozess, der Mitte der 80er-Jahre begonnen hatte, wurde schließlich Ende der 90er-Jahre vollendet – zuvor war es dem Verband gelungen, den ersten großen, langfristigen Fernsehvertrag mit ARD und ZDF auszuhandeln und der Übertragungen der Nationalmannschaft und Begegnungen der Bundesliga garantierte. 1997, beim DBB-Bundestag in Bremen, wurden schließlich die Weichen für die heutige Zusammenarbeit zwischen Verband und Liga gestellt. Zwei Jahre später war die Liga selbstständig – unter dem Dach des DBB.
Am 20. November 1999 unterzeichneten die damaligen Spitzen von DBB, Präsident Roland Geggus und Dr. Wolfgang Hilgert, und BBL, der AG-Vorsitzende Wolfgang Kram und Karl Pfeil, der zwei Jahre zuvor, im Oktober 1997, zum ersten Geschäftsführer der BBL bestellt worden war, den ersten Grundlagenvertrag. Der mittlerweile verstorbene DBB-Präsident Geggus würdigte den Zehn-Jahres-Kontrakt, der der Liga die Veräußerung der TV- und Vermarktungsrechte sowie die Durchführung der Wettbewerbe Meisterschaft und Pokal in Eigenregie ermöglichte, als „Jahrhundertvertrag“.
Kirch-Deal einer der „gemeinsamen Höhepunkte“
Mit der Unterzeichnung des Grundlagenvertrages, der 2009 in Düsseldorf vorzeitig bis ins Jahr 2022 verlängert wurde, bedurfte es aufseiten der Liga professioneller Strukturen. Dazu gehörte die Bestellung eines hauptamtlichen Geschäftsführers und der Aufbau einer eigenen Liga-Zentrale in Köln. Im Jahr 2000 wurde Otto Reintjes der erste BBL-Commissioner in der Liga-Historie – und Karl Pfeil, der an der Ausarbeitung des Grundlagenvertrages beteiligt gewesen war, rückte wieder in den Hintergrund.
Pfeil wurde Kaufmännischer Geschäftsführer und war für die neugegründete BBL GmbH im Gutachterausschuss tätig – der ersten Instanz im neu installierten Lizenzierungsverfahren. Der Finanz-Experte kam zwei bis dreimal pro Woche aus Düsseldorf in die Domstadt, um sich mit Reintjes auszutauschen und die nächsten Entwicklungsschritte beziehungsweise Projekte zu besprechen.
Der nächste große Deal, an dem Pfeil mitgewirkt hatte, war der TV-Vertrag mit der Kirch-Gruppe im August 2000. Ein Live-Spiel pro Woche im privaten Free-TV (Deutsches SportFernsehen), dazu eine Magazin-Sendung auf Sat.1. Und, nicht zu vergessen, mit dem Mode- und Bekleideungs-Unternehmen s.Oliver einen Namensgeber und Hauptsponsor an der Seite. Die Bundesliga startete durch. „Das war einer unserer gemeinsamen Höhepunkte“, erinnerte sich Reintjes an diese erste Hoch-Zeit.
2019 endet für das BBL-Ehrenmitglied eine fast 35-jährige Tätigkeit als AG-Geschäftsführer
Als der heute 70-Jährige 2005 zurück zum Bayer-Konzern wechselte und der Jurist Jan Pommer auf Reintjes folgte, begleitete Pfeil den Übergang – und blieb der BBL GmbH auch bis zu Pommers Ausscheiden im Jahr 2015 erhalten. Als Berater, Gutachter und nicht zuletzt BBL-Delegierter bei DBB-Bundestagen. Im Juli 2015 hielt es der passionierte Radfahrer für angebracht, die offizielle BBL-Tätigkeit aufzugeben. Aufgrund seiner langjährigen Verdienste für die Entwicklung der Liga wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.
Auch Dr. Stefan Holz, der seit 2015 die BBL GmbH führt, schätzte und schätz die ruhige und besonnene Art Karl Pfeils. Obschon nur noch sporadisch in der Liga-Zentrale zu Gast, wirkte Pfeil weiter – wenn er nicht gerade mit seiner Frau in seinem Lieblings-Domizil in den USA oder auf den Meeren dieser Welt weilte. 2019, nach fast 35 Jahren im Amt, gab Pfeil schließlich seinen letzten Job auf und schied als Geschäftsführer der AG Basketball-Bundesliga aus. Mehr als 40 Jahre Basketball lagen hinter ihm – hinter einem Menschen, der sich immer für die Sache eingesetzt und sich dabei selbst nicht so wichtig genommen hat.
Heute feiert Karl Pfeil zusammen mit seiner Frau Gisela in Düsseldorf seinen 80. Geburtstag. Das Präsidium, die Geschäftsführung und die Vereine der easyCredit BBL gratulieren dem Jubilar und wünschen ihm weiterhin alles Gute und Gesundheit!
Weggefährten und Gratulanten:
Dr. Stefan Holz (BBL-Geschäftsführer seit 2015): „Als ich 2015 zur BBL kam, habe ich Karl bereits am ersten Tag kennen- und schätzen gelernt. Sein tiefes Wissen um die Historie, Hintergründe und Besonderheiten der BBL, verbunden mit seiner Gelassenheit und seinem feinen rheinischem Humor, haben meine Arbeit stets bereichert, und tun dies nach wie vor, für hoffentlich noch viele weitere gesunde Jahre. Alles Gute, lieber Karl!“
Jan Pommer (BBL-Geschäftsführer von 2005 – 2015): „Karl Pfeil liebt den Basketball und hat sich immer uneigennützig und bescheiden in seinen Dienst gestellt. Er hat sehr großen Anteil an der positiven Entwicklung der Liga. Er ist ein Hidden Champion, ein wichtiger Ratgeber und mir ein Freund.“
Otto Reintjes (BBL-Commissioner von 2000 – 2005): „Karl Pfeil war ein sehr loyaler Mitarbeiter und Partner, der mit großem Engagement die Entwicklung der Liga vorangetrieben hat.“
Dr. Wolfgang Hilgert (bis 1985 AG-BBL-Geschäftsführer und ehemaliger DBB-Vize-Präsident): „Wir haben zu Beginn in verschiedensten Gremien zusammengearbeitet. In unserer gemeinsamen Zeit habe ich Karl Pfeil als einen sehr engagierten Menschen kennengelernt.“